TNach Hilferuf aus dem Tierheim: Alle wollen Peter retten

Er wird wohl nicht lange im Tierheim bleiben: der Peter genannte Malteser-Mischling. Foto: Scheschonka
Das Schicksal der ausgesetzten Malteser-Mischlinge Peter und Silie bewegt die Menschen. Seit dem Bericht über die Not im Bremerhavener Tierheim steht das Telefon nicht still: Alle wollen Peter. Aber das Tierheim gibt den Hund nicht einfach her.
Bremerhaven. Die Lage im Bremerhavener Tierheim ist dramatisch. Nach Corona wurden dort so viele Tiere abgegeben, dass seit Monaten kein Platz mehr frei ist. Die Folge: Immer häufiger werden Hunde und Katzen einfach ausgesetzt, die dann als „Fundtier“ von den Tierschützern versorgt werden.
So wie die beiden Malteser-Mixe, die vor wenigen Wochen herrenlos in der Nähe des Leher Bahnhofs herumstreunten und aufgegriffen wurden - ein grau-weißer Rüde und eine Hündin mit rötlichem Fell, er geschätzt schon sechs Jahre alt, sie beinahe noch ein Welpe. Peter und Silie haben die Tierpfleger die beiden Hunde „getauft“, weil sie den Eindruck hatten, sie gehörten zusammen. „Vermutlich wurden sie zusammen ausgesetzt“, meint Amelie Bensch, die Leiterin des Tierheims.
Peter möchte am liebsten kuscheln
Zwei drollige kleine Hunde - die nun für einen Ansturm im Tierheim am Vieländer Weg sorgen. „Wir haben ganz viele Anfragen“, sagt Amelie Bensch. Vor allem Peter gilt das Interesse, nachdem sein Foto groß im Bericht über die Situation im Heim zu sehen war. Als aufgeweckt und agil beschreiben ihn die Tierpfleger, als anhänglich und treu, „er möchte am liebsten ganz viel gekuschelt werden“. Der Hund wurde einst sogar gechippt, er trägt sein Leben lang einen Mikrochip unter der Haut, um ihn identifizieren zu können - aber in keinem Verzeichnis seien seine Daten zu finden gewesen.
Trotzdem sagt die Tierheim-Leiterin: „Wir würden ihn nicht sofort hergeben.“ Das liegt zum einen daran, dass Fundtiere mindestens vier Wochen im Tierheim bleiben müssen, bevor sie vermittelt werden dürfen - falls sich doch noch ein Besitzer meldet. Das sei rechtlich so vorgeschrieben, sagt Bensch, „aber wer sein Tier nicht nach wenigen Tagen vermisst und danach sucht, der will es wohl nicht mehr haben…“. Von Gesetzes wegen haben die Eigentümer sogar ein halbes Jahr lang das Recht, ihr Tier zurückzufordern, wenn sie nachweisen können, dass es einmal ihren gehörte. Vorgekommen sei dies in der Geschichte des Tierheims aber noch nie.
Diese Regeln gelten für eine Vermittlung
Bei der Vermittlung an ein neues Zuhause ist den Tierschützern wichtig, dass sie die Tiere in gute Hände abgeben. „Herkommen, aussuchen, mitnehmen...“ - so stelle sich zwar mancher Interessent den Weg zum neuen Haustier vor, „aber so läuft das natürlich nicht“, sagt Bensch.

Pflegeleiterin Nadine Bruns zeigt Silie. Er wurde zusammen mit Peter in der Nähe des Leher Bahnhofs gefunden.Foto: Scheschonka Foto: Scheschonka
Ein Tier zu vermitteln, das könne Wochen und einige Beratungsgespräche in Anspruch nehmen. Kranke Tiere werden gar nicht vermittelt. Aber auch ein Gerücht möchte Amelie Bensch gerne beseitigen: dass alte Menschen kein Tier mehr bekommen. „Das Gerücht hält sich hartnäckig“, sagt sie, aber es stimme überhaupt nicht.
„Wir finden immer etwas Passendes.“

Dieser erst wenige Monate alte Rehpinscher saß Mitte Februar hinter einem Baumarkt in Lehe.Foto: Scheschonka Foto: Scheschonka
Wer sich für einen Hund interessiert, geht zum Beispiel zwei, drei Wochen zunächst mit ihm spazieren, mal einen Nachmittag auf eine Spielwiese. „Tier und Mensch müssen sich kennenlernen“, sagt Amelie Bensch. Erst danach darf der Hund einen Nachmittag lang oder mal ein Wochenende mit nach Hause zu seinen künftigen, neuen Besitzern.
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Lebt dort bereits ein Haustier, muss das mitgebracht werden ins Tierheim, damit die Pfleger beobachten können, wie die sich verstehen. „Wir wollen sehen, ob es passt“, sagt Bensch, und das könne bei Zweifeln auch so weit gehen, dass sich ein Mitarbeiter des Heims das neue Zuhause ansieht, selbst Nachkontrollen seien üblich.
Auch Exoten langen im Tierheim
Das Verfahren habe sich bewährt, nur zwei vermittelte Hunde seien bisher ins Heim zurückgekommen, heißt es. Vertraglich werde aber auch geregelt: Jedes vermittelte Tier bleibt noch bis zu einem Jahr Eigentum des Tierschutzvereins.

Dieser nicht einmal zwei Jahre alte Rüde wurde Anfang Februar in Lehe gefunden. Niemand vermisst den Hund.Foto: Scheschonka Foto: Scheschonka
700 Tiere werden pro Jahr etwa im Tierheim umsorgt. „Unser Ziel ist es, alle auch zu vermitteln“, sagt dessen Leiterin. Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Hühner - und sogar eine Würgeschlange Boa Constrictor suchen derzeit ein neues Zuhause.