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TLadensterben in Buxtehude: Diese Geschäfte sind schon dicht – oder schließen

Verwaist ist dieses Ladengeschäft in der Ritterstraße. Zuvor war dort ein Nagelstudio untergebracht.

Verwaist ist dieses Ladengeschäft in der Ritterstraße. Zuvor war dort ein Nagelstudio untergebracht. Foto: Thomas Sulzyc

Krise in der Innenstadt: Einige Fachgeschäfte in Buxtehude schließen für immer. In manchen entsteht Leerstand. Der Altstadtverein sorgt sich, der Handelsverband spricht von drohenden „Geisterstädten“. Aber es gibt auch eine gute Nachricht.

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 27.04.2024, 18:33 Uhr

Buxtehude. Laut einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) werden in diesem Jahr 5000 Geschäfte für immer schließen. Die Innenstadt von Buxtehude war bisher kaum vom Ladensterben betroffen. Umso mehr fallen zurzeit in Schaufenstern gleich mehrere Ankündigungen von Geschäftsaufgaben auf.

Stoffladen hat keinen Nachfolger gefunden

Es sind inhabergeführte Geschäfte wie der Stoffladen BM in der Breiten Straße, die eine Innenstadt so unverwechselbar machen und Aufenthaltsqualität schaffen. Inhaberin Birgit Müller handelt mit Stoffen, Wolle, Nadeln und Anleitungen. In gemütlichen Korbsesseln wird bei Tee und Keksen gestrickt. Damit ist zum 30. April Schluss - bis dahin läuft der Räumungsverkauf.

Im Alter von 60 Jahren nutzt die Inhaberin die Chance zu einer Veränderung und wird zu ihrer Enkelin an die Ostsee ziehen. In dem Haus in Kiel wird sie einen kleinen Wollladen eröffnen. „Eine Nachfolgerin für meinen Laden habe ich nicht finden können. Dabei ist das Geschäft wirtschaftlich“, sagt Birgit Müller. Ein Grund dafür: Viele Menschen würden einfach nicht mehr lange arbeiten wollen.

Seit zwölf Jahren ist Birgit Müller, eine Hamburgerin, Inhaberin des Stoffladens. An dem Standort in der Breiten Straße wird aber schon seit Längerem mit Stoffen und Wolle gehandelt: „Seit ungefähr 30 Jahren“, sagt eine Mitarbeiterin.

Teefachgeschäft hört nach 16 Jahren auf

In einem zweiten inhabergeführten Laden mit Sortiment, das das Leben schöner macht, herrscht bereits Leerstand. Das Teefachgeschäft „et ceTEEra“ an der Straße Zwischen den Brücken hat nach beinahe 16 Jahren endgültig geschlossen. Aus familiären Gründen hörte die Inhaberin Cordula Hein auf. Einige Tees und Kaffees, so steht es in einer letzten Botschaft an die Kunden auf einem Aushang im Schaufenster, vertreibt ab Juni die Altstadt-Buchhandlung. Die 42 Quadratmeter große Ladenfläche steht ab dem 1. Juni zur Vermietung.

Das Teefachgeschäft „et ceTEEra“ ist nicht mehr da: Mit diesem Aushang an der Ladentür verabschiedet sich die Inhaberin von den Kunden.

Das Teefachgeschäft „et ceTEEra“ ist nicht mehr da: Mit diesem Aushang an der Ladentür verabschiedet sich die Inhaberin von den Kunden. Foto: Thomas Sulzyc

Aus Rösterei wird eine Kunstgalerie

Der Handel mit Genussmitteln in Buxtehude hat bereits einige Rückschläge erlitten. Die Rösterei am Fleth hat bereits zum 1. Februar den stationären Einzelhandel aufgegeben und vertreibt Kaffee nur noch im Internet. Immerhin ist es zu einer Nachnutzung des Ladengeschäfts gekommen: Eine Galerie wird eröffnen, ihr Name Kunst Rösterei erinnert an die Ursprünge. Im Buxtehuder Ortsteil Immenbeck hat die Landbrauerei Hacker nach fünf Jahren für immer geschlossen und Anfang April bei einem Fest das letzte Bier ausgeschenkt.

Filiale der Kette Edel-Optics und das inhabergeführte Geschäft Der Stoffladen BM in der Altstadt von Buxtehude.

Geschäftsaufgaben in der Breiten Straße: Im Stoffladen (rechts) läuft der Räumgsverkauf, die Filiale der insolventen Kette Edel-Optics wirkt bereits verwaist und soll zum Monatsende aufgegeben werden. Foto: Sulzyc

Von der Insolvenz der Edel-Optics GmbH ist die Buxtehuder Innenstadt betroffen: Die Filiale des Unternehmens in der Breiten Straße soll laut einer Pressemitteilung Ende April geschlossen werden. Verwaist wegen Personalmangels am Unternehmenssitz in Hamburg (so ein Hinweis an der Ladentür) sieht das Ladengeschäft bereits jetzt aus.

