Zähl Pixel
Kriminalität

TNach Mord an einer Frau in Buxtehude: 70 Menschen bei Mahnwache am Fleth

Frauen nehmen in Buxtehude an der Mahnwache zum Gedenken einer getöteten Mitbürgerin teil. Mit Teelichtern in den Händen bilden sie eine Lichterkette.

Frauen nehmen in Buxtehude an der Mahnwache zum Gedenken einer getöteten Mitbürgerin teil. Mit Teelichtern in den Händen bilden sie eine Lichterkette. Foto: Sulzyc

Der tödliche Brandanschlag eines Mannes auf seine Ex-Partnerin war eines der brutalsten Verbrechen in Buxtehude seit Jahren. Bei der Gedenkveranstaltung gab es klare Worte.

author
Von Thomas Sulzyc
Mittwoch, 11.12.2024, 05:55 Uhr

Buxtehude. Nach dem Femizid von Buxtehude im November haben am frühen Dienstagabend fast 70 Menschen bei einer Mahnwache der 42-Jährigen gedacht. Zu der Gedenkveranstaltung hatten die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Stade aufgerufen.

Die Buxtehuderin Manuela Alina sei auf brutale Weise getötet worden, sagte Buxtehudes Gleichstellungsbeauftragte Gabi Schnackenberg in ihrer Rede zur Mahnwache. „Wir sind gekommen, um Manuela Alina zu gedenken und zu trauern.“

Die Rednerinnen bei der Mahnwache in Buxtehude (von links): Jessica Jennrich, Gabi Schnackenberg, Andrea Jülisch und Elena Knoop.

Die Rednerinnen bei der Mahnwache in Buxtehude (von links): Jessica Jennrich, Gabi Schnackenberg, Andrea Jülisch und Elena Knoop. Foto: Sulzyc

Femizide seien keine Einzelfälle, sondern ein gesellschaftliches Problem. Der Begriff Femizid bezeichnet Taten, bei denen eine Frau deshalb getötet wird, weil sie eine Frau ist.

Nur wenige Männer bei der Mahnwache

Auffallend wenige Männer beteiligten sich an der Mahnwache. Nicht einmal zehn waren es, darunter Buxtehudes Erster Stadtrat Ralf Dessel. „Wir kennen das von unseren Veranstaltungen. Dabei bräuchten wir mehr Männer dabei“, sagte Gabi Schnackenberg dem TAGEBLATT.

„Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Männer sich zeigen und eine Position einnehmen“, sagte Nicole von der Linde, eine Teilnehmerin aus Buxtehude.

Teilnehmerinnen singen bekannten Protestsong

Mit Teelichtern bildeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Fleth in der Altstadt eine Lichterkette. Sie gedachten eine Minute lang in Stille und sangen zum Abschluss den Protestsong „We shall overcome“ (deutsch: wir werden überwinden).

Mit der Gedenkveranstaltung endeten auch die sogenannten Orange Days in Buxtehude. Mit den weltweiten Aktionstagen vom 25. November bis 10. Dezember setzen Veranstalter Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Die Farbe Orange dient als ihr Symbol.

Das Verbrechen, das sich am 11. November in der Schröderstraße in Buxtehude ereignete, war außergewöhnlich brutal. Die Staatsanwaltschaft in Stade stufte die Tat als Mord ein.

Bei einem Streit kam eine von ihrem Ex-Mann (47) angezündete Frau ums Leben. Laut einem Polizeisprecher habe der Mann die 42-Jährige und sich selbst mit einer brennbaren Flüssigkeit aus einem Kanister überschüttet und anschließend die Flüssigkeit entzündet.

Die Frau habe in Flammen gestanden. In ihrem Badezimmer habe sie versucht, die Flammen selbst zu löschen. Ein Nachbar habe die Wohnungstür aufgebrochen und die Frau aus der verrauchten Wohnung gebracht.

Der Mann starb noch in der Wohnung an seinen Brandverletzungen. Die Frau wurde in eine Spezialklinik gebracht, erlag aber einen Tag später ihren schweren Verletzungen.

Gewalthilfegesetz in der Warteschleife

Anfang Dezember hat das Bundeskabinett das sogenannte Gewalthilfegesetz verabschiedet. Die Regierung hat aber keine Mehrheit mehr im Parlament. Der Gesetzentwurf sieht ab dem Jahr 2030 für Opfer von Verbrechen, die auf ein Geschlecht bezogen sind, und häuslicher Gewalt einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe vor. Zusätzliche Frauenhäuser, Schutzwohnungen und Beratungsstellen sind demnach vorgesehen. Eine Entscheidung des Bundestages steht aber noch aus.

Hintergrund sind steigende Zahlen von Gewalttaten gegen Frauen und im häuslichen Umfeld in Deutschland. Im vergangenen Jahr stiegen im Vergleich zu 2022 die registrierten Sexualstraftaten um 6,2 Prozent und Fälle häuslicher Gewalt um 5,6 Prozent. 360 Frauen und Mädchen wurden bundesweit wegen ihres Geschlechts getötet.

Weitere Artikel