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Entwässerung

TMillioneninvestition: Neue Bauten sollen Kehdingen vor Hochwasser schützen

Baustelle: Auf einer Fläche von etwa 30 mal 40 Metern entsteht das etwas größere neue Bützflether Schöpfwerk.

Baustelle: Auf einer Fläche von etwa 30 mal 40 Metern entsteht das etwas größere neue Bützflether Schöpfwerk. Foto: von Allwörden

Fast acht Millionen Euro investiert der Unterhaltungsverband Kehdingen in den Bau zweier neuer Schöpfwerke in Assel und Bützfleth. Warum die neuen Werke aber nichts mit dem A26-Bau zu tun haben.

Von Peter von Allwörden Sonntag, 05.11.2023, 11:55 Uhr

Kehdingen. Am Landernweg, der durch die Moore von Assel und Bützfleth führt, werden zurzeit zwei Großbaustellen eingerichtet. Das aus mehreren Containern bestehende Basiscamp des auf Wasserbau spezialisierten Oldenburger Bauunternehmens Ludwig Freytag steht an den Bützflether Landern. In den nächsten acht Monaten werden sie zwei neue Schöpfwerke im Auftrag des Unterhaltungsverbandes Kehdingen (UNV) bauen. Im Frühsommer 2024 sollen sie in Betrieb gehen.

Schon im Sommer 2020 hatte der mittlerweile verstorbene damalige Vorsteher des UHV, Professor Heinrich Reincke, die Förderanträge für die beiden Entwässerungsbauwerke bei der Direktion der Niedersächsischen Landesbehörde für Wasser-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Verden gestellt.

Die Zielrichtung der inzwischen genehmigten Anträge mit einer Förderquote für beide Bauwerke von 70 Prozent ist vielfältig. Zum einen wird durch die neuen Stufenschöpfwerke mit je drei Schneckenpumpen die Entwässerungskapazität deutlich erhöht. Gerade in der regenstarken Zeit sind die Wiesen und Weiden im Moor oft großflächig überschwemmt, weil die alte Technik es nicht mehr schafft, für eine ausreichende Binnenentwässerung zu sorgen.

Neue Schöpfwerke sollen Sturmfluten und Hitzeperioden trotzen

Trotz der erhöhten Kapazität werden die neuen Schöpfwerke erheblich energieärmer betrieben. Grund: Die modernen Schneckenpumpen brauchen weniger Strom und die gleichzeitig installierte moderne digitale Steuerung der Pumpen senkt ebenfalls erheblich den Energieverbrauch. Die Digitalisierung, die am Ende für eine deutliche Senkung des CO2-Ausstoßes sorgen wird, beschäftigt den Verband ohnehin. Im kommenden Jahr soll das Digitalisierungsprojekt abgeschlossen sein. Das TAGEBLATT wird darüber dann noch ausführlich berichten.

Ein weiterer Aspekt der Millioneninvestition in die beiden neuen Schöpfwerke ist die ökologische Durchgängigkeit, die durch die aus Holland stammenden Schneckenpumpwerke ermöglicht wird. Die fischfreundliche neue Fördertechnik ermöglicht es, dass die Moor- und Marschgewässer für aquatische Organismen wieder einen Biotopverbund bilden. Damit werden besonders die Lebensräume für wandernde heimische Fischarten erhalten.

Ortsbesichtigung an der Baustelle am Landernweg (von links): Bauleiter Lars Gerdes, Polier Jann Warfsmann, Bernd von Essen und Christoph von Schassen vom Schleusenverband Assel und Bützfleth sowie Robert Nicolai (UHV) und Guido Majehrke vom Planungsbüro Sweco in Stade.

Ortsbesichtigung an der Baustelle am Landernweg (von links): Bauleiter Lars Gerdes, Polier Jann Warfsmann, Bernd von Essen und Christoph von Schassen vom Schleusenverband Assel und Bützfleth sowie Robert Nicolai (UHV) und Guido Majehrke vom Planungsbüro Sweco in Stade. Foto: von Allwörden

Schließlich wird mit den neuen Schöpfwerken dem Klimawandel Rechnung getragen - zum einen durch den verringerten CO2-Ausstoß, zum anderen aber auch, weil den veränderten Wetterlagen begegnet werden kann. Sowohl die anhaltenden Trocken- und Hitzeperioden im Sommer als auch Starkregen und die Zunahme von Sturmfluten beschäftigen den Entwässerungsverband.

UHV-Geschäftsführer: Bau hat nichts mit A26-Autobahnabschnitt zu tun

Wichtig ist dem neuen Verbandsvorsteher Professor Jörg Oldenburg und dem UHV-Geschäftsführer Robert Nicolai die Feststellung, dass Planung und Bau der beiden Schöpfwerke nichts mit dem Autobahnabschnitt der A 26, der durchs Moor an das Kehdinger Kreuz bei Ritschermoor heranführt, zu tun habe. Nicolai: „Die neuen Schöpfwerke waren notwendig. Es hat lediglich eine planerische Abstimmung mit der Autobahntrasse stattgefunden.“

Ohne die Entwässerung von Marsch und Moor in Kehdingen wäre der Landstrich weder bewohnbar noch durch die Landwirtschaft zu bewirtschaften, zumal Teile der Region unter dem Meeresspiegel liegen. Insofern dient die Arbeit des Unterhaltungsverbandes dem Erhalt des Lebens- und Wirtschaftsraumes Kehdingen. Allein durch die neuen Schöpfwerke und den damit verbundenen Binnenhochwasserschutz werden Flächen von rund 1850 Hektar gesichert.

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