TKugelblitz Ailton ist noch immer ein Star – Benefizspiel ist Erfolg

Ailton ist noch immer sehr bekannt. Der Kugelblitz gab in Moisburg den Ton an. Foto: Photo: Felix Schlikis/Lobeca.de
Mit einem Benefizspiel hat sich der Physiotherapeut Jörn Schimkat aus seinem langen Berufsleben verabschiedet. Einstige Fußballgrößen waren ganz volksnah.
Moisburg. Klangvolle Namen aus der Bundesliga sind nach Moisburg gekommen. Auf der Sportanlage Estepark stehen sich das Legendenteam „Ein Tor für Kinder“ und eine Traditionsmannschaft des Hamburger SV gegenüber, die das Spiel deutlich mit 5:0 für sich entscheidet.
Ein Name entwickelt besondere Anziehungskraft: Ailton. Als er eine Viertelstunde vor dem Anpfiff den Platz betritt, wird er gleich von überwiegend jugendlichen Autogrammjägern umringt.

Einmarsch der einstigen Bundesligaspieler in den Estepark. Foto: Photo: Felix Schlikis/Lobeca.de
„Ich wollte mich eigentlich wie alle anderen warm machen. Daraus wird nichts mehr“, entschuldigt er sich mit einem Achselzucken bei den Mitspielern. Fotos und Selfies sind wichtiger. Ailton ist immer noch der Star, wie einst zu Bundesligazeiten im Bremer Weserstadion.
„Mein Herz schlägt nur für Bremen. Ich wohne dort, wie viele meiner Freunde, hatte hier meine schönste und erfolgreichste Zeit“, sagt der gebürtige Brasilianer.
Unvergessliche und erfolgreiche Zeit bei Werder
Ein Rückblick auf die Saison 2003/2004 als absoluter Höhepunkt seiner Spielerkarriere: Ailton wird mit Werder Bremen Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und dazu mit 28 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga. Seine zumeist großartig herausgespielten Tore werden mit einem Jubelsturm und den Ailton-Rufen im Weserstadion begleitet. „Das alles bleibt für mich unvergesslich“, äußert sich der Stürmer, der in seinen sechs Jahren bei Werder in 208 Pflichtspielen 104 Tore erzielt hat.
Im Benefizspiel setzt der „Kugelblitz“, wie er oft bezeichnet wird, gleich zu Beginn den ersten Akzent, doch Legenden-Torhüter Andreas Reinke verhindert ein Tor. Im zweiten Versuch, kurz vor der Pause, schlägt es dann aber ein. Ailton, zentraler Angreifer mit der Rückennummer neun, setzt sich gekonnt im Strafraum durch. Sein platzierter Schuss landet unhaltbar im linken Eck.
Die verdiente Führung für den HSV. Die Hamburger legen im zweiten Durchgang eine kräftige Schippe drauf, werden damit ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht.
Vahid Hashemian, Eren Sen und der später gekommene, dann eingewechselte Marcell Janssen, mit zwei Toren in der Schlussphase, schrauben das Ergebnis auf 5:0.
Sascha Kirschstein ist ehrgeizig
Selbst ein Elfmetertor bleibt den „Legenden“ versagt. Schiedsrichter Tim Wöllmer zeigt plötzlich auf den Punkt. Sako nimmt Maß, setzt die Kugel ins obere Eck, doch HSV-Schlussmann Sascha Kirschstein reagiert humorlos, lenkt den Ball mit einer Glanzparade um den Pfosten.
Auf die Frage, warum er den Ehrentreffer nicht ganz einfach zugelassen habe, antwortet Kirschstein: „Das gibt es bei mir nicht. Ich mache keine Geschenke, will immer gewinnen und vor allem zu null spielen.“
Die zahlreichen Zuschauer werden gut unterhalten
Jörn Stolle, Marketingchef der Sparkasse Harburg-Buxtehude, führt als Moderator von der Empore mit launigen Worten, lustigen Anekdoten und reichhaltigen Informationen durch die Veranstaltung. Er ist neben dem Spiel auch für alle anderen Dinge am Rande zuständig. „Das ist mein Hobby, aber ich repräsentiere dabei auch meinen Arbeitgeber“, erwähnt Stolle.
Er stellt den rund 400 Besuchern nacheinander alle ehemaligen Größen mit den genauen Zahlen ihrer Einsätze vor. Ivan Klasnic und Thomas Helmer sind nicht gekommen. Klasnic hat wegen einer Zerrung abgesagt. Thomas Helmer fehlt, weil er als Moderator bei Sport1 am Sonntagmittag einspringen muss.
Der HSV ist nahezu ausschließlich mit ehemaligen Bundesligagrößen nach Moisburg gekommen. Das sind neben Kirschstein, Ailton, Marcell Janssen, Eren Sen, Vahid Hashemian, Alexander Laas, Ralph Jester, Tobias Homp, Martin Groth, Ralf Balzis, Matthias Reincke, Torhüter Andreas Reinke, der für die Legenden aufläuft, dazu der ehemalige-Bundesliga-Trainer Michael Oenning.
Ein Hamburger aber verdient besonderen Respekt
Bernd Wehmeyer, mit 72 Jahren ältester Spieler auf dem Platz, körperlich noch völlig fit, steht wie einst seinen Mann auf der Position als linker Außenverteidiger.
Wehmeyer, genannt „Fummel“, hat den Beinamen einst von Horst Hrubesch erhalten, weil er anstatt rechtzeitig abzuspielen, den Ball oft und viel zu gerne am eigenen Fuß hält. Er gehört derzeit als Vizepräsident zur Vereinsspitze beim HSV.

