T„Jeder kann ohne Grund lachen“: Über ein kurioses Kursangebot in Hollenbeck

Lach mal wieder: Dörthe Nagel lädt zum Lachyoga und zum Weltlachtag nach Hollenbeck ein. Foto: Fehlbus
Lachyoga soll gut für Atem und Kreislauf sein und gegen Stress helfen. Aber Witze erzählt hier niemand. Dörthe Nagel erklärt, wie es funktioniert und lädt für den 5. Mai zum Weltlachtag nach Hollenbeck ein - zum gemeinsam Glückshormone sammeln.
Hollenbeck. „Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind - wir sind glücklich, weil wir lachen.“ Der Satz stammt vom Begründer des Lachyogas, Dr. Madan Kataria aus Indien. Für Dörthe Nagel beschreibt er perfekt, warum auch alle, die nichts zu lachen haben, zum Lachen gehen sollten. „Der Norddeutsche ist sicher nicht zum Lachyoga geboren“, sagt die 59-Jährige. Aber lernen kann er es.
Grundlos laut aufzulachen kostet am Anfang Überwindung
Die ersten Übungen sind einfach - auf der motorischen Ebene. Lachen, begrüßen, lachen, gehen. Es kostet alle am Anfang Überwindung, grundlos laut aufzulachen, weiß Dörthe Nagel. Sie spaziert, mit den Armen vor dem Gesicht verschränkt, durch den Raum. Wie eine Miesmuschel mit mieser Laune. Dann klappt sie plötzlich die Arme auseinander und lacht laut auf. Dabei schaut sie ihrem Gegenüber tief in die Augen.

Dörthe und Peter Nagel zeigen sich beim Lachyoga mit erhobenen Daumen gegenseitige Wertschätzung. Foto: Fehlbus
Die Mundwinkel zucken, im Bauch tut sich ein kitzliges Glücksgefühl auf. „Wir müssen aus unserer Komfortzone herauskommen“, sagt Dörthe Nagel. Ihr Mann Peter Nagel macht immer mit, bisher als einer der wenigen Männer, sagt Dörthe Nagel. Dabei ist Lachen gut für das Herz-Kreislaufsystem, dient zur Stärkung des Atem-Systems und ist gut für die Verdauung. „Es ist so einfach und kommt im Alltag zu kurz“, sagt Peter Nagel.
1995 entstand die Lachclub-Bewegung in Mumbai in Indien. „Heute wird Lachyoga in mehr als 110 Ländern praktiziert“, sagt Dörthe Nagel. Die Hollenbeckerin hat sich zur Lachyoga-Leiterin ausbilden lassen. „Es hat mich schon immer interessiert“, sagt sie. Als dann ein potenzieller Übungsraum unter dem Dach fertig wurde, war es so weit. Ab sofort gibt es Lachyoga-Kurse bei ihr in Hollenbeck, Unterdorf 24. „Du gehst raus, hast gute Laune, und das hält an, als wenn du Sport gemacht hast“, sagt Dörthe Nagel.
Gegenseitige Wertschätzung beim Lachyoga-Treff
Das Lachen wird einfacher, wenn die ersten Lacher im Raum erklungen sind. Dörthe und Peter Nagel gehen mit Daumen-hoch-Geste aufeinander zu, lachen was das Zeug hält. Anerkennungslachen nennt sich die Übung. Die Teilnehmer zeigen ihre gegenseitige Wertschätzung. Manchmal brauche das doch jeder, sagt Dörthe Nagel, das Gefühl, dass einem einer auf die Schulter klopft.
Beim Lachyoga wird geklatscht, gedehnt und vor allem ganz tief ausgeatmet. „Hoho, haha“, wiederholt Dörthe Nagel mehrfach, schwenkt die Hände zur Seite, ruft „sehr gut, sehr gut“ und reißt beim anschließenden „Jaaaaa“ die Arme in die Höhe.
Alle zwei Wochen gibt es derzeit einen Lachyoga-Kurs in Hollenbeck, das nächste Mal am Montag, 6. Mai, 18.30 Uhr. Einen Tag zuvor ist Weltlachtag. Um 14 Uhr sollen alle auf der Welt gemeinsam lachen. Um 13.45 Uhr beginnt das Treffen bei Dörthe Nagel.
Positiv denken: Für die Welt lachen, nicht über sie
Ihr großer Wunsch ist es, dass möglichst viele kommen und sich trauen, laut unter freiem Himmel zu lachen. Für die Gesundheit, nicht über etwas oder jemanden. Das ist für Dörthe Nagel auch ein wichtiger Punkt. Auf dem Weg dahin, wieder wie ein Kind zu lachen, lässt sich nicht immer die aktuelle Situation auf der Welt oder im familiären Umfeld ausblenden.
„Aber ich kann die Welt auch belachen und mit meinem Lachen gute Energie in die Welt schicken“, sagt Dörthe Nagel. Der einzige, der dabei vielleicht etwas unehrlich behandelt wird, ist der eigene Körper.
Glückshormone gibt es auch bei unechtem Lachen
Das Lachen ist nämlich anfangs nicht echt. Es ist künstlich erzeugt, erlernte motorische Übungen führen zu Reaktionen, die allerdings erstaunlich sind. Medizinische Forschungsergebnisse zeigten, dass der Körper sogar dann Glückshormone produziert, wenn der Mensch nur vorgibt zu lachen oder sich glücklich verhält, so die Lachyoga-Leiterin.
Nach den Prinzipien des Neurolinguistischen Programmierens gebe es kaum einen Unterschied zwischen dem Denken einer Handlung und der Handlung selbst. Was auch immer der Auslöser für das Lachen sei, es führe zu den gleichen körperlichen Veränderungen. Am leichtesten ist es in der Gruppe. Hier führt der Augenkontakt dazu, dass aus dem willentlichen Lachen echtes Lachen wird. „Jeder kann ohne Grund lachen“, sagt Dörthe Nagel, „man muss sich nur darauf einlassen.“