Leer steht auch ein Ladengeschäft in der Ritterstraße, in dem sich ein Nagelstudio befand. Drei teppichähnliche Vorhänge im Schaufenster vermitteln einen tristen Eindruck.

Empfindlich getroffen hatte den Einzelhandel in der Buxtehuder Innenstadt bereits im vergangenen Jahr die Schließung der Filiale der bekannten Kette Schuhkay in der Langen Straße. Leerstand an der prominenten Adresse entstand nicht, weil der Online-Modehandel Monster-Sale.de darin ein stationäres Ladengeschäft eröffnete. Hinter Monster-Sale verbirgt sich das Modeunternehmen Bunth Clothing mit Sitz in Buxtehude.

Unternehmensnachfolge ist ein Problem

Den Leerstand und die Fluktuation im Einzelhandel der Buxtehuder Innenstadt bewertet Henning Schleemann, Sprecher für Einzelhandel beim Altstadtverein und Geschäftsführer des Kaufhauses Stackmann, so: „Die Leerstände zurzeit sind bedenklich, weil es sich um inhabergeführte Geschäfte handelt.“ Im Vergleich zu anderen Städten stehe Buxtehude aber noch gut da.

Viele Unternehmer, die in Ruhestand gehen, fänden keinen Nachfolger, sagt der Vorsitzende des Altstadtvereins, Ulrich Wiegel. „Und dieses Problem wird bleiben.“

Mehr Wohnen statt Gewerbe in der Altstadt?

Fallen Geschäfte weg, leidet das gesamte Stadtzentrum. So kommuniziert es jedenfalls der Handelsverband Deutschland. Aber ist das wirklich so? Jürgen Grabbert, Eigentümer mehrerer Wohneinheiten im Buxtehuder Stadtkern, empfiehlt, die Altstadt attraktiv für Bewohner zu machen. Kita-Plätze in der Innenstadt könnten dazu beitragen. Warum sollten nicht Tagesmüttervereine in leerstehenden Ladengeschäften unterkommen? „Einfach mal anders denken und machen“, sagt Grabbert.

Demnächst gibt es ein neues gastronomisches Angebot in der Buxtehuder Altstadt: Am Westfleth steht die Eröffnung des Restaurants Nila Afghanische Küche bevor.

Demnächst gibt es ein neues gastronomisches Angebot in der Buxtehuder Altstadt: Am Westfleth steht die Eröffnung des Restaurants Nila Afghanische Küche bevor. Foto: Sulzyc

Dass die Altstadt in Buxtehude nach wie vor attraktiv ist, zeigt sich am Westfleth: Im früheren Restaurant Labyrinth folgt auf eine zwischenzeitliche griechische Ära „ sehr bald“ - so steht es auf dem Aushang im Schaufenster - das Restaurant Nila mit afghanischer Küche. Den entsprechenden Schriftzug am Gebäude gibt es bereits.

  • Geywitz will sich für Vielfalt in Innenstädten einsetzen

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) will sich für mehr Vielfalt in deutschen Innenstädten einsetzen. Die Stadtzentren sollen nicht nur Raum zum Einkaufen bieten, sondern auch zum Wohnen und für Freizeitgestaltung. „Dafür müssen wir viele Gesetze anfassen, die wir uns in den letzten Jahren gegeben haben, die diese gemischt genutzte Stadt schwierig machen“, sagte die Ministerin in dieser Woche nach einer Tagung des Beirats Innenstadt in Berlin. Als Beispiele nannte sie das Baugesetzbuch, die Baunutzungsverordnung und Vorschriften zum Lärmschutz.

Die Innenstädte vielerorts befinden sich in der Krise. Oft sind sie fast ausschließlich auf den Einzelhandel ausgerichtet, unterscheiden sich durch die Filialen bekannter Marken aber kaum. Zudem sinkt seit Jahren die Zahl der Läden. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland ging die Zahl seit 2015 von 372.000 auf 311.000 nach unten.

Wenn der Einzelhandel geht, stürzen ganze Innenstädte. Wenn die Menschen keinen Anlass mehr für einen Innenstadtbesuch haben, dann drohen Geisterstädte. Das hat enorme Konsequenzen. Für die Wirtschaft, das Lebens- und Heimatgefühl der Menschen und auch für die gesamte Gesellschaft“, sagte Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE). (dpa)

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