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Landwirtschaft

TSchlepper-Training: Wie man mit einem 405-PS-Koloss eine Flasche öffnet

Hannah Wedemeyer (rechts) unterstützt Lisa Schwanenberg beim Öffnen der Flasche mit der Arbeitshydraulik.

Hannah Wedemeyer (rechts) unterstützt Lisa Schwanenberg beim Öffnen der Flasche mit der Arbeitshydraulik. Foto: Grell

2,15 Meter Hinterraddurchmesser, 405 PS. Bei den Daten eines modernen Treckers wirkt die Einparkübung aus der „normalen“ Fahrschule unpassend. Es braucht ein spezielles Training. Acht Frauen absolvierten es in Ahlerstedt.

Von Vanessa Grell und Miriam Fehlbus Dienstag, 18.06.2024, 13:55 Uhr

Ahlerstedt. Starke Maschinen sind nur was für Männer? Ein dummes Vorurteil, weiß Eide Hauschild, Beraterin Wirtschaft, Förderung und Meisterkurs Landwirtschaft bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Gemeinsam mit dem Landmaschinenhändler Schröder, der unter anderem einen Standort in Ahlerstedt hat, veranstaltete die Landwirtschaftskammer jetzt zum zweiten Mal ein Schlepper-Fahrtraining speziell für Frauen. Das Angebot richtete sich an Anfängerinnen und Wiedereinsteigerinnen, die Routine mit den typischen Herausforderungen eines Hofalltags bekommen wollten: Geräte an- und abkuppeln, mit dem Frontlader umgehen, Anhänger rangieren und kippen, Hydraulik und Oberlenker bedienen oder rückwärts in die Maschinenhalle fahren. „Es geht vor allem darum, dass die Teilnehmerinnen in Ruhe sämtliche Fragen stellen können“, erklärte Eide Hauschild.

Ziele, die an diesem Tag erreicht werden wollten

Auch wenn beim Fahrtraining der Spaß im Vordergrund stehen sollte, hatten sich viele Frauen Ziele gesetzt, die sie bis zum Ende des Tages erreichen wollten.

Auf dem Gelände des Landmaschinenhändlers Schröder in Ahlerstedt waren mehrere Stationen aufgebaut.

Auf dem Gelände des Landmaschinenhändlers Schröder in Ahlerstedt waren mehrere Stationen aufgebaut. Foto: Grell

„Wir haben einen kleinen Betrieb mit Pferden und bis jetzt hatte ich bei der Arbeit mit den Treckern leider immer nur Pech und Pannen. Meinem Mann fehlen da leider die Zeit und die Geduld, mir alles in Ruhe zu erklären“, erzählte Karin Tibke, die aus Stade angereist war.

Die Fahrt zum Feld geht nur mit Traktorführerschein

Kristin Damann aus Issendorf hatte einen besonderen Grund, weshalb sie an dem Fahrtraining teilnahm. „Mein Sohn ist jetzt 15 Jahre alt und möchte bei den Arbeiten auf dem Hof helfen. Jedoch darf er mit dem Trecker nur auf dem Feld fahren und benötigt deshalb jemanden, der ihn dort hinfährt. Das möchte ich in Zukunft gerne tun“, so Dammann. Das Mindestalter für den Traktorführerschein beträgt 16 Jahre.

Welcher Hydraulikschlauch wohin? Kristin Dammann aus Issendorf (links) lässt sich alles erklären.

Welcher Hydraulikschlauch wohin? Kristin Dammann aus Issendorf (links) lässt sich alles erklären. Foto: Grell

Steffi Gappa und Elke Zilow aus Güzlow wollten vor allem ihre Kenntnisse festigen und sich mit der Technik der Maschinen beschäftigen. „Vor allem haben wir Probleme damit, Gerätschaften anzubauen. Bei den ganzen Schläuchen und Kabeln verliert man schnell den Überblick“, so die beiden Frauen.

Hanna Wedemeyer trennt die Schläuche vom Frontlader.

Hanna Wedemeyer trennt die Schläuche von dem Frontlader. Foto: Grell

Tatsächlich sind die Maschinen innen und außen voller Hightech. Auf den ersten Blick sieht es beim Einstieg in die Fahrerkabine aus, als würde sich der Trecker-Sitz in einem Raumschiff befinden. Nur mit schalten, lenken und bremsen hat das nichts zu tun.

Verschiedene Stationen, um alle Bereiche abzudecken

Insgesamt bauten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landmaschinenhändlers sechs Stationen auf. Zu diesen zählten: Anbauen eines Anhängers an einen Trecker, einen Frontlader anbauen und Verladen von Heuballen, Anbauen von hydraulischer Technik, eine Rückwärtsfahrübung mit einem Anhänger sowie eine Station, bei der die Geschicklichkeit mit der Ackerschiene auf die Probe gestellt wurde. Hierbei ging es darum, dass die Teilnehmerinnen mit der Arbeitshydraulik des Treckers eine Flasche öffnen mussten.

Flaschenöffner an der Arbeitshydraulik des Treckers bewegen

„Dabei muss die Hydraulik sehr feinfühlig gesteuert werden“, erklärte Tobias Seemann, Verkaufsberater der Firma. An diese Aufgabe wagten sich gleich Hannah Wedemeyer und Lisa Schwanenberg heran.

Mit einem kleinen Flaschenöffner am Ende der Stange öffneten die Teilnehmerinnen die Flasche.

Mit einem kleinen Flaschenöffner am Ende der Stange öffnen die Teilnehmerinnen die Flasche. Foto: Grell

„Wir hatten zwar kurze Startschwierigkeiten, da wir erst die Hydraulik richtig einschätzen mussten, doch dann lief es sehr gut“, berichtete Wedemeyer und fügte hinzu: „Es war sehr lustig und hat Spaß gemacht.“

Einmal alle Funktionen austesten

Steffi Gappa und Elke Zilow starteten damit, Heuballen mit dem Hoflader auf gestapelte Paletten zu laden. Diese sollten einen Anhänger simulieren und so die Situation möglichst realitätsnah gestalten. Die Quaderballen haben Maße von bis zu drei Metern Länge bei 80 Zentimetern Höhe und 1,20 Meter Tiefe. Besonderes Geschick braucht es auch, um Rundballen auf einem Hänger sicher zu platzieren und dabei die Technik nicht aus den Augen zu verlieren.

Steffi Gappa war am Ende des Trainingstags begeistert: „Das war geil! Wir kannten den Radlader zwar schon, aber diese Aufgabe hat uns noch einmal mehr Sicherheit gegeben. Wir konnten uns hier Zeit lassen und alle Funktionen des Gefährts in Ruhe austesten.“

Hannah Wedemeyer (rechts) unterstützt Lisa Schwanenberg beim Öffnen der Flasche mit der Arbeitshydraulik.

Hannah Wedemeyer (rechts) unterstützt Lisa Schwanenberg beim Öffnen der Flasche mit der Arbeitshydraulik. Foto: Grell

Karin Tibke übt das Einparken mit dem Hänger. Besonders bewegliche Achsen sind eine Herausforderung.

Karin Tibke übt das Einparken mit dem Hänger. Besonders bewegliche Achsen sind eine Herausforderung. Foto: Grell

Wenn die Frauen den Frontlader angebaut hatten, mussten sie einen Ast damit aufheben.

Nachdem die Frauen den Frontlader angebaut hatten, mussten sie einen Ast damit aufheben. Foto: Grell

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