TNach schwerer Fehlbildung: OP rettet Fohlen „Clippy“ das Leben

Dr. Andrea Noguera hat Clippy operiert, dessen Gesicht noch etwas geschwollen ist, der aber inzwischen einen geraden Oberkiefer hat. Foto: Hennings
Als Clippy auf die Welt kam, konnte er durch einen Wry-Nose-Defekt kaum richtig saugen, Luft bekam er auch nicht. Eine einzige Klinik in Norddeutschland traute sich, das Fohlen zu operieren.
Sittensen. Der Wry-Nose-Defekt, mit dem Clippy geboren wurde, ist eine schwere Deformation des Oberkiefers. Er steht in einem fast rechten Winkel zur Kopflinie, wodurch die Zähne nicht übereinander stehen. Auch die Nasenscheidewand ist so deformiert, dass das Tier große Probleme hat, Luft zu bekommen.
Besitzerin: Euthanasie „zu teuer“
Clippy wurde in einem Stall in Ostfriesland geboren, der den Hengst im Alter von sieben Monaten bei der Pferdeklappe von Petra Teegen in Schleswig-Holstein abgeben wollte. „Die Besitzerin wollte noch 2.500 Euro für ihn haben. Was dem Prinzip unserer Pferdeklappe grundsätzlich widerspricht“, erzählt Petra Teegen.
„Ich habe die Besitzerin gefragt, warum sie das Fohlen nicht gleich nach der Geburt zum Schlachter gebracht hat, da die massiven gesundheitlichen Probleme des Tieres absehbar waren. Sie antwortete mir, dass der kleine Hengst ja säugen konnte und die Euthanasie Tierarztkosten verursacht hätte. Das abgesetzte Fohlen würde beim Schlachter mehr bringen“, empört sich Petra Teegen.
Clippy wird zum Facebook-Star
Durch einen Zufall hatte eine Nachbarin in Ostfriesland von dem Fohlen mit der Fehlbildung erfahren und schaffte es, Clippy aus dem Stall in Ostfriesland nach Schleswig-Holstein zu bringen.
Auf ihrem Facebook-Kanal postete die Pferdeklappeninitiatorin die Geschichte von dem kleinen Hengst mit der schiefen Nase und innerhalb kürzester Zeit hatte Clippy Tausende Fans, die bereit waren, Geld für die kostspielige und langwierige Behandlung zu spenden. „Inzwischen ist Clippy ein kleiner Star.“
Eine Klinik für die schwierige Operation musste gefunden werden
Nun musste jemand gefunden werden, der sich an die Operation heranwagt, mit der der Oberkiefer in die richtige Position gebracht wird und die Atmung durch die Nase möglich ist. „Ich habe viel herumtelefoniert, aber die meisten Pferdekliniken im Norden Deutschlands haben abgesagt“, erinnert sich Petra Teegen.
Pferdeklinik in Sittensen wagt die anspruchsvolle OP
Und dann kam die Zusage der Hanseklinik für Pferde aus Sittensen. Der Zufall wollte es, dass dort gerade die orthopädische Chirurgin Dr. Andrea Noguera angefangen hatte. Während ihrer Ausbildung an einer Pferdeklinik in Berlin nahm sie bereits an einer Operation teil, bei der die „Wry-Nose“ korrigiert wurde. Am 9. Januar wurde das Hengstfohlen in Sittensen operiert.
„Fünf Stunden hat die OP gedauert, bei der der Oberkiefer und das Nasenbein von Clippy begradigt und mit Schrauben und Platten fixiert wurde. Unser Chirurg Dr. Olivier Brandenberger hat die Atemwege so wiederhergestellt, dass er richtig atmen kann“, berichtet die Operateurin.
Demnächst wird der junge Hengst entlassen
Während der Nachsorge bleibt Clippy in der Hanseklinik, denn die war am Anfang sehr intensiv und das gefiel ihm nicht immer. „Clippy kannte nur die Weide. Er wurde zwar bei Petra Teegen an den Umgang mit Menschen gewöhnt, aber den intensiven Kontakt musste er lernen. Das war nicht immer ganz einfach“, erinnert sich Andrea Noguera lachend.
Inzwischen hat sich Clippy gut entwickelt. Die ersten Metallplatten wurden bereits entfernt und die Entfernung der letzten Platten steht kurz bevor. Noch sind in seinem Gesicht Schwellungen zu sehen, die aber verschwinden werden, wenn die noch bestehenden Entzündungen abheilen, informiert Andrea Noguera.
„Clippy wird nach seinem Aufenthalt in der Hanseklinik erstmal bei uns auf dem Hof stehen, um ihn richtig zu sozialisieren. Danach wird es sicherlich liebe Menschen geben, die ihn bei sich aufnehmen“, hofft Petra Teegen.