T„Liebe“ statt Genickbruch: Buxtehuder setzen sich für Tauben ein

Besonders viele Tauben in Buxtehude leben am Bahnhof. Deshalb will die Stadttaubenhilfe dort einen Taubenschlag aufstellen. Foto: Svantje Griese-Peters
Viele hassen sie. Andere sehen in ihnen liebenswerte Geschöpfe: Tauben. Ein neu gegründeter Verein setzt sich in Buxtehude für die Stadttauben ein, füttert die Tiere öffentlich. Warum auch Taubenhasser einen Nutzen davon haben.
Buxtehude. Tauben in der Stadt machen Dreck, fressen Abfall. Bei den Menschen haben die Tiere deshalb meist einen schlechten Ruf. Was viele nicht wissen: Stadttauben leiden - auch wegen der Menschen. Der neu gegründete Verein Stadttaubenhilfe Buxtehude setzt sich für die oft hungernden und erschöpften Tiere ein.
Weil sie Tauben füttern, ziehen sich Vereinsmitglieder den Zorn von anderen Menschen zu. Eine Autofahrerin habe ihr Fahrzeug angehalten und sie beschimpft, berichtet die 2. Vorsitzende Julika Teske.
Offenbar zur Einschüchterung habe jemand ein Foto von ihrem Autokennzeichen gemacht, erzählt Vorstandsmitglied Simone Hübner. „Man kann von Hass gegen Tauben sprechen“, sagt die 1. Vorsitzende Susanne Nübel, bekannt als Mitglied des Stadtrats. Zorn, den sich auch ihre Unterstützerinnen zuziehen.

Die Stadttaube gilt als Kulturfolger und hat sich dem Leben in der Nähe des Menschen angepasst. Foto: Jan Woitas/dpa
Ziel ist eine kleinere Taubenpopulation
Dabei sind sich Tierschützer und Taubenhasser einig, dass sie die Zahl der Tauben reduzieren wollen. Das artgerechte Füttern der Vögel, mit dem der Verein Stadttaubenhilfe zurzeit in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam macht, ist lediglich der erste Schritt einer Strategie zu einer kleineren Taubenpopulation.
Das ist die Idee: Auffällig viele Tauben in Buxtehude halten sich am Bahnhof auf. Vereinsmitglieder, zu erkennen an Warnwesten mit der Aufschrift „Tierrettung“, füttern derzeit die Stadttauben im Bahnhofsumfeld, um die Tiere an sich zu gewöhnen. Anschließend soll ein betreuter Taubenschlag errichtet werden.
Darin wollen Vereinsmitglieder die Stadttauben artgerecht füttern. Dadurch würden die Vögel die meiste Zeit im Schlag verbringen. „Wir werden die Population reduzieren, in dem wir Eier durch Attrappen ersetzen“, erklärt Julika Teske.

Eierattrappen in Taubenschlägen sollen helfen, die Population zu kontrollieren Foto: Robert Michael/dpa
Tierschützer setzen auf betreute Taubenschläge
Das Prinzip betreuter Taubenschläge nennt sich Augsburger Modell. Das Land Niedersachsen fördert die Errichtung und Ausstattung von Taubenschlägen zu einer tierschutzgerechten Eindämmung der Population von Stadttauben. Demnach übernimmt das Land die Ausgaben in Höhe von 80 Prozent der Gesamtsumme bis zu 15.000 Euro pro Taubenschlag.
Die Buxtehuder Taubenhelfer denken an einen ausgebauten Container, in dem sie Wasser und Futter lagern. Die geschätzten Kosten: 20.000 bis 30.000 Euro. Ein Standort am Bahnhof sei noch nicht gefunden. „Wir sind im Gespräch mit der Stadt“, sagt Julika Teske.
„Kübel-Otto“
T Tempo-30-Zone: Als Buxtehude bundesweit für Aufsehen sorgte
Stadt Limburg will Tauben per Genickbruch töten
Wie angespannt das Verhältnis der Menschen zu Stadttauben ist, zeigt das Beispiel der Stadt Limburg in Hessen. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss vor Kurzem, Hunderte Stadttauben per Genickbruch zu töten. Damit geriet sie überregional in die Schlagzeilen. Tierschützer sind entsetzt. Die rechtliche Prüfung stehe laut Medienberichten noch aus.
Das Problem mit Tauben in der Stadt sei menschengemacht. Darauf verweisen Tierschützer. Stadttauben seien keine Wildtiere, sondern die verwilderten Nachfahren von Haustieren. „Sie sind auf uns angewiesen - wie Hunde und Katzen“, sagt Julika Teske.
Das Problem ist menschengemacht
Viele Stadttauben seien unterernährt. Aus Hungersnot hielten sie sich in der Nähe von Menschen auf, um Essensreste zu ergattern. Die Abfälle vertrügen sie nicht, sie bekämen Durchfall. Flüssiger Taubenkot, der Menschen so erzürnt, sei Ausdruck extremen Hungers, sagt Susanne Nübel.
Gesund sei für Tauben Körnerfutter, zum Beispiel Mais, Weizen oder auch geschälte Sonnenblumenkerne. Tauben verhungern zu lassen, sei tierschutzwidrig, sagt Vorstandsmitglied Birgit Schwan. „Und nützt auch nichts, weil auch hungernde Tauben sich fortpflanzen.“

Sie bilden den Vorstand des Vereins Stadttaubenhilfe Buxtehude (von links): Kassenwartin Birgit Schwan, Schriftführerin Simone Hübner, 1. Vorsitzende Susanne Nübel und 2. Vorsitzende Julika Teske. Foto: Stadttaubenhilfe Buxtehude
Die Stadttaubenhilfe sucht einen vogelkundigen Tierarzt im Raum Buxtehude, der bereit ist, gelegentlich verletzte Tauben zu behandeln. Vögel würden sich an Fäden verletzen. Vereinsmitglieder entdecken immer wieder Mal Stadttauben mit gebrochenen Flügeln.
Mitgliederversammlung Ende November
Der Buxtehuder Verein arbeitet eng mit dem Verein Stadttauben Buchholz zusammen. Dieser unterhält eine Taubentaxigruppe, deren Mitglieder verletzt aufgefundene Vögel mit dem Auto zu einem Tierarzt transportieren.
16 Mitglieder hat der Verein Stadttaubenhilfe Buxtehude zurzeit. Zur ersten Mitgliederversammlung kommen sie am Donnerstag, 30. November, 19 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus Immenbeck (Inne Beek 62) zusammen. Bürger, die sich informieren oder engagieren möchten, sind eingeladen.