TNach schwerster Akne geht sie ins finanzielle Risiko

Noch ist das Design der Produkte ein Geheimnis: Nathalie Krieg stellt mit ihrer Firma Geestglanz eine eigene Kosmetikserie vor. Foto: Scheschonka
Viele Frauen kennen Hautprobleme und suchen Hilfe. So auch Nathalie Krieg. Unzufrieden mit etablierten Marken bringt sie ihre eigenen Produkte auf den Markt.
Geestland. Pickel, Pigmentstörungen oder gerötete Hautpartien: Nathalie Krieg weiß aus eigener Erfahrung, wie sich ihre Kundinnen fühlen. „Ich hatte selbst schwere Akne“, sagt die 34-jährige Unternehmerin aus Langen, „jahrelang wurde ich deshalb gehänselt.“ Hautärzte und Kosmetikerinnen in der Region hätten ihr nicht wirklich helfen können. Erst 2017 fand sie eine erfolgreiche Behandlungsmethode bei einem Facharzt in Hamburg.
Sie weiß, wie sehr besonders Frauen an Hautproblemen oft verzweifeln. Aus ihrer eigenen Leidensgeschichte heraus ist sie den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen. Sie betreibt das Kosmetikinstitut Geestglanz in Langen mit zehn Mitarbeiterinnen.
Bevor sie ihre eigene Chefin wurde, war sie 15 Jahre bei den Motorenwerken Bremerhaven (MWB) beschäftigt. Dort lernte sie nach der Mittleren Reife an der Bremerhavener Gaußschule Industriekauffrau und war danach in der Finanzabteilung beschäftigt. Berufsbegleitend bildete sie sich zur Wirtschaftsfachwirtin fort. „Ich bin komplett angstfrei“, beschreibt sie ihren Wagemut, der sie jetzt zur eigenen Kosmetikmarke führt.
Aus Unzufriedenheit entsteht die Idee, eine eigene Kosmetik herauszubringen
Auch wenn an der Hauswand an der Leher Landstraße 91 noch das Babor-Schild prangt, hat sie sich von dem etablierten Hersteller längst verabschiedet. In der Anwendung hätten die Produkte nicht mehr die erwünschten Ergebnisse erzielt. „Babor konzentriert sich wie viele andere Marken auch auf den Onlinehandel. Die Bedürfnisse des breiten Markts sollen bedient werden“, erklärt Krieg.
Ihre Kundinnen hätten nicht mehr die gewünschten Verbesserungen mit den Produkten erreichen können. Mit einem Herstellerwechsel tut sie sich schwer. „Es ist ein Trend in der Branche“, stellt sie fest.
Zudem hat die Unternehmerin immer weniger am Verkauf der Cremes verdient. Die Handelsmargen wurden immer geringer. „Die Preisschlachten im Onlinehandel, wie aktuell zum Black Friday, verderben dem lokalen Einzelhandel das Geschäft“, beschreibt sie die Entwicklung. Der Vertrieb der Produkte sei aber ein wichtiges Standbein für ihr Geschäft.

Was Nathalie Krieg im eigenen Geschäft verkauft, hat sie zuvor selbst ausprobiert. Foto: Scheschonka
Nach zweijähriger Entwicklung kommen die Produkte auf den Markt
Eine eigene Kosmetiklinie. Das war ihre Vision. Trotz allen Eifers ist sie zunächst zurückhaltend. „Ich hatte nicht geglaubt, dass mir die Kompetenz für eigene Produkte zugesprochen wird. Doch meine Kunden haben mich darin bestärkt“, sagt Krieg. Nach zweijähriger Entwicklungszeit hat sie am Wochenende ihre eigene Kosmetik präsentiert.
Für die Kreation hat sie ein Labor in Bayern gewinnen können. In der Branche gilt Verschwiegenheit, so dass sie weder den Namen verrät noch die Rezeptur. Ihre Vorgabe war, dass es zu 100 Prozent rein sein sollte; also weder Parfum noch Erdöl sollten enthalten sei, um das Risiko von Allergien auszuschließen. „Stattdessen 100 Prozent Wirkung für den Kunden“, sagt sie. Sie hat die Produkte persönlich getestet.
Zwischen 37 und 129 Euro verlangt sie für die unterschiedlichen Produkte. Damit sich die Investition von rund 100.000 Euro für die Kosmetiklinie lohnt, soll vom Verkaufspreis mehr übrig bleiben. „Sieben Prozent mehr in der Handelsmarge habe ich eingerechnet“, sagt sie und will diesen höheren Umsatz auch für andere selbstständige Kosmetikerinnen anbieten. Aber erst einmal ist sie auf das Urteil ihrer Kunden gespannt.