TLiebe im Spiel: Wie ein VfL-Paar den sportlichen Alltag meistert
Lara Witt und Francesc Iturria eint mehr als die Liebe zum Sport. Foto: Lars und Geertje Wertgen
Handballerin Lara Witt und Basketballer Francesc Iturria teilen Liebe, Ehrgeiz und Vereinsleben beim VfL Stade. Ihr Alltag ist sportlich, ihr Zusammenhalt stark.
Stade. Lara Witt und Francesc Iturria sind ein Paar, das auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnte – zumindest sportlich. Sie, 31 Jahre alt, ist eine treffsichere Rückraumspielerin bei den Handballerinnen des VfL Stade. Er, 29, lenkt als Spielmacher die Regionalliga-Basketballer des VfL. Doch privat sind die beiden seit sechs Jahren ein eingespieltes Team.
Ihr Alltag ist von Training und Spielen geprägt. Während Witt zwei- bis dreimal pro Woche trainiert und am Wochenende auf dem Handballfeld steht, ist Iturria dreimal wöchentlich beim Training und ebenfalls an den Wochenenden im Einsatz. Oft bedeutet das: Wenn einer nach Hause kommt, packt der andere schon wieder die Sporttasche.
Gemeinsame Abende auf der Couch sind vergleichsweise selten. Doch das stört sie kaum. Ein Training ausfallen lassen, nur um mehr Zeit zu zweit zu haben? Für beide undenkbar. „Dafür sind wir zu ehrgeizig“, sagt Lara Witt. Sie kennen es nicht anders und haben ihren Rhythmus gefunden.

Francesc Iturria ist seit Jahren Leistungsträger beim VfL. Foto: Jörg Struwe
Das gilt auch nach schwierigen Niederlagen. Beide genießen den Vorteil, dass der sportliche Partner genau nachvollziehen kann, was der andere gerade durchlebt. „Man ist zwar frustriert, hat aber jemanden, der die Situation aus eigener Erfahrung kennt“, sagt Witt. Iturria ergänzt: „Wir sind sehr kompetitiv, aber erinnern uns dann, dass man nicht immer gewinnen kann.“ Die gegenseitige Unterstützung ist ihr Erfolgsrezept.
Die freien Momente genießen sie umso intensiver. „Man freut sich dafür auf die Zeit nach der Saison“, sagt Iturria. Dann lassen sie Handball und Basketball liegen und greifen in Dollern gemeinsam zum Tennisschläger oder entspannen am Strand.
Vom Baskenland nach Stade: Iturrias Weg
Iturria stammt aus Vilassar de Mar, einem kleinen Ort nahe Barcelona. Bis er 19 war, lebte er dort, dann zog es ihn für vier Jahre ans Culver-Stockton-College im US-Bundesstaat Missouri. Sein früherer und heutiger Trainer Joan Rallo Fernández brachte ihn vor sieben Jahren schließlich nach Stade. „Ich bin froh, dass es so gekommen ist“, sagt er rückblickend.
Die Sprache war anfangs eine Hürde - zu Beginn unterhielten sich Witt und Iturria auf Englisch. Heute dominiert Deutsch im gemeinsamen Alltag: „Ich spreche zu 98 Prozent Deutsch, zu 1 Prozent Spanisch und zu 1 Prozent Englisch“, sagt Iturria.
Und in welcher Sprache sprechen sie, wenn sie sich streiten? „Wir streiten nicht, wir diskutieren“, sagt Lara Witt und lacht.
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Sportliche Leidenschaft und gegenseitige Inspiration
Sportlich sind beide Leistungsträger. Witt war in der Oberliga beste Werferin der zweiten Mannschaft, die erste Mannschaft unterstützt sie in der Regionalliga noch immer. In dem Team war sie einst Kapitänin und beste Spielerin.
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Auch wenn Handball in Spanien populär ist, hat sich Iturria in seiner Heimat wenig für den Handball interessiert. Durch seine Freundin hat er den Sport lieben gelernt. „Ich feiere die Mentalität und den Umgang mit gegnerischen Teams“, sagt er.
Iturria ist nach zwei Kreuzbandrissen vor einigen Jahren wieder fit und flexibel auf dem Feld - als Spielmacher und Flügelspieler. Auch Witt hat durch ihn eine neue Sportart lieben gelernt, obwohl sie zugeben muss: „Ich bin in jedem Spiel ratlos.“ Es sei schwierig zu sehen, warum Foul gepfiffen wurde. Handball ist schließlich deutlich körperbetonter. Es mache aber Spaß, die Heimspiele zu verfolgen. „Die Stimmung und die Fanbase nehmen einen mit“, sagt Witt.
Familie, Sprache und Zukunftspläne
Um die Verbindung zu Iturrias Familie zu stärken, hat Witt an der Volkshochschule Spanisch gelernt. Einmal pro Woche wollen sie zu Hause nur Spanisch sprechen, damit Witt geübt bleibt und sich mit seinen Eltern verständigen kann.

Lara Witt ist ein VfL-Urgestein und war einst beim Aufstieg in die 3. Liga ein wesentlicher Faktor (Archiv). Foto: Archiv
Mehrmals im Jahr reist Iturria nach Katalonien, im Sommer verbringen sie gemeinsam mehrere Wochen dort. Weihnachten feiern sie getrennt - sie in Stade, er in Spanien.
Ein Umzug nach Spanien steht vage im Raum, aber einen Zeitplan gibt es nicht. „Ich wollte schon immer woanders hin“, sagt Lara Witt. Doch die Bindung zur Familie hält sie bislang in Stade. Erst einmal haben sie sich ohnehin eine gemeinsame Wohnung in Stade gekauft. Beruflich würden beide sicher überall auf der Welt etwas finden. Witt arbeitet als Frontend-Entwicklerin, Iturria als Immobilienkaufmann bei OMW Immobilien.
Auch Iturria ist Familienmensch und vermisst die Küche seiner Mutter. „Ich würde gerne öfter das Essen von Mama genießen, insbesondere ihre Paella“, sagt er. In Stade hat er eine zweite Heimat und Familie gefunden. „Ich genieße den Moment“, betont er und übernimmt inzwischen deutsche Gewohnheiten: „Er legt mehr Wert auf Pünktlichkeit“, erzählt Lara Witt schmunzelnd. Auch beim Telefonieren hat er sich angepasst und spricht melodischer, anders als in Spanien - und zur Belustigung seiner Familie.
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