TNach Weihnachten werden immer besonders viele Tiere ausgesetzt
Eine Katze gehört nicht als Geschenk unter den Weihnachtsbaum. Foto: Ina Fassbender/dpa-tmn
Vermittelt werden Tiere in diesen Wochen im Tierschutz nicht, verkauft schon. Die Folgen der Fehlkäufe sind besonders schmerzhaft. Eine Kutenholzer Tierschützerin mahnt.
Kutenholz. „Ein Tier als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum, das ist eine schlechte Idee“, sagt Beate Dowson. Die Tierschützerin aus Kutenholz ist das ganze Jahr über für den TSV Tierhilfe Stade unterwegs und fängt Tiere ein, vor allem Katzen. Sind diese nicht mehr zahm zu kriegen, werden sie kastriert und wieder im Bereich der Futterstelle ausgesetzt. So sollen die Tiere in der gewohnten Umgebung leben können, die Katzenpopulation aber nicht weiter wachsen. Der Tierschutz übernimmt diese Aufgabe, weil ursprüngliche Besitzer nicht rechtzeitig dafür gesorgt haben. Und das hat häufig diesen Grund: Tiere kosten viel Geld und Arbeit, wenn sie artgerecht als Haustiere gehalten werden.
Kaum noch Pflegestellen frei: „Tiere sind kein Umtauschartikel“
Ein Tier zu Weihnachten zu verschenken, ist für die Tierschutzorganisationen ein Fehler, den besonders Eltern vermeiden sollten. „Wir stellen immer wieder fest, dass Anfang des Jahres besonders viele Tiere ausgesetzt werden“, sagt Beate Dowson.

Beate Dowson aus Kutenholz engagiert sich seit Jahrzehnten für den Tierschutz. Foto: Fehlbus
Anders als beim Fehlgriff im Regal gelte: „Tiere sind kein Umtauschartikel“, so Dowson. Der TSV Tierhilfe Stade kümmert sich dabei vor allem um Pflegestellen für Katzen und hat zunehmend Probleme, genügend zu finden. Bei Kleintieren wie Meerschweinchen und Zwerghasen sowie bei Hunden wird auch mit dem Tierschutzverein Buxtehude zusammengearbeitet. Erste Anlaufstelle ist für viele das Tierheim in Stade. Aber die Plätze sind überall begrenzt.
Kinder können nicht die Verantwortung übernehmen
Um die Zahl der an Weihnachten verschenkten Tiere nicht zu erhöhen, vermitteln die meisten Tierschutzorganisationen in diesen Wochen nicht mehr. Häufig privat verkauft werden Katzen, Hunde, Fische, Meerschweinchen, Vögel oder Kaninchen. Auch wenn Haustiere auf den Wunschzetteln vieler Kinder stünden, die Verantwortung liege bei Eltern und Großeltern, mahnt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes: „Es ist ein Trugschluss zu glauben, ein Kind könne allein die Verantwortung für ein Tier übernehmen - diese liegt immer bei den Eltern.“
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Umso wichtiger sei es, die Anschaffung eines Tieres gut zu überlegen. Alle Familienmitglieder müssten bereit sein, ein Tier dauerhaft in der Familie aufzunehmen, so Schmitz: „Viele Tierheime sind bereits überfüllt und müssen immer wieder Aufnahmestopps verhängen. Sie können nicht jedes unüberlegt angeschaffte Tier übernehmen.“
Tiere werden inflationsbedingt zur finanziellen Belastung
Das Käfigsäubern, die mühsame Reinigung des Aquariums, Gassigehen, die Wohnung von Tierhaaren säubern sowie die Tierarztbesuche - das sind Dinge, bei denen die Eltern über Jahre bereit sein müssen, dies zu übernehmen. Dazu kommt das nötige Geld. Für jeden zehnten Haustierhalter waren die Kosten der Tierhaltung zuletzt inflationsbedingt zur finanziellen Belastung geworden. Das habe im Vorjahr eine repräsentative Befragung von infas quo gezeigt, so die DA Direkt Versicherung als Auftraggeber der Umfrage. Bei weiteren 18 Prozent liege sie zum Teil über dem geplanten Budget.
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Demnach hatten Hundebesitzer durchschnittlich 75 Euro im Monat für die Haltung ihrer Vierbeiner aufgewendet. Katzen lagen mit 59 Euro im Durchschnitt etwas günstiger. Laufende Kosten für Meerschweinchen sind nach Berechnungen von fressnapf.de mit gut 40 Euro im Monat anzusetzen. Größere Tierarztkosten oder neues Equipment sind hier jeweils nicht enthalten.
Das Weihnachtschaos umgehen: Patenschaften verschenken
Wer sich nach reiflicher Überlegung für ein oder mehrere Tiere entscheidet, sollte dies außerhalb des Festtagstrubels tun. „Im Weihnachtschaos ist viel Besuch da, es ist laut und beängstigend für die gerade erst angekommenen Tiere“, sagt Beate Dowson. Viele Kleintiere seien zudem Fluchttiere und stünden durch so eine Situation unter besonderem Stress.
In den Vereinen und Tierheimen warten nach Silvester zahlreiche Tiere unterschiedlicher Arten und Rassen, jeden Charakters und jeden Alters auf ein neues Zuhause. Wer ein tierisches Geschenk mit Liebe verschenken möchte: Symbolische Patenschaften für ein Tier im Tierheim oder die Planung als Pflegestelle bereitzustehen, passen auch in eine Schachtel unter dem Weihnachtsbaum. Informationen auch online unter https://tierschutzverein-buxtehude.de oder www.tsv-tierhilfestade.de.
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