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Bremerhaven

TNach Missbrauchsfällen: Tennisverein will Auszeichnung behalten

Nach Missbrauchsfällen: Tennisverein will Auszeichnung behalten

Der Bremerhavener TC Rot-Weiß will nach Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Jugendtrainer die Auszeichnung für herausragende Jugendarbeit nicht an den Landessportbund zurückgeben. Der Vorsitzende des Tennisclubs erklärt die Haltung des Vereins.

Von Thorsten Brockmann Mittwoch, 08.11.2023, 12:50 Uhr

Bremerhaven. Der Tennisclub Rot-Weiß ist im Frühjahr von der Bremer Sportjugend für seine „hervorragende Jugendarbeit im Sport“ ausgezeichnet worden. In der Laudatio hieß es, der Verein begeistere nicht nur Kinder und Jugendliche für Tennis, sondern vermittle auch soziale Kompetenz und Werte wie Fairness, Respekt und Teamgeist.

Der Festakt fand im Bremer Rathaus statt, und die Fotos von dem feierlichen Ereignis zeigen zwölf stolze Jugendliche. Ihre Gesichter strahlen, sie lachen in die Kamera, ihr Trainer steht im Hintergrund.

Tennis-Trainer soll 29 sexuell motivierte Straftaten begangen haben

Drei Monate später wurde er festgenommen - die Staatsanwaltschaft klagt ihn inzwischen an, 29 sexuell motivierte Straftaten begangen zu haben. Es soll 14 Opfer geben. Für den Landessportbund ist das Anlass, den Verein aufzufordern, den für 2022 erhaltenen Ehrenpreis zurückzugeben. „Das werden wir nicht tun“, sagt Klaus Stöver, Vorsitzender des Tennisclubs. Denn die Auszeichnung gehöre gerade jetzt mehr denn je den 120 jungen Sportlern im Verein.

Wegen der Vorwürfe gegen den Trainer - er war auch Jugendwart im Vorstand - hatte der Verein den Trainingsbetrieb über Wochen komplett eingestellt. Aber dann organisierten die Jugendlichen ihn selbst und stellten für die Sommerferien sogar ein Ferienpass-Programm auf die Beine. Die jungen Tennisspieler hätten das „ganz großartig“ gemacht, sagt Stöver. Sie seien auch jetzt noch in den Trainingsbetrieb eingebunden, weil ein neuer Trainer nicht alle Stunden habe übernehmen können. Ihn unterstütze eine Handvoll älterer Jugendliche. Der Zusammenhalt sei gut, sagt Stöver. Die Spieler seien weiter begeistert von ihrem Sport.

Jugend-Beirat hält auch nicht vom Vorschlag

Der dem Vorstand des TC Rot-Weiß angegliederte dreiköpfige Jugendbeirat sei „empört“ über den Vorstoß des Landessportbundes, sagt Stöver. Das habe er dem Verband bereits mitgeteilt. Die Ehrung habe doch mehr den Jugendlichen gegolten als ihrem Trainer.

Neben der Urkunde gab es im Frühjahr auch einen Scheck über 500 Euro. Das Geld könne der Verein behalten - um es für Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt zu verwenden, so der Landessportbund. Die Jugendlichen könnten selbst entscheiden, für welche Aktivitäten sie den Betrag ausgeben möchten, findet Stöver.

Der Landessportbund will von allen Sportvereinen künftig Konzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt verlangen. Der TC Rot-Weiß hat den Mitgliedern bereits eine Vertrauensperson benannt - als Ansprechpartnerin bei Problemen. Sie werde auch ein Seminar besuchen zur Vorbeugung sexueller Gewalt und zur Sensibilisierung.

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