TMonsterwelle trifft Kreuzfahrtschiff: Havarierte „Maud“ manövrierunfähig in der Nordsee

Ohne Strom und mit zerschlagenen Fenstern auf dem Weg nach Bremerhaven: das Kreuzfahrtschiff „Maud“.Foto: Eckardt Foto: Eckardt
Eine Monsterwelle soll auf der Nordsee das Kreuzfahrtschiff „Maud“ schwer beschädigt haben. Der manövrierunfähige Kreuzliner mit 397 Menschen an Bord soll nach Bremerhaven geschleppt werden und Heiligabend eintreffen.
Bremerhaven. Das norwegische Expeditionskreuzfahrtschiff „Maud“ ist bei Windstärke 8 vor der dänischen Küste von schwerer See getroffen worden. Mehrere Fenster der Brücke wurden zerstört, durch einen Wassereinbruch fiel der Strom an Bord vorübergehend aus. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, die „Maud“ habe am Donnerstag etwa 200 Kilometer vor der dänischen Westküste stundenlang in der rauen See getrieben. Die dänischen Behörden bereiteten bereits alles für eine Seenotrettung vor, alarmierten auch Hubschrauber. Der Kreuzliner kann offenbar nur noch aus dem Maschinenraum heraus manuell gesteuert und in Fahrt gehalten werden. Ein Sprecher des dänischen Maritime Rescue Coordination Center sagt: „Der Hauptantrieb funktioniert, aber die Navigations- und Radarsysteme sind außer Betrieb.“ Auf der Nordsee waren die Wellen am Freitagmittag noch vier Meter hoch.
Besatzung setzt mehrere Notrufe ab
Das Unglück ereignete sich am Donnerstag gegen 15 Uhr. Mehrere Notrufe an umliegende Schiffe sollen abgegeben worden sein. An Bord befinden sich 266 meist britische Passagiere und 131 Besatzungsmitglieder. Berichte über verletzte Kreuzfahrtgäste oder Besatzungsmitglieder gibt es nicht, die „Maud“ muss auch nicht evakuiert werden. Die Lage hat sich stabilisiert. In sozialen Netzwerken im Internet wurden Nachrichten abgesetzt, dass die Besatzung sich rührend um die Gäste kümmere. Alle seien mit Getränken und Lebensmitteln versorgt worden. Das Mobiliar des Schiffes sei festgebunden, die Passagiere sollten sich setzen, hieß es. Das Schiff bewege sich stark in den Wellen.
Fahrt ist im Internet zu verfolgen
Die Rettungsbehörden haben Rettungsschiffe und Schlepper zur Unglücksstelle beordert. Der dänische Hochseeschlepper „Esvagt Server“ sollte den Havaristen in Schlepp nehmen, ein weiteres Schiff bei der Navigation helfen. Das automatische Identifizierungssystem AIS, über das Schiffe geortet werden können, zeigt an, dass die „Maud“ sich mit 10 Knoten auf die dänische Küste zubewegt. Die Reederei teilt mit, dass das Schiff aus eigener Kraft nach Bremerhaven fahre. Es soll am Morgen des 24. Dezember am Kreuzfahrtterminal eintreffen.
Engländer landen in Bremerhaven
„Wir machen alles, was wir können, damit die Passagiere hier an Land gehen können“, sagt Andrea Kamjunke vom Columbus Cruise Center. Statt in Weihnachtspause zu gehen, bereite man sich auf die Ankunft der „Maud“ vor.
Ziel sei es, das Schiff noch vor der Hafenruhe, die Heiligabend um 12 Uhr beginnt, einzuschleusen. Auch Schiffsagent Bernd Bässmann bestätigt, dass die „Maud“ nach Bremerhaven kommt. Unklar war am Freitag noch, ob die 266 Passagiere noch Heiligabend mit Bussen die Heimreise nach England antreten, ein Flugzeug nehmen oder in der Stadt bleiben. Er habe Reisebusse bestellt, sagt Bässmann. „Unser Team arbeitet daran, für die Gäste die Weiterreise nach Hause zu organisieren“, sagt ein Sprecher der Reederei.
Reederei ist Stammkunde im Fischereihafen
Die „Maud“ war auf dem Weg von Floroe in Norwegen nach Tilbury in Großbritannien, wo die Reise am 23. Dezember zu Ende gehen sollte.Der Kapitän soll die Rückreise von Norwegen aber früher angetreten haben, um vor dem angekündigten Sturmtief vorwegzufahren. Aber dann geriet die 135 Meter kleine „Maud“ mitten hinein.
Das Schiff fährt für die zur Hurtigruten-Gruppe gehördende Expeditionsreederei HX, wurde 2003 als „Midnatsol“ gebaut und war seitdem mehrfach in Bremerhaven. Hurtigruten ist mit seinen Schiffen Stammkunde bei der Bredo Werft im Fischereihafen. Deren Geschäftsführer Dirk Harms sagt: „Wir wissen um die Umstände des Schiffes“, man stehe mit der Reederei in Kontakt. Ob die „Maud“ für eine Reparatur zur Werft in den Fischereihafen verholt, dazu äußert sich Harms nicht.