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24-Stunden-Reportage

TNachtschicht beim TAGEBLATT: So wird die Zeitung gedruckt

Draußen rauschen die bedruckten Papierbahnen vorbei. Am Leitstand kontrolliert und korrigiert Mattias Bauer das Ergebnis.

Draußen rauschen die bedruckten Papierbahnen vorbei. Am Leitstand kontrolliert und korrigiert Mattias Bauer das Ergebnis. Foto: Alexandra Bisping

Nachts in Stade. Die Stadt schläft. Nicht so die Mitarbeiter in der Druckerei im Verlagshaus Krause. Sie sorgen dafür, dass beim Frühstück neben den frischen Brötchen auch das TAGEBLATT liegt. Ein Blick hinter die Kulissen.

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Von Alexandra Bisping
Mittwoch, 26.06.2024, 09:50 Uhr

Stade. Es ist ein Uhr nachts. Das BUXTEHUDER und das ALTLÄNDER TAGEBLATT sind schon durch. Jetzt wird das STADER TAGEBLATT gedruckt. Bevor es losgehen kann, müssen jede Menge Vorarbeiten geleistet werden.

Das erklären Frank Skoruppa und Mattias Bauer, beides Medientechnologen. Sie stehen in der Druckerei am sogenannten Leitstand. Ein gläserner Kasten, aus dem sie die bedruckten Papierbahnen sehen. Das ist aus vielen Gründen wichtig, zum Beispiel könnte eine Bahn reißen. Dann müssen sie schnell reagieren.

Was tagsüber im Verlag in Stade passiert

Zurück zu den Vorarbeiten. Oder noch besser: zur Tagschicht. In der haben die Reporter und Redakteure ihre Artikel recherchiert und geschrieben. Erst für online, dann für Print. Sind sie fertig, baut der Producer die Zeitung digital. Er erstellt das Layout, platziert Artikel und Fotos auf den Seiten.

Gleich geht's los: Mattias Bauer (links) wartet, bis Olaf Kavelmacher seine Druckunterlagen noch einmal kontrolliert hat.

Gleich geht's los: Mattias Bauer (links) wartet, bis Olaf Kavelmacher seine Druckunterlagen noch einmal kontrolliert hat. Foto: Alexandra Bisping

Ist er damit fertig, werden die Seiten in die Druckvorstufe geschickt. Ein Prozess, bei dem Artikel und Fotos zu einer Druckvorlage zusammengeführt werden. Die Druckplatte wird hergestellt. „Das sind sogenannte Photopolymerplatten“, sagt Olaf Kavelmacher. Er arbeitet in der Plattenherstellung. „Die Druckplatte wird eingelasert, das Motiv ist ein digitales Bild.“

Die fertigen Platten werden in Regalen einsortiert. Vor dem Druck werden sie in die Druckmaschine eingehängt. Olaf Kavelmacher muss präzise sein und darauf achten, dass die Platten richtig nebeneinander platziert werden, also Seite 1 neben Seite 14, Seite 2 neben Seite 13. Sonst passen bei der fertigen Zeitung die Seiten nicht zusammen.

Zum Andruck wird die Maschine hochgefahren. Sie läuft im klassischen Offsetdruck über Rollen. Das ist die am weitesten verbreitete Technik, wenn es um Bücher- oder Zeitungsdruck geht.

Das TAGEBLATT wird im 40er-Raster gedruckt. „Da werden 40 Punkte per Inch, also auf 2,45 Zentimeter gedruckt“, erklärt Mattias Bauer.

Kontrolliert wird der Druck über Computer

Frank Skoruppa und Mattias Bauer stehen jetzt konzentriert am Leitstand, jeder an einem großen Tisch mit mehreren Monitoren.

Und die Druckbahnen im Visier.

Lieber zweimal prüfen, ob alles stimmt: Mattias Bauer am Leitstand.

Lieber zweimal prüfen, ob alles stimmt: Mattias Bauer am Leitstand. Foto: Alexandra Bisping

„Da reißt gerne mal ‘ne Bahn“, sagt Mattias Bauer. „Denn wir arbeiten nicht nur mit Farbe, sondern auch mit Wasser.“

Doch alles funktioniert. Die bedruckten Papierbahnen rauschen vorbei. Die Drucktürme mit ihren unterschiedlichen Rollen sind nicht nur schnell, sondern auch laut. Öffnet jemand die Tür des Glaskastens, bringt er den Lärm mit. Wer draußen steht, muss sich anbrüllen.

