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Supermarkt

TNDR-Filmteam begleitet Dorfladen-Umbau voller Überraschungen

Eine Profiküche ist Dorfladenbetreiberin Cierlitzki wichtig. Hier wird sie künftig ihre legendären Frikadellen zubereiten. Tischlermeister Ralf Poppe hat einen Teil der Ladeneinrichtung maßangefertigt.

Eine Profiküche ist Dorfladenbetreiberin Cierlitzki wichtig. Hier wird sie künftig ihre legendären Frikadellen zubereiten. Tischlermeister Ralf Poppe hat einen Teil der Ladeneinrichtung maßangefertigt. Foto: Leuschner

Umzugshelfer waren bestellt, das Fernsehteam angerückt: Jetzt verschiebt sich die Rückkehr von Gabriele Cierlitzki in ihren alten Supermarkt im Kreis Cuxhaven erneut.

Von Heike Leuschner Montag, 19.08.2024, 13:50 Uhr

Midlum. Einmal auf die Terrasse laufen, mit Tischlermeister Ralf Poppe letzte Details für die maßgefertigte Ladeneinrichtung besprechen, die Stromversorgung für Kasse und Lottoservice prüfen: Die Regieanweisungen des NDR-Fernsehteams sind für Gabriele Cierlitzki kleine Fische im Vergleich zu dem, was sie in den vergangenen fast 14 Monaten erlebt hat. Mit einem charmanten Lächeln erfüllt sie dem Kameramann und der TV-Redakteurin jeden Wunsch.

Keine leichte Zeit für die Dorfladenbetreiberin

Ihre fröhliche Art, für die sie ihre Kunden schätzen, hatte sie zwischenzeitlich fast verloren. „Es war nicht immer einfach“, blickt sie auf die Zeit zurück, in der sie aus dem Dorfladen-Gebäude an der Midlumer Hauptstraße für ein umfangreiches Sanierungsvorhaben weichen musste.

Nach dem ersten, umbaubedingten Umzug innerhalb des Dorfes habe sie viele Kunden verloren, weil die Ausweichverkaufsstelle nicht zu ihr und ihrem Konzept gepasst habe, erzählt sie. Ende 2023 dann ein zweiter Wechsel – dieses Mal ins Midlumer Heimathaus.

„Ich stand unter Druck“, sagt sie. Denn die Einnahmen mussten weiterfließen. Von ihren Voll- und Teilzeitmitarbeiterinnen wollte sie sich auf keinen Fall trennen. „Ich bin froh, dass ich meine Mädels habe.“ Für eine von ihnen hat sie mit 71 Jahren noch einen Ausbilderschein bei der IHK erworben. „Sie wollte unbedingt bei mir im Laden lernen“, erklärt Cierlitzki.

Von Anfang an hat auch ein Fernsehteam des NDR die Dorfladen-Umgestaltung begleitet. Geplant ist ein 30-minütiger Beitrag über Gabriele Cierlitzki und ihren Laden.

Von Anfang an hat auch ein Fernsehteam des NDR die Dorfladen-Umgestaltung begleitet. Geplant ist ein 30-minütiger Beitrag über Gabriele Cierlitzki und ihren Laden. Foto: Leuschner

Immer wieder Überraschungen auf der Baustelle

Nicht nur das komplette Inventar musste für die beiden Umzüge ab- und wieder aufgebaut werden. Auch den Lottoservice galt es ab- und wieder anzumelden. „Allein das ist ein Riesenakt“, stöhnt Cierlitzki, denn für diese Ummeldung muss sie stets eine Gewerbeummeldung vorlegen.

Währenddessen gibt es auch auf der Baustelle mehrere ungeplante Überraschungen. Unvorhergesehene Asbestfunde, eine zu dünne Bodenplatte, ein verbuddelter Öltank und monatelange Verzögerungen bei der Fassadensanierung sorgten dafür, dass aus einem guten halben Jahr Umbauzeit mehr als 14 Monate geworden sind.

Eigentlich wollte sie am Mittwoch umziehen, am Freitag sollte die Eröffnung gefeiert werden. Doch der Fassadenbauer werkelte immer noch an dem gemeindeeigenen Gebäude. Bürgermeister Jörg-Andreas Sagemühl glaubt zwar, dass alles rechtzeitig fertig geworden wäre. Aber Cierlitzki zog die Reißleine. „Ich ziehe erst ein, wenn wirklich alles fertig ist.“

Am alten, neuen Midlumer Dorfladen werden gerade die letzten Fassadenplatten angeschraubt. Erst wenn alles fertig ist, will Gabriele Cierlitzki mit ihrem Team vom Heimathaus zurück in den Laden ziehen.

