TMaroder A27-Graben: Wurde das Rohr nicht kontrolliert?

Das 50 Jahre alte Wellstahlrohr unter der A27 war durchgerostet und wurde durch ein Kunststoffrohr ersetzt. Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Ein Video im Internet zeigte den erschreckenden Zustand eines alten Entwässerungsrohres unter der A27. Bei den folgenden Bauarbeiten war die Strecke wochenlang gesperrt. Nun erhebt ein CDU-Politiker massive Vorwürfe gegen die Autobahn GmbH.
Wurster Nordseeküste. Frank Berghorn aus der Gemeinde Wurster Nordseeküste wird sehr deutlich. „Wenn der Grabendurchlass wirklich regelmäßig kontrolliert worden wäre, hätten wir das Problem nie gehabt“, sagte der CDU-Politiker während der jüngsten Sitzung des Kreis-Bauausschusses am Mittwoch, 10. April. Wurde der Durchlass also gar nicht kontrolliert? Berghorn ist nicht nur Vorsitzender des Ausschusses, sondern auch Bauingenieur und Inhaber einer eigenen Planungsgesellschaft. Er kennt sich also aus in der Materie. Den ganzen Vorgang bezeichnet er als „unglaublich“.

Die Schäden am Wellstahlrohr sind deutlich erkennbar. Ein Ersatz musste her. Und wurde eingesetzt. Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Mit seinen Äußerungen bezieht sich Berghorn auf die Autobahn 27, die zuletzt fünf Wochen lang wegen Bauarbeiten gesperrt werden musste. Grund war ein marodes Wellstahlrohr neun Meter unter der Fahrbahn bei Hagen, durch das der Grienenbergsmoorgraben fließt. Es wurde entfernt und durch ein Kunststoffrohr ersetzt. Im Internet kursierte ein Video, das ein völlig durchgerostetes Rohr zeigt, durch das Wasser und Sand sickern. Die Autobahn GmbH bestätigte, dass die Aufnahmen aus dem Durchlass stammen.
Im Landkreis regen sich einige Zweifel
Das Unternehmen hatte betont, dass der Durchlass, der bautechnisch als Brückenkonstruktion gewertet wird, regelmäßig alle drei Jahre kontrolliert wurde. Doch im Landkreis Cuxhaven regen sich Zweifel. Mitarbeiter der Kreisverwaltung äußerten bei der Sitzung des Bauausschusses zwar öffentlich, dass sie die Kontrollen der Autobahn GmbH nicht kommentieren wollten. Doch der Tonfall war Kommentar genug und machte deutlich, dass auch sie skeptisch sind.
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Auf der Tagesordnung des Ausschusses standen eigentlich die Schäden, die durch den Umleitungsverkehr auf den Kreisstraßen entstanden sind. Offizielles schriftliches Fazit des Kreises: „Die umliegenden Kreisstraßen waren für eine solche Verkehrsbelastung über einen Zeitraum von mehreren Wochen nicht ausgelegt und haben unter den Umleitungsverkehren stark gelitten.“
Risse, Versackungen, Bodenwellen und mehr
Zweimal mussten Kreisstraßen für mehrere Stunden komplett gesperrt werden, um sie notdürftig zu verstärken. Zwölf Lastwagen waren in den fünf Wochen in den Fahrbahnrändern stecken geblieben und mussten geborgen werden. Mittlerweile wurden Schäden an den Kreisstraßen festgestellt, darunter Risse, Versackungen, Bodenwellen und Spurrillen. Vor allem die K48 zwischen Uthlede und Autobahn ist gerade einmal sechs Meter breit und nicht dafür ausgelegt, dass sich dort zwei Lkw begegnen. Die Kosten für die Behebung sämtlicher Schäden können nach Angaben einer Kreissprecherin bisher nicht beziffert werden.
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Baudezernentin Babette Bammann erläuterte, dass zunächst einmal die aktuellen Schäden beseitigt werden müssten. Sie gehe davon aus, dass bei der Frage der Finanzierung auch eine Lösung mit der Autobahn GmbH gefunden werde. Langfristig müssten die Kreisstraßen aber auch soweit verstärkt werden, dass sie als Umleitung dienen können.
Kritik äußerten die Mitglieder des Bauausschusses daran, dass die Autobahn GmbH vorwiegend über ihre Pressestelle kommunizieren würde, nicht aber direkt mit dem Kreis und der Politik. Weiteres Problem: Bisher gebe es noch keine Aussagen über den Zustand der fünf anderen Gräben ähnlicher Bauart in der Region.
Wie sieht es in den anderen Durchlässen aus?
Auf Nachfrage der „Nordsee-Zeitung“ teilte die Autobahn GmbH nun mit, dass von den fünf Grabendurchlässen bisher drei kontrolliert worden seien. Der Zustand sei ausreichend. Für die anderen beiden Rohre sei die Prüfung in Planung.