Zähl Pixel
Baudenkmale

TLand Niedersachen lässt Besitzer von Reetdachhäusern im Stich

Reet: teuer und so kostbar für den Erhalt der reetgedeckten Baudenkmale in der Region.

Reet: teuer und so kostbar für den Erhalt der reetgedeckten Baudenkmale in der Region. Foto: Bast

Die Fördermittelsituation für Reetdachhaus-Besitzer ist schlecht. Eigentümer haben viele Auflagen zum Erhalt der Baudenkmale zu beachten. Nun will der Landkreis helfen - zumindest ein bisschen.

author
Von Isabell Bast
Dienstag, 17.09.2024, 05:50 Uhr

Dollern. Nachdem 2023 ein wichtiger Geldtopf, die Fördersäule für Kulturelles Erbe, vom Land Niedersachsen ersatzlos gestrichen wurde, ist eine Lücke entstanden. Im vergangenen Sommer hat sich der Stader Landrat Kai Seefried (CDU) daher mit einem Schreiben an den zuständigen Minister auf Landesebene, Falko Mohrs (SPD), gewandt. Dieser ist zuständig für Wissenschaft und Kultur und damit auch für reetgedeckte Baudenkmale.

Seefried hat auf den hohen Investitionsbedarf zur Erhaltung dieser oft ortsbildprägenden Gebäude aufmerksam gemacht. Die Antwort aus Hannover lies jedoch auf sich warten. Nach einer erneuten Anfrage im Oktober 2023 kam zwei Monate später eine Reaktion aus dem Ministerium. Diese fiel ernüchternd und sehr deutlich aus: Es sei kein zusätzliches Geld da für einen neuen Fördertopf.

Man bedauere die Einstellung der Förderung Kulturelles Erbe und habe sich intensiv für die Erhaltung eingesetzt, letztlich vergeblich. In dem Schreiben von Minister Mohrs heißt es weiter: „Großflächige Verluste von Reetdächern auf Baudenkmalen wären ein großer Schaden sowohl für das norddeutsche Kulturerbe, als auch für die Landesidentität und den kulturtouristischen Wert der gesamten Küstenregion.“

Die Fläche der reetgedeckten Dächer ist häufig sehr groß: hier pro Traufe 415 qm.

Die Fläche der reetgedeckten Dächer ist häufig sehr groß: hier pro Traufe 415 qm. Foto: Bast

Mohrs verweist auf die oberste Denkmalschutzbehörde sowie die Fachbehörde. Sie bemühten sich mit einer Förderung für „Denkmale in Not“ diese Lücke zumindest teilweise zu schließen. Zugleich begrüßte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur das Vorhaben des Landkreises Stade, einen regionalen Fonds zur Förderung von Reetdachsanierungen einzurichten und schiebt damit die Verantwortung geschickt weiter in Richtung der Kommunen.

Die Enttäuschung ist groß im Landkreis Stade

„Wir haben hier ein wichtiges Kulturgut für unsere Region und für ganz Niedersachsen. Ich finde es sehr enttäuschend, dass unsere Landesregierung die Bedeutung dieses Kulturschatzes nicht erkennt“, sagt Seefried. Der Landkreis Stade handelte und richtete einen neuen Fördertopf ein: 50.000 Euro sind im aktuellen Haushalt für die Förderung von reetgedeckten Baudenkmalen vorgesehen.

Damit werden 2024 neben dem Projekt in Dollern noch weitere sechs Vorhaben mit einer Summe zwischen 5.000 und 10.000 Euro bezuschusst. Die Nachfrage ist groß. Fünf Anträge konnten dieses Jahr nicht berücksichtigt werden. Diese rutschen direkt ins nächste Jahr zu den ersten neuen Anträgen: Für 2025 sind 75.000 Euro von der Verwaltung vorgesehen.

Große Freude bei Klaus-Peter Wilkens über den neu gedeckten Reetgiebel seiner Zahnarztpraxis in Dollern.

Große Freude bei Klaus-Peter Wilkens über den neu gedeckten Reetgiebel seiner Zahnarztpraxis in Dollern. Foto: Bast

Eine Reetdachsanierung bleibt eine finanzielle Herausforderung

„Leider sehen wir hier keinerlei Perspektive auf eine Verbesserung der Finanzierung seitens des Landes“, kommentiert Seefried die Situation. Deshalb habe der Landkreis die Förderung deutlich erhöht. „Im Verhältnis zu den hohen Kosten einer Reetdachsanierung ist ein solcher Zuschuss allerdings ehrlicherweise auch nur ein Anerkennungsbeitrag.“

Insgesamt strebt der Landkreis im nächsten Jahr eine Förderung zum Erhalt von Baudenkmalen von knapp 200.000 Euro an. Seefried warnt: „Höhere Beträge können wir als Landkreis für diese Aufgabe aber auch nicht aufbringen“. Das sei deutlich mehr Geld, als das Land Niedersachsen für den gesamten Elbe-Weser-Raum zur Verfügung habe.

Damit verbleibt die Hauptlast für den Erhalt der reetdachgedeckten Baudenkmale bei den Eigentümern. Inwieweit diese das finanzielle Paket einer Sanierung tragen können, wird sich zeigen. Es ist nicht auszuschließen, dass zukünftig Reetdachhäuser nach und nach aus dem Ortsbild verschwinden.

Weitere Artikel