Am alten, neuen Midlumer Dorfladen werden gerade die letzten Fassadenplatten angeschraubt. Erst wenn alles fertig ist, will Gabriele Cierlitzki mit ihrem Team vom Heimathaus zurück in den Laden ziehen. Foto: Leuschner

Stammkunde: „Das ist hier wie bei Muddi in der Küche“

Stammkunde Michael aus Nordholz weiß, wie energisch „Gabi“ werden kann, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich vorstellt. Gleichzeitig attestiert er der Dorfladenbetreiberin „eine unheimliche Herzenswärme“. „Das ist hier wie bei Muddi in der Küche.“

Wie auch Andreas aus Bremerhaven und noch ein paar andere Stammgäste kommt Michael mehrmals in der Woche nach Midlum. Nicht etwa zum Einkaufen. Sondern für ein Brötchen und einen Kaffee. „Und für den Schnack“, sagt er, „das ist weit mehr als ein Dorfladen hier, das ist ein sozialer Treffpunkt.“

So sieht es auch Harald Schewe. Der frühere Ortsbürgermeister von Midlum hat zusammen mit Cierlitzki das Konzept für den runderneuerten Laden entwickelt und ein Fördermittelverfahren für die Ladensanierung bei der Gemeinde angeregt.

Weit mehr als ein Geschäft: Auf der Rückseite des Dorfladens ist eine Terrasse entstanden, auf der die Kunden bei gutem Wetter eine warme Mahlzeit oder einen Eisbecher genießen können.

Weit mehr als ein Geschäft: Auf der Rückseite des Dorfladens ist eine Terrasse entstanden, auf der die Kunden bei gutem Wetter eine warme Mahlzeit oder einen Eisbecher genießen können. Foto: Leuschner

Keine Spur mehr von improvisierter Einrichtung

„Es liegt mir sehr am Herzen, dass wir das vernünftig umsetzen“, sagt Schewe mit Blick auf das fast fertig sanierte Geschäft, das auf der Rückseite eine Café-Terrasse erhalten hat. „Der Dorfladen soll eine Einrichtung werden, die über das Dorf hinaus in die Region ausstrahlt. Ich sehe das auch als eine Dienstleistung an unseren Bürgern.“

Als Gabriele Cierlitzki und ihr inzwischen verstorbener Mann Helmut den Dorfladen im Herbst 2020 eröffneten, hatten sie das kleine Geschäft mit gebrauchtem Ladeninventar und Regalen aus dem Baumarkt eingerichtet. Wenn sie sich heute umschaut, sagt sie: „Ohne Harald Schewe hätte ich das nicht gepackt.“ Er habe sie immer wieder aufgebaut und bei allen Anliegen unterstützt.

Feinabstimmung: Der Midlumer Tischlermeister Ralf Poppe baut einen Teil der Einrichtung für den Dorfladen von Betreiberin Gabriele Cierlitzki.

Feinabstimmung: Der Midlumer Tischlermeister Ralf Poppe baut einen Teil der Einrichtung für den Dorfladen von Betreiberin Gabriele Cierlitzki. Foto: Leuschner

Tischlermeister Poppe baut für den Dorfladen Möbel

Obendrein hat er Cierlitzki geholfen, Tischlermeister Ralf Poppe zu engagieren. Der Handwerker hat mit seinem Team für den Dorfladen eine hochwertige Einrichtung maßgefertigt. Kein Neuland für Poppe: „Wir machen viele Einrichtungen für Läden und Restaurants.“ So habe seine Tischlerei unter anderem auch für das Pier 6 und die Pizzeria Dolce Vita in Bremerhaven gearbeitet.

Dass Cierlitzki ihn mit der Teileinrichtung ihres Ladens beauftragt hat, freut Poppe, der selbst Midlumer und Kunde der Dorfladenbetreiberin ist, besonders. Bei der Ladeneinrichtung habe er auch darauf geachtet, dass sie behindertenfreundlich ist.

Gabriele Cierlitzki kann endlich wieder lächeln. Den Umzugstermin hat sie auf den 24. August verschoben. Kurz danach wird sie ihren neuen alten Dorfladen eröffnen.

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