TKutenholz macht Spielplätze zu Baugrund – Anwohner protestieren

Ein paar Schaukelpferde und ein kleiner Sandkasten: Mehr gibt es auf dem Spielplatz Im Lakum nicht. Foto: Ahrens
In der Gemeinde Kutenholz sollen Spielplätze weichen. Insgesamt sechs Flächen werden zu Baugrundstücken. Politiker und Eltern arbeiten seit Jahren an diesem Vorhaben - doch ausgerechnet vor der letzten Hürde formierte sich Protest von Anwohnern.
Kutenholz. Die Spielplätze sind in der Gemeinde Kutenholz seit Jahren Thema: Bisher hielt die Gemeinde eine Vielzahl von Spielplätzen für die jüngsten Dorfbewohner aller Orte bereit. Doch die Menge der Spielflächen ging auf Kosten der Ausstattung. Einige Plätze waren in die Jahre gekommen und nur noch rudimentär ausgestattet - und dementsprechend genutzt.
Im Jahr 2017 sollte ein Antrag auf Prüfung das ändern. Alle Spielflächen der Gemeinde wurden unter die Lupe genommen. Unter Mitwirkung der Eltern wurde entschieden, welche Spielplätze modernisiert und welche aufgelöst werden. Sechs Jahre später, in der vergangenen Ratssitzung, war für das Großprojekt nun ein Ende geplant. Die Spielplätze sollen im Baurecht in Wohngrundstücke geändert werden und damit der Vergangenheit angehören.
Anwohnerprotest formt sich auf der Zielgeraden
Den Antrag auf Änderung der fünf Bebauungspläne gibt es seit 2019. Nach vielen Schritten und den öffentlichen Auslegungen, bei denen Bedenken geäußert werden konnten, sollte der Kutenholzer Rat das Vorhaben jetzt endgültig besiegeln. Auf der Zielgeraden formierte sich allerdings Protest: Anwohner rund um die Straße Im Lakum wollen ihren Spielplatz behalten.
Über ein Dutzend Bürger hatten sich bei der Ratssitzung zusammengefunden, um ihr Anliegen deutlich zu machen. Sie hatten im Vorhinein der Sitzung einen Fragenkatalog eingereicht, der in der Einwohnerfragestunde abgehandelt wurde. Schon im vorangegangenen Bauausschuss im September war eine Stellungnahme „aus Sicht eines Familienvaters“ eingereicht worden.
Das Argument, der Spielplatz werde nicht genutzt, sehen die Anwohner langfristig anders. „Der Großteil der Anwohner im Lakum und aus dem Finkenweg sind im Rentenalter. In den kommenden zehn Jahren werden vermehrt junge Familien wieder die Spielstraße und den Spielplatz mit ihren Kindern beleben“, betont der anwohnende Familienvater in seiner Stellungnahme. Die Spielplätze seien ein sozialer Faktor, weil sich Familien und Kinder dort kennenlernten.
Wenige, aber modernisierte Spielplätze bevorzugt
Die Politik antwortet auf die Fragen der Bürger eindeutig. Mit Unterstützung der Elterninitiative seien in den letzten Jahren zwei Spielplätze modernisiert worden. In Kutenholz wurden in der Wiesenstraße und im Rotdornweg neue, größere Spielgeräte aufgestellt. Letzterer liegt 500 Meter Fußweg entfernt vom Spielplatz Im Lakum. So sollten altersgerechte Gruppen zusammengeführt werden, indem sie alle denselben Spielplatz nutzen. Über die Initiative der Ideenschmiede seien die Bürger damals über Zeitung und Fredenbecker Blick informiert worden. Außerdem seien die Unterlagen zur öffentlichen Beteiligung im Rathaus zugänglich gewesen.

Das Klettergerüst ist eines der modernen Spielgeräte, womit der Platz am Rotdornweg punkten kann. Foto: Ahrens
„Sind die gesetzlichen Vorgaben pro Einwohner für Spielplätze weiter eingehalten?“, wirft die Anwohnergruppe in den Raum. Gemeindedirektor Matthias Hartlef weist darauf hin, dass das Spielplatzgesetz inzwischen ersatzlos weggefallen ist und die Vorgaben nur noch über die Bauleitplanung geregelt werden.
Das Grundstück Im Lakum, auf dem derzeit noch der Spielplatz beheimatet ist, misst gut 700 Quadratmeter. Der Verbindungsweg zum Finkenweg, der von vielen Kindern als Fahrradweg genutzt wird, bleibt bestehen - entgegen den Befürchtungen der Anwohner. Von der Umwandlung zum Baugebiet ist außerdem ein Platz zwischen Pappelweg und Raiffeisenstraße von 1130 Quadratmetern betroffen. In Mulsum geht es um 380 Quadratmeter am Apfelstieg, 960 Quadratmeter am Querweg und 510 Quadratmeter Am Ackerrain. Der Spielplatz in der alten Schmiedestraße hingegen bleibt. Auch in Aspe werden 480 Quadratmeter an der Straße Auf dem Krüschen in Baugebiet umgewandelt. Die Anwohner Im Lakum kritisieren, dass diese Änderung es unmöglich mache, die Flächen später doch noch einmal als Spielplätze zu nutzen.
Grundstücke der ehemaligen Spielplätze sollen verkauft werden
Die Gemeinde übernimmt die Kosten für die Umwandlung. Hartlef betont, dass das Vorhaben möglichst wirtschaftlich umgesetzt werden soll. Voraussichtlich ist ein Verkauf der Flächen geplant. „Kleinere Flächen sind oft interessant für Anwohner“, sagt Bürgermeisterin Sandra Lemmermann. Trotz Beschwerden der Anwohner ließ sich der Rat nicht beirren: Alle Vorhaben wurden besiegelt. Stattdessen brachten die kurzfristigen Einwände auch Unmut bei den Ratsmitgliedern hervor.
„Ich bin sehr enttäuscht, dass jetzt, nach zig Jahren, jemand kommt und sagt, das ist nicht in Ordnung“, kritisiert Uwe Lütjen (SPD) mit Blick auf die Planungszeit von sechs Jahren. Es hätte die Möglichkeit gegeben, schon vorher mitzusprechen. „So finde ich es schade und unwürdig für unsere Arbeit.“