TKurzes Gastspiel: Stader Kreiskantor verabschiedet sich zu Polarlichtern

Thorsten Ahlrichs an der Arp-Schnitger-Orgel in der Stader Cosmae-Kirche. Foto: Weselmann
Die Nachricht kam für viele überraschend: Nach nur gut einem Jahr verlässt Kreiskantor Thorsten Ahlrichs den Kirchenkreis Stade schon wieder. Was steckt dahinter?
Stade. Die Freude war groß, als Ende 2023 ein Nachfolger für Stades langjährigen Kirchenkreiskantor Martin Böcker gefunden wurde. Thorsten Ahlrichs (damals 45) hatte sich in einem Kirchen-Casting gegen 17 weitere Bewerber durchgesetzt. Am 1. März 2024 trat er seine Stelle als Kirchenkreiskantor im Kirchenkreis Stade und als Organist an der St. Cosmae et Damiani Kirche an.
Eigentlich wollte Ahlrichs länger in Stade bleiben
Dass der gebürtige Wilhelmshavener die Stelle nach nur gut einem Jahr aufgibt, habe viele überrascht, sogar ihn selbst, sagt Ahlrichs. Er sei eigentlich nicht unter der Prämisse nach Stade gekommen, die Stadt schon so bald wieder zu verlassen.
Über die genauen Gründe für sein kurzes Gastspiel hüllt sich Ahlrichs in Schweigen. Es habe aber keinen Konflikt zwischen Personen oder einen großen Knall gegeben, betont er. Es habe einfach nicht so gut gepasst. Die Struktur und die allgemeinen Umstände seien für ihn nicht die richtigen gewesen. „Als sich dann eher zufällig die Gelegenheit ergab, mich auf eine Stelle im norwegischen Tromsø zu bewerben, habe ich die Chance ergriffen“, sagt der Organist, Cembalist und Kirchenmusiker.

Kirchenkreiskantor Thorsten Ahlrichs vor seiner neuen Wirkungsstätte, der Eismeerkathedrale in Tromsø, Norwegen. Foto: privat
Tromsø liegt 344 Kilometer Luftlinie nördlich des Polarkreises und ist bei Touristen nicht nur wegen ihres reichen Kulturlebens beliebt, sondern auch wegen der Polarlichter und der Mitternachtssonne. Die scheint auch am 1. Juli noch, wenn Ahlrichs seinen Job als Kirchenmusiker in der architektonisch beeindruckenden Eismeerkathedrale in Tromsø antritt.
„Das Instrument ist eine große, moderne, sehr klangschöne Orgel und ich freue mich auf die neuen Möglichkeiten, nachdem ich nun zehn Jahre lang sehr intensiv alte Musik gemacht habe“, sagt Ahlrichs. Während der Mitternachtssonnenzeit will er zweimal in der Woche um 23 Uhr, wenn die tiefstehende Sonne durch die Kirche scheint, Orgelkonzerte anbieten. Außerdem bringt er als eine Neuerung Orgelführungen aus Deutschland mit.
Kirchen-Casting
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Dass es ab Oktober schnell dunkler wird und Ahlrichs von Ende November bis Ende Januar in der Polarnacht lebt, schreckt ihn nicht ab. Aktivität sei der Schlüssel, um mit dem fehlenden Tageslicht zurechtzukommen. Er sei schon Mitglied der Eismeerkathedralen-Wandergruppe und freue sich auf Touren gemeinsam mit seinem Hund Bamse.
Engagiert für die Weiterentwicklung der Kirchenmusik
„Thorsten Ahlrichs hat die Gottesdienste in Stade sehr bereichert. Er hat Menschen jeden Alters musikalisch begeistert und seine Liebe zur Orgel mit vielen geteilt. Ich bedaure, dass er uns verlässt. Für seinen Start in Norwegen wünschen wir ihm Gottes Segen“, sagt Superintendent Dr. Marc Wischnowsky. Als Kirchenkreiskantor begleitete Ahlrichs unter anderem die Kirchenmusiker und Organisten, leitete die Kinder- und Jugendchöre in Stade und engagierte sich für die Weiterentwicklung der Kirchenmusik im Kirchenkreis.
Mit Konzerten, Führungen und musikalischen Projekten habe Ahlrichs zudem die reiche Orgellandschaft der Region für viele Menschen erlebbar gemacht. Ein besonderes Beispiel dafür sei die noch bis September laufende Veranstaltungsreihe #cosmaeorgel350 anlässlich des 350. Jubiläums der Huss/Schnitger-Orgel in St. Cosmae.
Der Kirchenkreis ist nun auf der Suche nach einem neuen Kreiskantor oder einer neuen Kreiskantorin. Solange die Stelle nicht neu besetzt ist, wird Annegret Schönbeck von der Orgelakademie in St. Cosmae an der Orgel sitzen.

Thorsten Ahlrichs an der Arp-Schnitger-Orgel in der Stader Cosmae-Kirche. Foto: Weselmann
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