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Nahverkehr

TKutenholzer beunruhigt: Macht die EVB zwei Bahnübergänge dicht?

Bürgermeisterin Sandra Lemmermann am Bahnübergang Binnenwiese in Kutenholz.

Bürgermeisterin Sandra Lemmermann am Bahnübergang Binnenwiese in Kutenholz. Foto: Bisping

Weil sie keine Schranken oder Lichtanlagen haben, könnten zwei technisch ungesicherte Bahnübergänge in Kutenholz geschlossen werden. Für viele Landwirte wäre das ein Problem.

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Von Alexandra Bisping
Dienstag, 06.05.2025, 05:50 Uhr

Kutenholz. Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe (EVB) wollen feststellen, ob sie zwei technisch ungesicherte Bahnübergänge in Kutenholz schließen. Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben noch in der Prüfphase.

Ein emotionales Thema, sagt die Kutenholzer Bürgermeisterin Sandra Lemmermann (CDU). „Die Bürger wollen das nicht.“

Es handelt sich um die Bahnübergänge Binnenweide und Sadersdorf. Vor allem Landwirte passieren die Übergänge, die ländlich liegen und über kleine Straßen und Wege erreichbar sind. „Wenn der Bahnübergang Binnenweide geschlossen wird, gibt es ein Problem mit den landwirtschaftlichen Geräten“, sagt Lemmermann. „Alle Landwirte müssen hier durch. Sie brauchen eine Strecke, um ihre Ernte nach Hause zu holen.“

Ein Vorschlag: die Schranke technisch sichern

Sandra Lemmermann stammt selbst aus der Region. „Der Bahnübergang war immer offen“, sagt sie. Eine Alternative wäre, an der Schiene entlang Richtung Wald eine Straße anzulegen. Allerdings sei das schlecht fürs Niederwild, also für Rehwild, Dachs, Hase, Kaninchen und Fuchs. Lemmermann sagt, da blute ihr als Jägerin das Herz.

„Wir haben auch eine technische Sicherung vorgeschlagen“, sagt Lemmermann. Schranken wären dann beispielsweise immer geschlossen, wer durchfahren wolle, müsse einen Knopf drücken.

„Wenn dieser Übergang geschlossen wird, kommen die Landwirte nicht mehr zu ihren Feldern“: Sandra Lemmermann am Übergang Sadersdorf.

„Wenn dieser Übergang geschlossen wird, kommen die Landwirte nicht mehr zu ihren Feldern“: Sandra Lemmermann am Übergang Sadersdorf. Foto: Bisping

Schwieriger ist die Lage beim Bahnübergang Sadersdorf. Der Weg über die Gleise führt direkt ins Grüne. „Der Übergang muss für die Öffentlichkeit unbedingt offen bleiben“, plädiert die Bürgermeisterin. „Die Landwirte kommen sonst gar nicht an ihre Felder.“

Hier fährt der Personenzug mit Tempo 80 durch

Bis auf wenige Ausnahmen fährt der RB33 zweimal pro Stunde die Strecke von Buxtehude nach Bremervörde und zurück. In Kutenholz passiert er jedes Mal die nur durch ein Andreaskreuz gesicherten Bahnübergänge mit einem Tempo von 80 Stundenkilometern - der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, sagt EVB-Pressesprecherin Andrea Stein. Weil es für diese Strecke nur ein Gleis gibt.

Einmal Richtung Buxtehude, einmal Bremervörde: Zweimal in der Stunde passiert die EVB die Bahnübergänge in Kutenholz.

Einmal Richtung Buxtehude, einmal Bremervörde: Zweimal in der Stunde passiert die EVB die Bahnübergänge in Kutenholz. Foto: Bisping

Nähert sich der Zug den unbeschrankten Übergängen, setzt der Zugführer zwei akustische Signale ab. Dazu sei er verpflichtet, sagt Andrea Stein. Zwei sogenannte Pfeiftafeln, die sich neben den Gleisen befinden, zeigen an, wann das passieren muss.

An technisch ungesicherten Bahnübergängen kommt es immer wieder zu Unfällen, bisweilen mit tragischem Ausgang. Erst im vergangenen Oktober kollidierte an einem Übergang in Mulsum (Kreis Cuxhaven) ein Auto mit einem Zug der EVB - die Fahrerin starb, ihre beiden Kinder überlebten schwer verletzt.

Im selben Monat stieß, ebenfalls im Kreis Cuxhaven, ein Zug kurz vor der Ortschaft Sellstedt mit einem Auto zusammen, das gerade einen Bahnübergang überquerte. Die beiden Fahrzeuginsassen wurden durch den Rettungsdienst erstversorgt und mussten nicht ins Krankenhaus.

Unfälle an Bahnübergängen bleiben konstant hoch

Laut Nachrichtenportal „Welt“ sind bei der Deutschen Bahn Unfälle an Bahnübergängen seit zwei Jahren konstant hoch: Im Jahr 2024 waren es 153, im Jahr zuvor 154.

Warum sich die EVB jetzt mit der Schließung der beiden Kutenholzer Bahnübergänge befasst? Stein: „Durch die Schließung von Bahnübergängen und Bahnüberwegen wird ein genereller Beitrag zur Sicherheit im Eisenbahnverkehr geleistet.“ Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz sei „nur ein nicht vorhandener Bahnübergang auch wirklich ein zu einhundert Prozent sicherer Bahnübergang“.

Die letzten Unfälle im Bereich Kutenholz liegen Andrea Stein zufolge mehrere Jahre zurück. „Dennoch passieren immer mal wieder Beinahe-Unfälle, die eine Schnellbremsung (Gefahrenbremsung) des Zuges nach sich ziehen, weil zum Beispiel ein Pkw, Personen oder Radfahrer das Gleis queren, obwohl sich der Zug nähert.“

Wie geht‘s weiter? Konkrete Lösungen gebe es noch nicht, so die Pressesprecherin. „Eine Möglichkeit wäre aber eventuell der Bau eines sich nördlich der Gleisanlagen befindlichen Parallelweges von der Straße Binnenweide zum Bahnübergang Sadersdorf.“

Der Übergang am Bahnhof in Kutenholz ist technisch gesichert.

Der Übergang am Bahnhof in Kutenholz ist technisch gesichert. Foto: Bisping

Die bisherigen Gespräche mit der EVB, sagt Lemmermann, seien konstruktiv gewesen. „Sie sind uns wohlgesonnen.“ Doch die Kutenholzer seien beunruhigt, einige hätten sie bereits wegen dieses Themas in ihrer Sprechstunde aufgesucht. Und sie sei das Sprachrohr für ihre Bürger. „Ich als Bürgermeisterin wünsche mir für meine Landwirte und mich, dass beide Bahnübergänge offen bleiben.“

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