TMinecraft als Lernspiel für Kinder? Buxtehude macht es vor

Eintauchen in eine digitale Klötzchen-Welt: Minecraft ist eines der beliebtesten Videospiele unter Kindern. Foto: Buchmann
Minecraft zählt zu den beliebtesten Videospielen unter Kindern. Die Jugendpflege Buxtehude hat das Trendspiel bereits vor Jahren erkannt und setzt es pädagogisch ein.
Buxtehude. „Wer hat da Schildkröten auf meinen Turm gespawnt?“, ruft Felix durch den Computerraum, hinter einem der Monitore erklingt ein Kichern. Die Schildkröten sind giftgrün und wippen mit ihren eckigen Köpfen. Plötzlich ploppt ein Dutzend kastige Frösche aus dem Turmdach auf. Felix atmet entnervt aus und beginnt, die neuen Haustiere mit Mausklicks anzuleinen.
Die Jugendlichen im Freizeithaus Buxtehude sind im Minecraft-Fieber. Das Computerspiel zieht auch mehr als 14 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch bauwütige Kinder und Jugendliche in seinen Bann. Das Spielprinzip von Minecraft ist denkbar einfach: Jeder Spieler erwacht als eine Spielfigur in einer zunächst leeren Welt, um diese ganz nach seinem Willen umzubauen und zu gestalten. Das Markante: Alles in dieser Welt - Bäume, Tiere, Boden und Wasser - besteht aus gestapelten Würfeln.
Eigene Regeln für das gemeinsame Spielen
Besonders beliebt bei den fleißigen Weltenbauern sind aktuell Lava-Chicken-Farms, inspiriert durch den kürzlich erschienenen Minecraft-Kinofilm. Die Bauanleitung mutet etwas martialisch an: In einem geschlossenen Raum wird ein Huhn platziert, das auf Knopfdruck von einem Schwall Lava in ein knuspriges Brathuhn verwandelt wird.

Ob Leuchtturm, Inselhütte oder riesiges Schwert: Die Buxtehuder Kinder lassen in Minecraft ihrer Kreativität freien Lauf. Foto: Microsoft/Mojang Studios
„Wir vereinbaren mit den Kindern gemeinsam Regeln, wie wir spielen wollen“, sagt Patrick Fischbach. Der Erzieher der Stadtjugendpflege Buxtehude betreut das Minecraft-Projekt seit vier Jahren, aktuell unterstützt ihn Praktikant Torsten Davies.
Leuchttürme und Piratenschiffe aus digitalen Bauklötzen
Angestoßen hatte das anfangs landkreisweite Projekt der Kreisjugendring Stade (KJR) während des ersten Corona-Lockdowns 2020. Als alle zu Hause bleiben mussten, kam die Frage auf: Wie kann Jugendarbeit im digitalen Raum fortgeführt werden? Die Wahl fiel auf einen eigenen Minecraft-Server, den Jugendgruppen aus dem ganzen Landkreis nutzen konnten. Das KJR-Projekt ist 2023 ausgelaufen, die Jugendpflege Buxtehude übernahm wegen der großen Nachfrage die aufgebaute Infrastruktur.

Nathan, Bjarne und Claas sind voll in ihre Minecraft-Bauprojekte vertieft. Foto: Buchmann
„Normalerweise spielen die Jugendlichen zu Hause alleine“, sagt Patrick Fischbach. Beim gemeinsamen Spielen hätten sie die Möglichkeit, andere Jugendliche in digitalen Welten zu treffen und gemeinsam kreativ zu werden.
So entstanden in den vergangenen Kursen gigantische Bauwerke wie Leuchttürme, Piratenschiffe und sogar ein Supermarkt. Die Kinder lernen auch den Umgang mit Computern. „Viele wussten anfangs nicht, wie man eine PC-Maus bedient“, sagt Fischbach. Das sei wichtig für den späteren Berufsweg.
Kinder können sich sozial miteinander austauschen, auch vor den Bildschirmen.
Patrick Fischbach, Stadtjugendpflege Buxtehude
Und was sagen die Eltern dazu, dass ihr Kinder zum Videospielen ins Freizeithaus kommt? „Es ist wichtig, dass Eltern ein eigenes Verständnis dafür bekommen, was ihr Kind da eigentlich macht“, sagt Fischbach. Die Jugendpflege organisiert regelmäßig Erlebnisabende, damit die Eltern selbst Minecraft ausprobieren können.

Erzieher Patrick Fischbach hilft den Kindern mit Rat und Tat beim Spielen weiter. Foto: Buchmann
Die Resonanz sei „mega positiv“, sagt Fischbach. Videospiele seien inzwischen nicht mehr aus unserer Kultur wegzudenken. Sie erfüllen für den Erzieher einen besonderen Zweck: „Kinder können sich sozial miteinander austauschen, auch vor den Bildschirmen.“.
Zusammen spielen macht mehr Spaß
Der achtjährige Hannes probiert sich gerade an einem Ender-Portal; also dem Übergang zu einem geheimen Spiellevel mit mächtigen Gegnern wie dem Enderdrachen. Irgendetwas ging jedoch schief, das Portal öffnet sich nicht. Prompt stehen zwei Kinder neben ihm, um auszuhelfen. „Minecraft macht Spaß, weil man viele Dinge bauen kann“, sagt Hannes.
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Der 13-jährige Felix stapelt derweil Holzblöcke mit dem Mauszeiger, er baut an einem Zauberer-Schiff. Am liebsten spiele er im Survival-Modus, also mit begrenzten Ressourcen und Angriffen etwa durch explodierende Gegner, wie Creeper oder Zombies. Die Kurse besucht Felix aus einem bestimmten Grund: „Jedes Spiel macht mehr Spaß, wenn man es zusammen spielt.“
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