Zähl Pixel
Schifffahrt

TLloyd Werft: Dock wird für zwei Jahre zur Baustelle

Viele große Schiffe wurden im Kaiserdock 2 der Lloyd Werft bearbeitet. In den kommenden zwei Jahren stehen hier aber ganz andere Großkomponenten im Mittelpunkt.

Viele große Schiffe wurden im Kaiserdock 2 der Lloyd Werft bearbeitet. In den kommenden zwei Jahren stehen hier aber ganz andere Großkomponenten im Mittelpunkt. Foto: Scheer

Ab 1. August ist das große Kaiserdock der Lloyd Werft komplett für zwei Jahre ausgebucht. Eine Serie von sechs Einheiten wird hier zusammengebaut. Aber am Ende werden keine Schiffe ins Wasser gleiten, sondern große Röhren aus Beton und Stahl.

Von Klaus Mündelein Dienstag, 04.06.2024, 18:00 Uhr

Bremerhaven. Die Verträge mit der Bremerhavener Lloyd Werft sind unter Dach und Fach. Vom 1. August dieses Jahres bis zum 31. Juli 2026 steht das Kaiserdock 2 den Ingenieuren von Wayss & Freytag zur Verfügung. Diese Firma hatte die Zech-Gruppe im vergangenen Jahr erworben. Und die hat den Zuschlag bekommen, um in Bremen den Wesertunnel der Ringautobahn A 281 zu bauen. Entscheidend für den Zuschlag bei der Auftragsvergabe war die Möglichkeit, die sechs jeweils 125 Meter langen Tunnelelemente im Bremerhavener Dock zu bauen. Damit wurden etliche Probleme des großen Bauprojekts gelöst und die Bauzeit auch noch um 500 Tage verkürzt.

„Bremerhaven war ein Glücksgriff“

„Bremerhaven war ein Glücksgriff“, sagt Andreas Böddeker von der Deges. Die Gesellschaft des Bundes und der Länder managt viele große Straßenprojekte, auch den Wesertunnel. Die Frage, wo die Tunnelelemente für die Weserquerung zwischen Bremen-Gröpelingen und Bremen-Seehausen fertiggestellt werden sollte, beschäftigte die Ingenieure ziemlich lange.

Erwogen wurde eine Fertigung vor Ort in einem eigens angelegten Dock. Aber das hätte anderthalb Jahre Zeit gekostet. Und die Gefahr, dass das Dock doch nicht hätte komplett abgedichtet werden können, blieb ein großes Risiko. Geprüft wurde auch die Herstellung der Tunnelröhren auf Werften in Holland, England, Polen oder Norwegen. Aber die langwierigen Schlepp-Aktionen durch die Nordsee oder den Skagerrak wären riskant geworden und die Wetterverhältnisse garantieren enorme Verzögerungen.

Die Möglichkeit, die Tunnelelemente auf der Lloyd Werft bauen zu können, ist für Andreas Böddeker von der Deges ein Glücksfall. Dadurch werden einige Probleme gelöst.

Die Möglichkeit, die Tunnelelemente auf der Lloyd Werft bauen zu können, ist für Andreas Böddeker von der Deges ein Glücksfall. Dadurch werden einige Probleme gelöst. Foto: Mündelein

Die Lloyd Werft kam durch die Zech-Gruppe ins Spiel. Die Zech-Stiftung gehört seit Frühjahr 2022 zu den Eigentümern der Bremerhavener Werft, die dann als Bauplatz für die Tunnelelemente schnell zur ersten Wahl wurde. Das Baudock ist groß und erprobt, die Entfernung von Bremerhaven nach Bremen überschaubar.

Ab September wird der erste Beton angeliefert

Ab August wird das Kaiserdock 2 auf seine neue Aufgabe vorbereitet, sagt Tilo Spahn, Projektleiter bei Wayss & Freytag. Die in der Mitte des Docks aufgereihten Pallen, die normalerweise einen Schiffsrumpf aufnehmen, werden beseitigt und der Boden verfüllt. Ab Ende September wird dann der erste Beton angeliefert.

„Jeweils zwei Tunnelelemente werden gleichzeitig im Dock gebaut“, sagt Spahn. Nach fünf Monaten soll das erste Paar fertig sein, dann geht es ans Nächste. Allerdings geht hier nichts nach Schema F. Die Tunnelteile sind nicht baugleich. Sie sind zwar 125 Meter lang, 23 breit und vierspurig konzipiert, aber jedes dieser 22.000-Tonnen-Schwergewichte ist anderes gewölbt und gekrümmt.

Alles, was zum Bau der Tunnelteile auf die Lloyd Werft gebracht wird, interessiert den Zoll. Auch das, was nachher herausgebracht wird. Schließlich liegt der Bauplatz im Freihafengebiet. Die Arbeiten gelten als „Veredelung“. Mit dem Betonbau werden weitere Firmen beauftragt. „Jedes Tunnelelement wird aber bereits im Dock mit Leitungen und Rohren ausgestattet“, erläutert Spahn. Dabei sollen Beschäftigte der Lloyd Werft zum Zuge kommen. Die Werft bekommt nicht nur die Miete für das Dock und Flächen, sondern auch Arbeit: Rohrleitungen bauen, Ballasttanks und Schotten.

Die Abdichtungen machen die Tunnelteile schwimmfähig, auch wenn sie nur 80 Zentimeter aus dem Wasser herausragen werden. Über die Schleuse geht es hinaus auf die Weser, wo vier Schlepper die Betonklötze nach Bremen ziehen. Tempo: zwei bis drei Knoten. In der Nähe der Stahlwerke werden sie dann geparkt, bis sie in der Weser versenkt und zusammengefügt werden.

Tunnelteile werden mit Pontons abgesenkt

Die Weserquerung ist mit den Zufahrten gut fünf Kilometer lang. Der Tunnel kommt mit Ein- und Ausfahrten auf gut einen Kilometer, die Tunnelelemente messen insgesamt rund 700 Meter. Der holländische Bagger „Goliath“ wird die Rinne für den Tunnel 23 Meter tief in den Weserboden schaufeln. Pontons lassen die Betonteile aus dem Kaiserhafen dann an Stahlseilen langsam auf den Boden gleiten. Ausbalanciert wird das dann mit den eingebauten Ballasttanks. Einen Tag benötigt man für so eine Aktion. Die Schifffahrt auf der Weser muss dann Kompromisse eingehen. Zwischen Oktober 2026 und Januar 2027 werden alle sechs Tunnelsegmente versenkt.

775 Millionen Euro brutto kostet die Weserquerung. Wenn die sechs Tunnelteile in Bremerhaven abgeliefert worden sind, dann sind auf der Lloyd Werft 53.000 Kubikmeter Beton und 14.000 bis 15.000 Tonnen Baustahl verarbeitet worden. Dazu kommen noch 2.000 Stahl für Bauteile Rohre und Schotten.

Am 17. August 2028 ist der Tunnel fertig. „Aber nur der Rohbau“, sagt Böddeker. Dann geht es los mit der technischen Ausstattung des Tunnels. Auf Zeitangaben bis zur Freigabe für den Verkehr will sich der Ingenieur lieber nicht festlegen.

Weitere Themen

Weitere Artikel