TSchwestern retten Traditionsgasthof – „Sind Kneipen-Kinder“

Früher haben sie in der Gaststube gespielt, jetzt stehen sie selbst als die Chefinnen hinter dem Tresen in Blankens Gasthof: Friederike Frank (links) und Karina Blanken. Foto: Ernst Matthiesen
Gastwirt Klaus Blanken hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Lange schon wurde deshalb über das Ende der mehr als 230 Jahre alten Kneipengeschichte in Hepstedt spekuliert. Doch damit ist jetzt Schluss.
Hepstedt. In der Diele von Blankens Gasthof bullert der Kaminofen, daneben stapelt sich Holz für die nächsten Tage. Friederike Frank und Karina Blanken, die beiden Töchter von Klaus Blanken, sitzen in der Gaststube über den Büchern und planen die nächsten Wochenenden.
„Wir hatten gerade richtig erfolgreiche, aber stressige Tage - denn der Theaterverein hatte seine Auftritte bei uns“, erklärt Friederike Frank.
Nachfolge ist gesichert
Seit dem 11. Februar ist klar: Blankens Gasthof schließt seine Türen nicht und bleibt geöffnet. „Wir sind eben richtige Kneipen-Kinder, uns liegt das im Blut. Wir müssen einfach weitermachen, schließlich sind wir hier aufgewachsen“, sagt Karina Blanken und lacht.

Blankens Gasthof bleibt dem Dorf auch nach mehr als 230 Jahren erhalten. Foto: Ernst Matthiesen
Ihre Schwester zeigt wie zur Bestätigung nach oben an die Decke: „Hier über uns im Obergeschoss liegen unsere ehemaligen Kinderzimmer, wir sind hier von klein auf überall herumgelaufen und haben später auch immer im Gasthof mitgeholfen. Es ist eben unser Elternhaus.“
Zuspruch macht Töchtern Mut
Doch es sind nicht nur die Erinnerungen, die die beiden Töchter dazu bewogen haben, den Gasthof weiterzuführen – auch wenn der sich schon seit dem Jahr 1792 im Familienbesitz befindet.
Vielmehr war es der große Zuspruch von außen: „Die Leute aus dem Dorf haben uns immer gefragt, ob es denn weitergehen wird und wie sie uns unterstützen können“, so Friederike Frank. „Sie konnten und wollten einfach nicht glauben, dass es mit Blankens Gasthof vorbei sein sollte. Das hat uns dann doch sehr motiviert und so haben wir uns entschieden, weiterzumachen“, ergänzt Karina Blanken.
Öffnung nur für Gruppen ab 25 Personen
Dabei sind die beiden Frauen eigentlich Vollzeit im kaufmännischen Bereich tätig und haben wenig Spielraum. Doch sie wissen aus Erfahrung, worauf sie sich da einlassen, und haben auch schon ein klares Konzept.
„Wir betreiben zukünftig keine übliche Kneipe, sondern öffnen nur auf Voranmeldung für Gruppen ab 25 Personen. Wir richten also Geburtstage, Hochzeiten und Trauerfeiern aus, ansonsten lohnt sich der ganze Aufwand nicht“, umreißt Frederike Frank die Zukunftspläne. Und ihre Schwester bestätigt augenzwinkernd: „Das machen wir dann eben so als Ausgleich zu den 40 Stunden im Büro.“
Aufgaben sind klar verteilt
Auch die Aufgaben sind bereits klar unter ihnen verteilt: Da die 35-jährige Karina gelernte Köchin ist, übernimmt sie die Küche und das Backoffice, die 32-jährige Friederike wird sich dagegen vorwiegend mit den Gästen beschäftigen und den Gasthof nach außen repräsentieren.
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Falls alle Stricke reißen und es mal etwas eng werden sollte, steht außerdem Vater Klaus Blanken noch mit Rat und Tat zur Seite: „Er lässt uns machen - er hat sich ja in den Ruhestand verabschiedet, geht mit dem Hund durch das Revier und genießt die freie Zeit“, erzählen Schwestern und lächeln.
Konzept geht bereits auf
Das Konzept der beiden scheint jedenfalls gut anzukommen: Nach den Theateraufführungen ist der Saal schon für einige Feierlichkeiten gebucht. Groß verändern wollen die Schwestern den Gasthof derzeit aber nicht: Ob Speisen oder Inneneinrichtung, es soll erst mal alles so beibehalten werden. „Die Gaststube ist einfach unser Markenzeichen - und die Leute mögen sie so, wie sie ist“, erklären die beiden Frauen und betonen, dass sie auch den Saal nicht verändern wollen: „Der wurde vor knapp 30 Jahren angebaut und bietet Platz für 120 Leute und das reicht.“

Bis Februar dieses Jahres war nicht klar, was mit dem Tradition-Gasthof in Hepstedt geschieht – jetzt steht fest, Friederike Frank (links) und Karina Blanken übernehmen Blankens Gasthof von ihrem Vater. Foto: Ernst Matthiesen
Was auf alle Fälle auch bleiben soll, ist das beliebte Wildbuffet, so Frederike Frank: „Ich selbst bin leidenschaftliche Jägerin und Karina kann Wild hervorragend zubereiten.“
Blankens Gasthof öffnet jedenfalls weiterhin seine Türen für Speis und Trank – und damit kann auch die mehr als 230 Jahre alte Kneipen-Geschichte in Hepstedt weitergehen.