TMückenplage auch im Landkreis Stade: Bevölkerung soll Tiere melden

Die Mücken suchen sich gerne vor allem in den Abendstunden ihre Opfer. Sind sie in menschlichen Siedlungsgebieten außergewöhnlich tagaktiv, lohnt sich ein zweiter Blick. Foto: Christin Klose/dpa
Monströse Mückenstiche, Schwärme beim Spazierengehen und Radfahren: Die Mückenplage ist gerade allgegenwärtig. Die Verantwortung aller ist wichtig, um Infektionsrisiken zu senken und tropische Arten wie die Tigermücke aufzuspüren.
Die asiatische Tigermücke, Aedes albopictus, gehört zu den bislang fünf in Deutschland nachgewiesenen invasiven Stechmückenarten. Bereits etabliert hat sie sich in Süddeutschland - vor allem im Oberrheingraben - und in Berlin. Die bisher einzigen in Niedersachsen bekannten Exemplare sind dank engagierter Bürger in Hannover nachgewiesen worden.
Auch schon Fallen in Cuxhaven platziert
Auch wenn derzeit keine Gefahr bestehen soll, sich in Niedersachsen mit tropischen Erregern wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Virus zu infizieren: Das Landesgesundheitsamt beobachtet die Verbreitung aufmerksam. Entsprechende Fallen standen auch schon Cuxhaven. Zurzeit befindet sich hier keine - auch wenn Seehäfen bei der Verteilung der Fallen mit im Fokus stünden, berichtet Dr. Sonja Wolken, Fachtierärztin für Parasitologie aus dem Landesgesundheitsamt.
In den Niederlanden ist sie schon angekommen
Neben den Fundorten in Hannover konzentriere sich die Beobachtung derzeit unter anderem auf Standorte an der niederländischen Grenze. Angesichts der Verbreitung der Tigermücke dort (gefördert durch das Klima in den großen Gewächshäusern) sei die Ausbreitung nach Osten wohl nur eine Frage der Zeit.
Klimawandel spielt Mücken und auch Zecken in die Karten
Der Klimawandel spiele Mücken oder Zecken in die Karten, so die Tierärztin. Hitze und Niederschläge förderten Tempo und Ausmaß des Brutgeschehens. Neben der Forschung komme nun der Bevölkerung bei der Ausbreitung der Bestände eine große Rolle zu.
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Nicht nur, weil Mücken, ob heimisch oder tropisch, Krankheitserreger übertragen können: Die Tigermücken in den betroffenen Gegenden machten den Menschen den Aufenthalt im Freien ohne Gegenmaßnahmen schlicht unerträglich.
Tagaktiv und überaus aggressiv beim Stechen
„Aufmerksam sollte werden, wer tagsüber im Garten massiv von Stechmücken belästigt wird“, so Sonja Wolken. Das und ein aggressives Stechverhalten sei typisch für Tigermücken. „So wurden auch die meisten Vorkommen in Deutschland entdeckt: Die Menschen haben gemerkt, dass irgendetwas anders ist.“

Regentonnen bloß immer abdecken, damit darin nicht die Mückenweibchen ihre Eier ablegen können. Foto: Horst Ossinger/dpa
Jegliches stehendes Wasser im Garten und am Haus vermeiden
Als Schutz vor tropischen und heimischen Stechmücken rät sie dringend, jegliches stehendes Wasser im Garten zu vermeiden, also Regentonnen akribisch abzudecken, Vogeltränken mindestens einmal in der Woche auszuleeren und zu schrubben, um alle Eier zu entfernen und kein Wasser in Töpfen oder Topfuntersetzern stehenzulassen. „Selbst kleine Wasservorkommen in Dachrinnen oder Regenabläufen im Boden reichen Tigermücken schon, um dort ihre Eier abzulegen“, erklärt sie.

Im Landesamt für Gesundheit und Pflege Hessen untersuchen Biologen die Tigermücke. Die Asiatische Tigermücke ist eine zwischen zwei und zehn Millimeter große, auffällig schwarz-weiß gemusterte Stechmücke.
Noch sind Stade, Buxtehude, Cuxhaven und Niedersachsen ein weißer Fleck auf der Tigermücken-Verbreitungskarte der Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“ am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Auch sei hierzulande noch keine einzige Tropenkrankheit durch eine Tigermücke von Mensch zu Mensch übertragen worden, betont Susanne Wolken. Das solle bestenfalls so bleiben. Bei schneller Reaktion bestehe sogar die Chance, neue Vorkommen ganz zurückzudrängen.
Mücken oder Fotos davon an die Behörde schicken
Deshalb sollen die Bürgerinnen und Bürger mitwirken. Verdächtige Exemplare (vorher durch Einfrieren über mindestens zwölf Stunden abtöten) sollen unter Angabe des Fundorts in einem kleinen Gefäß (etwa einer Streichholzschachtel) an folgende Adresse geschickten werden: Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Mückenmonitoring, Roesebeckstraße 4-6, 30449 Hannover. Außerdem sind detailreiche Fotos per E-Mail an vektormonitoring@nlga.niedersachsen.de willkommen.

Mit einer Pinzette wird eine Große Ringelmücke für eine Untersuchung im Labor für Stechmücken-Monitoring am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems unter einem Mikroskop gehalten. In dem Forschungsbereich werden Insekten aus ganz Deutschland bestimmt und untersucht.
Tigermücken sind nur rund sechs Millimeter groß und haben weiße Ringe an den letzten fünf Segmenten der Hinterbeine. Das letzte Segment ist ganz weiß. Charakteristisch sind zudem ein weißer Streifen auf dem Kopf und dem Vorderkörper. Leicht können sie mit der Ringelmücke verwechselt werden, die aber deutlich größer ist.
Mückenatlas lebt von der Beteiligung
Die beiden Tigermücken in Hannover sind nur entdeckt worden, weil Bürger sie für das Beteiligungsprojekt „Mückenatlas“ eingeschickt hatten. Unter https://mueckenatlas.com sind Fundorte in ganz Deutschland - geordnet nach Jahren - verzeichnet.
Auch aus Himmelpforten, Buxtehude oder dem Alten Land gibt es bereits Mückenmeldungen. Einsender werden auf Wunsch mit Namen oder Pseudonym bei den Fundorten genannt. Die eingesandten Mücken (egal, welche) werden wissenschaftlich bestimmt. Mit dem Atlas soll die Verbreitung sichtbar gemacht werden.

Der Mückenatlas ist ein echtes Bürgerbeteiligungsprojekt. Aus dem Cuxland hat es 2024 noch nicht allzu viele Einsendungen gegeben. Ein Exemplar wurde aus Cuxhaven-Döse eingeschickt. Foto: Mückenatlas
Auch unsere heimischen Stechmücken sind übrigens in der Lage, exotische Krankheiten zu übertragen, etwa das 2018 erstmals hier nachgewiesene West-Nil-Virus, für das Vögel das Revier bilden. Mücken können es auf Menschen oder Pferde übertragen. Auch hier zählt daher Mückenschutz.
Die Ausrottung sämtlicher Mücken sei weder möglich noch erstrebenswert, so Sonja Wolken, jedoch gehe es darum, die Lage in besiedelten Gebieten erträglich zu halten und weniger belästigt zu werden.