Gut gelaunte HSV-Legende: Bernd Wehmeyer (rechts) ist für sein Alter noch topfit. Foto: Photo: Felix Schlikis/Lobeca.de
Auch die Legenden sind mit bekannten Namen bestückt. Aus der Bundesliga sind es Andreas Reinke, Ralf Sievers, André Trulsen, Jens Duve und Klaus Ottens, dazu aus dem regionalen Bereich neben vielen anderen Frank Grobitzsch, sowie eine Größe des ehemaligen Vereins MTV Moisburg, Kepper de Souza da Silva, den aber eine Muskelverhärtung plagt. Betreut werden die beiden Mannschaften von Thomas Bliemeister beim HSV und Jens Duve bei den Legenden.
Ein unglücklicher Zwischenfall sorgt für Betroffenheit
Dennis Maschmann, der gerade die Praxis von Jörn Schimkat im Hausbrucher Moor übernommen hat, stürzt an der Außenlinie in vollem Lauf mit dem Knie gegen die Bande, muss mit einer offenen Fleischwunde ins Krankenhaus transportiert werden.
Die erste Diagnose wirkt beruhigend: Zum Glück ist nichts gebrochen. Die Wunde wird mit zehn Stichen genäht. Maschmann ist danach wieder wohlauf und kehrt auf die Sportanlage zurück.

Physiotherapeut Jörn Schimkat musste bei seinem Benefizspiel auch noch mal Hand anlegen. Foto: Photo: Felix Schlikis/Lobeca.de
Ein Besucher am Rande sorgt für Aufmerksamkeit: Die einstige Fußballgröße Harry Bähre, vor allem den älteren Fans gut bekannt als Bundesligaspieler des Hamburger SV, der beim Start im Jahr 1963 die Passnummer „1“ vom Deutschen Fußballbund erhält, will beim Abschiedsspiel von Jörn Schimkat natürlich auch dabei sein.
Der 83-Jährige hat im Verein, beginnend von ganz unten bis hinauf zum ehemaligen Vizepräsidenten des HSV, alle wichtigen Funktionen durchlaufen.
Bähre ist bekannt, als Mann offener Worte. Auf die Frage, wie lange der HSV, mittlerweile bereits in der siebten Saison, noch in der zweiten Liga verbleibt, kommt die klare, präzise formulierte Antwort: „Das Stadion ist voll. Wir befinden uns in einer absoluten Wohlfühloase. Die Spieler verdienen viel zu viel Geld, aber es fehlt ihnen an Klasse. Viele glauben aber, in der Champions League zu spielen.“
Es kommt viel Geld für guten Zweck zusammen
„Ich bin sehr zufrieden. Es waren viele Zuschauer da. Alles hat sehr gut funktioniert, auch das Wetter hat mitgespielt“, freut sich Veranstalter Jörn Schimkat, der über einen Zeitraum von 15 Jahren alle HSV-Mannschaften von der Bundesliga bis in die unteren Klassen und der Jugend als Physio betreut hat.
Die Endsumme aus den Spenden und Einnahmen steht noch nicht fest. Schimkat geht von etwa 35.000 Euro aus. Ein bei der abendlichen VIP-Party versteigerter Strandkorb bringt allein 3000 Euro ein. Der HSV beteiligt sich mit dem kostenlosen Auftritt als Geschenk für seinen ehemaligen Therapeuten am Spendenaufkommen.
Wohin der Erlös fließt
Der Gesamtbetrag wird zu gleichen Anteilen zwei gemeinnützigen Einrichtungen für ihre Aufgaben zur Verfügung gestellt. Das sind die Kinderkrebsinitiative KKI Buchholz-Holm-Seppensen und der ambulante Kinder-Hospizdienst Kids Anker in Hamburg. Eine große Hilfe für eine gute Sache.