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Modellversuch

TMarktstraße: Aus Verkehrsplaner-Sicht war die Einbahnstraße erfolgreich

Die Marktstraße in Harsefeld war von Mitte Juli bis Ende September als Verkehrsversuch zur Einbahnstraße gemacht worden.

Die Marktstraße in Harsefeld war von Mitte Juli bis Ende September als Verkehrsversuch zur Einbahnstraße gemacht worden. Foto: Fehlbus

Die Geschäftsleute in der Marktstraße waren während des Verkehrsversuchs geradezu entsetzt über die Auswirkungen. Nun soll gut ein Drittel der Gewerbetreibenden pro Einbahnstraße gewesen sein. Ein Statistikfehler? Aus der Politik kommt Kritik.

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Von Miriam Fehlbus
Donnerstag, 30.11.2023, 05:50 Uhr

Harsefeld. Die Online-Umfrage bei den Gewerbetreibenden im Flecken Harsefeld hat eine gute Rücklaufquote gehabt, bilanziert das Planungsbüro SHP aus Hannover. 1300 Gewerbetreibende wurden angeschrieben. Und spätestens hier fangen einige Ratsmitglieder im Harsefelder Bau- und Verkehrsausschuss sichtlich an, die Stirn zu runzeln. Die Nachfrage klärt die hohe Zahl auf: Jeder, der im Besitz eines Gewerbescheins ist und in der Gemeinde wohnt, wurde angeschrieben. Das sei bewusst so gehandhabt worden, weil von der Einbahnstraßenregelung nicht nur das Gewerbe in der Marktstraße, sondern auch zum Beispiel in der Großen Gartenstraße betroffen sei. Zur Gemeinde gehören auch Issendorf, Hollenbeck und Ruschwedel. Wer das Anschreiben bekam, konnte sich einmalig über einen Online-Zugang zu den Fragen äußern. Gut 200 Leute nutzten dies.

37 Prozent der Gewerbetreibenden sagten demnach in der anonym ausgewerteten Abfrage, dass ihnen die Situation mit der Einbahnstraße gefallen habe. 63 Prozent sagten, es habe ihnen nicht gefallen und nannten als zusätzliche Begründungen „zu viele Umwege“, „schlechte Erreichbarkeit“ und „Rückgang der Umsätze“. Genau dieser Punkt hatte zu massiven Protesten von nahezu allen Geschäftsleuten in der Marktstraße und in den angrenzenden Nebenstraßen geführt. Mehrfach hatten sie den Politikern ihre Sorgen geschildert. Schließlich wurde der Verkehrsversuch vorzeitig zum 30. September abgebrochen. Eigentlich sollte er bis Ende Dezember gehen.

Welche Aussagekraft bei 1300 Gewerbetreibenden?

„Wir hatten hier interessante Zeiten“, fasst es Oliver Holtermann (SPD) zusammen, „und ich frage mich schon, welche Aussagekraft die Verkehrsstudie hat, wenn so viele Gewerbetreibende das da jetzt positiv sehen.“ Jan Dammann (CDU) möchte wissen, ob es nach dem Versuch eine Antwort auf die ursprüngliche Fragestellung zur Umgehungsstraße gibt. Mit der Sperrung der Ortsmitte für eine Fahrtrichtung sollte die Ortskernentlastungsstraße (Okes) vom Kreisel am Ortseingang von Buxtehude kommend bis zum Bahnhof für Autofahrer attraktiver werden.

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Gut 2000 Menschen weniger seien im Vergleichszeitraum vor und während des Versuchs in den Ort hineingefahren, sagt Projektbearbeiter Engelbert Stenkhoff. In der Buxtehuder Straße ging das Verkehrsaufkommen um ein Viertel zurück. In den Nebenstraßen sei das Aufkommen nur geringfügig angestiegen. Deshalb sei zu erwarten, dass sich diese Fahrzeuge andere Wege gesucht haben. Auf der Okes selbst wurde nicht gezählt.

Befragung von Passanten mit und ohne Auto

Christian Althausen (CDU) fragt nach, wie die Zahlen bei der Passantenbefragung zustande gekommen sind. 120 Passanten hätten sich gegenüber den zwei Mitarbeitern des Büros geäußert, sagt Engelbert Stenkhoff, der im Ratssaal - eine Premiere für Harsefeld - via Videokonferenz hinzugeschaltet ist. Eine Person ging an einem Mittwoch zwischen 14 und 18 Uhr die Marktstraße ab, eine zweite fragte auf dem Parkplatz an der Mittelstraße. Das Ergebnis: 45 Prozent sagten, die Einbahnstraße gefalle ihnen gut. Dabei hielten sich nach eigenen Angaben 74 Prozent der Befragten mehrfach in der Woche in der Marktstraße auf.

Wunsch nach Beruhigung der Marktstraße ist groß

Mit dem ersten getesteten Modell und dem damit verbundenen geringeren Autoaufkommen habe es weniger Lärm und mehr Aufenthaltsqualität in der Marktstraße gegeben, sagt der Planer. Der Fahrradverkehr habe größere Akzeptanz erfahren, und es gab Ansätze, das Auto stehen zu lassen. Das sind die Hauptargumente pro Einbahnstraße, die das Ingenieurbüro gesammelt hat.

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„Dies ist ein positives Ergebnis“, sagt Engelbert Stenkhoff, „aus verkehrsplanerischer Sicht war der Versuch erfolgreich.“ Dass die Marktstraße beruhigt werden sollte, sei ein Wunsch von vielen im Ort, zeigten die Umfragen. Das unterstreicht auch noch einmal Harsefelds Verwaltungschefin Ute Kück (parteilos) nach der Vorstellung der Zahlen.

Wie es weitergehen kann: ein zweiter Versuch

Welche Empfehlungen sich nun aus den Erkenntnissen ableiten ließen, möchte die Politik wissen. Ob vielleicht eine Temporeduzierung auf 20 Stundenkilometer sinnvoll sei. Das würde auf jeden Fall für weniger Lärm und Schadstoffe sorgen, sagt Projektbearbeiter Stenkhoff. Er empfiehlt, eine zweite Variante zu testen. Der erste Versuch habe funktioniert, sei aber im Ort offenbar umstritten. Von einer Lösung mit Pollern riet er ab. Die Morgenspitze und die Abendspitze ließen sich damit zwar aus der Straße heraushalten. Aber der Nachmittagsverkehr sei auch Einkaufsverkehr. Und in Harsefeld spiele das Auto noch eine große Rolle.

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