TLehrermangel: So will ihn ein Berufsbildungszentrum meistern

Lehrkräfte unterrichten, organisieren und vertreten – der Schulalltag ist vielseitig und herausfordernd. Foto: Caroline Seidel
Der Schulalltag hat sich verändert: Lehrer unter Hochdruck, Quereinsteiger sind gefragt, neue Ideen im Klassenzimmer. Wie gelingt es Schulen heute den Lehrermangel zu bewältigen und Schülern gerecht zu werden?
Zeven. Der Lehrkräftemangel bleibt ein Dauerproblem - bundesweit und auch in Zeven. Für berufsbildende Schulen ist es noch schwieriger, offene Stellen zu besetzen, da hier Lehrkräfte mit spezieller fachlicher Ausbildung gefragt sind.
„Vor allem in den Bereichen Bautechnik, Ernährung und Pflegewissenschaften ist es schwierig, Lehrkräfte zu gewinnen“, sagt Birte Loose, stellvertretende Schulleiterin am Berufsbildungszentrum Kivinan.
Etwas besser sehe es in der Besetzung der Wirtschaftsfächer aus. Doch auch in den Fächern Deutsch und Englisch bleibe der Bedarf hoch. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe ihre Schule 30 neue Lehrkräfte eingestellt. Die Lehrerin wertet dies als ein Zeichen für den tiefgreifenden Generationswechsel.
Mehr als nur Unterricht: Die heutige Arbeitsrealität von Lehrkräften
Der Lehrerberuf hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Heutzutage bedeutet er nicht mehr nur, die Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Neben der täglichen Unterrichtsvorbereitung gehören auch Vor- und Nachbereitung, Vertretungsstunden sowie zahlreiche organisatorische Aufgaben zum Berufsalltag.
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Für Lehrkräfte führt diese Zunahme an Aufgaben zu erheblichem Stress - oft reichen die vorgesehenen Arbeitsstunden dafür nicht aus. Birte Loose verdeutlicht: „Die Belastbarkeit ist ausgereizt.“ Auch stellt sie fest: „Als Schule hat man einen Bildungsauftrag und muss sich bewusst sein, dass diese jungen Menschen unsere Zukunft sind.“
Strategien gegen den Lehrkräftemangel
Um mit dem Personalmangel umzugehen, erklärt Bettina Michelet, Verwaltungsleiterin des Kivinans, verschiedene Ansätze. Einer davon ist die Abordnung von Lehrkräften anderer Schulen - in der Praxis erweist diese sich jedoch als schwierig. Zum einen, weil auch an anderen Schulen Personal fehlt, zum anderen, weil Abordnungen bei den betroffenen Lehrern nicht immer auf Zustimmung stoßen.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz pensionierter Lehrkräfte, die stundenweise in den Unterricht zurückkehren. Um dieses Modell attraktiver zu machen, wurde die Zuverdienstgrenze angehoben. So können Pensionierte mehr Stunden übernehmen und mit ihrer Erfahrung zur Entlastung beitragen.
Auch können Lehramtsstudierende bereits während ihres Studiums an Schulen arbeiten und beispielsweise Vertretungsstunden übernehmen. So sammeln sie erste Praxiserfahrungen, die im sonst theoretisch ausgerichteten Studium oft zu kurz kommen.
Eine weitere Maßnahme an der BBS ist die gleichzeitige Mitbetreuung einer zweiten Klasse. Michelet betont dabei, dass dieses Modell nur unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert. Da das Kivinan eine Vielfalt an Klassen und Bildungswegen anbietet, müssen dabei unter anderem Alter und Arbeitsverhalten der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden.
Wege zur Besetzung offener Lehrstellen
An Schulen können neue Stellen nicht frei nach Bedarf geschaffen werden, wie es in einem Unternehmen möglich wäre. Jede Schule erhält eine bestimmte Anzahl an Stellen, die besetzt werden dürfen. Eine Möglichkeit, bereits ausgeschriebene Stellen zu besetzen, bieten Quereinsteigende. Sie bringen oft die nötigen beruflichen Erfahrungen mit. Bettina Michelet weist darauf hin, dass das Kivinan Interessierte darüber berät, welche Wege in den Schuldienst führen und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen.