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St.-Petri-Gemeinde

TMissbrauchsskandal in Buxtehuder Kirche: So unterschiedlich fallen die Reaktionen aus

Die St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude durchlebt eine Krise, nachdem Missbrauchsvorwürfe laut wurden.

Die St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude durchlebt eine Krise, nachdem Missbrauchsvorwürfe laut wurden. Foto: Wisser

Psychische und körperliche Übergriffe bei Kirchen-Freizeitfahrten vor eineinhalb Jahrzehnten: Die Berichterstattung zu den Vorwürfen in der St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude hat viele Reaktionen ausgelöst. So unterschiedlich fallen sie aus.

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Von Karsten Wisser
Sonntag, 24.03.2024, 19:55 Uhr

Buxtehude. Nach der umfangreichen Berichterstattung in der vergangenen Woche gab es die unterschiedlichsten Reaktionen auf die Vorwürfe. Es gibt Schreiben und Anrufe, die die Vorwürfe stützen. Es gibt aber auch Menschen, die sich vor die Beschuldigten stellen. Mit Abstand am größten ist aber die Gruppe, die in ihren Wortmeldungen hoffen und wünschen, dass die derzeit Verantwortlichen auch in Zukunft in der Petri-Gemeinde aktiv bleiben. Nach dem zögerlichen Umgang zum Jahreswechsel und dem Nachruf mit den Missbrauchsvorwürfen standen das Pfarramt und die Superintendentur in der Kritik.

Gemeindemitglieder melden sich zu Wort

Sowohl Petri-Pastor Thomas Haase als auch Superintendent Martin Krarup sind erst seit 2014 im Amt. Fünf Frauen, die in der Seniorenbetreuung und im Kirchencafé aktiv sind, haben sich mit dem TAGEBLATT getroffen. „Wir stehen für 30 bis 40 Gemeinde-Mitglieder“, sagt Ursula Ziemann. „Wir sind mit unserem Pastor sehr zufrieden“, sagt sie, und „wir haben nicht den Eindruck, dass die Gemeinde gespalten ist.“

Relativieren oder kleinreden wollen sie die Vorwürfe nicht. „Selbst wenn so etwas nur einmal einem Kind passiert ist, ist das zu viel“, sagt Lydia Syring. Die jetzt handelnden Personen in der Gemeinde dürften aber nicht als Sündenböcke für Fehler ihrer Vorgänger herhalten müssen. Thomas Haase habe als Seelsorger in der Gemeinde einen ausgezeichneten Ruf, so Dörte Rieck.

Nachruf führt zu Protesten von Betroffenen

Bei den Vorwürfen geht es um psychische und körperliche Übergriffe auf Kinder und Jugendliche. Die Anschuldigungen gehen gegen Personen, die Gruppen bei Jugendfreizeiten ehrenamtlich begleitet haben.

Ausgelöst hat die Affäre ein Nachruf auf ein Mitglied der St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude. Darin wurde die Verstorbene für fast drei Jahrzehnte Jugendarbeit gelobt. Erschienen ist der Text im Gemeindebrief. Seitdem erheben Personen gegen die Verstorbene und eine weitere Person Vorwürfe, die aus den Jahren von 2006 bis 2009 stammen. Es geht um kirchliche Jugendfreizeiten, vermeintliche Übergriffe und um harte Erziehungsmethoden. Die Vorwürfe sind zwar 2009 offiziell erhoben, aber nie aufgearbeitet worden. Eine Anzeige aus dem Jahr 2020 bei der Polizei in Zeven und die Ermittlung der Staatsanwaltschaft Stade führten zu einer Einstellung des Verfahrens.

Es geht nicht um sexualisierte Gewalt

Im Gegensatz zu anderen Vorkommnissen, die die evangelische Kirche in Deutschland erschüttert, geht es nicht um sexualisierte Gewalt. Ein Grenzfall befand sich seit sechs Wochen bei der zuständigen Fachstelle der Landeskirche und wurde auch mit Hilfe externer Expertise geklärt. „Es ging nicht um sexualisierte Gewalt“, sagt Martin Krarup, Superintendent des Kirchenkreises Buxtehude und Mitglied im Kirchenvorstand der Petri-Gemeinde. Gemeinsam mit der Fachstelle sucht die Kirche derzeit Fachleute, die die Aufarbeitung der eineinhalb Jahrzehnte zurückliegenden Ereignisse begleiten sollen.

Als ersten Schritt können sich Betroffene an das Kinderschutzzentrum Nord-Ost-Niedersachsen wenden. Die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Stade ist unter 04141/52140 oder per Mail an erziehungsberatung-stade@evlka.de zu erreichen.

Schutzkonzept: Junge Erwachsene besser schützen

Gerade die beiden Kirchenkreise in Buxtehude und Stade sind bei der Verhinderung von Übergriffen weiter als andere in Niedersachsen. Sie haben seit 2019 unter der Federführung von Kreis-Sozialdezernentin Susanne Brahmst ein Schutzkonzept erarbeitet. Die Landeskirche hat das Ziel ausgegeben, dass bis Ende des Jahres alle ein solches Konzept haben müssen. Die Gemeinden in der Region nutzen dies, um ihr fünf Jahre altes Schutzkonzept zu überarbeiten. Jetzt soll zum Beispiel der Schutz von jungen Erwachsenen gestärkt werden.

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