Serie: 24-Stunden-Reportage

Die Maschine steuert auf ihre Produktionsgeschwindigkeit zu. Bis sie erreicht wird, muss vieles kontrolliert werden. Die gefalzten und geschnittenen Exemplare laufen per Kette durch die Druckerei, eine nahe eines Seitenfensters des Glaskastens.

Immer wieder greifen Mattias Bauer und Frank Skoruppa durch das kleine Fenster und schnappen sich eine Zeitung. Mattias Bauer überprüft Farbe und Druck. Er legt die Seiten vor sich auf den Tisch, vergleicht die Farben der Fotos mit einer Vorlage auf einem Monitor und kann vom Leitstand aus korrigieren.

Farben müssen exakt übereinanderliegen

„Die digitale Vorlage dient nur zur Orientierung“, erklärt Bauer. „Zu hundert Prozent können die Farben nicht wiedergegeben werden.“

Frank Skoruppa kontrolliert den Schnitt und die Passer, ob die Farben - gedruckt wird in Blau (Cyan), Rot (Magenta), Gelb (Yellow) und Schwarz (Key), also CMYK - passgenau übereinanderliegen und es keine Verschiebungen gibt. Auch er korrigiert. „Kontrolliert wird so lange, bis die Maschine eingestellt ist“, sagt Bauer.

Stimmt alles? Frank Skorrupa überprüft die Zeitung auf Passer.

Stimmt alles? Frank Skorrupa überprüft die Zeitung auf Passer. Foto: Alexandra Bisping

Stimmt alles, geht der eigentliche Druck los. Die Maschine fährt jetzt 20.000 Umdrehungen in der Stunde. Pro Stunde werden 20.000 Exemplare gedruckt. „Die Maschine kann schneller laufen“, sagt Skoruppa. „Dann würde sie aber auch schneller abnutzen und müsste häufiger gewartet werden.“

Wie lange dauert die Nachtschicht eines Medientechnologen? „Ich habe um 22 Uhr angefangen und bin gegen 3.30 Uhr fertig“, sagt Mattias Bauer. Wenn alles glatt läuft.

Ein Bahnriss kostet eine halbe Stunde Zeit

Reißt eine Papierbahn, wird es später, sagt er. „Ein normaler Bahnriss kostet eine halbe Stunde.“ Dann muss schnell gehandelt und die Papierbahn durch die Druckwerke wieder an die richtige Stelle geführt werden.

Hier werden die tonnenschweren Papierrollen in die Maschine eingespannt.

Hier werden die tonnenschweren Papierrollen in die Maschine eingespannt. Foto: Alexandra Bisping

In dieser Nacht klappt alles wie geschmiert. 14.000 STADER TAGEBLATT-Exemplare laufen durch, beim BUXTEHUDER und ALTLÄNDER davor waren es 6.000.

Die Druckmaschine läuft mit hoher Geschwindigkeit, könnte aber noch schneller laufen.

Die Druckmaschine läuft mit hoher Geschwindigkeit, könnte aber noch schneller laufen. Foto: Alexandra Bisping

Sind Fehldrucke möglich? Ja, sagt Bauer. Die Druckplatten, die auf dem Druckformzylinder montiert werden, könnten vertauscht werden. Gibt es Fehler auf den Seiten, sind die Medientechnologen außen vor. Eingreifen kann nur die Druckvorstufe, sagen sie. Eine Ausnahme gibt‘s. „Seitenzahlen können ausradiert werden, Text nicht.“

„Wenn was passiert, fängt die Uhr an zu ticken“, beschreibt Mattias Bauer ein solches Szenario. „Die Zeitung muss ja raus.“ Zeitungsdruck sei Zeitdruck. Er grinst. Seit 2018 macht er den Job, dem er engagiert nachzugehen scheint.

Katastrophal: der Ausfall eines bestimmten Apparates

Frank Skoruppa ergänzt: „Geht ein Motor mal kaputt, kann man die Zeitung retten - wir haben ja zwei Drucktürme.“ Gehe allerdings der Falzapparat kaputt, sei es aus. Das haben beide noch nicht erlebt, „und das wollen wir auch nicht.“

Die Kontrolle geht weiter, beide greifen wiederholt durch das Seitenfenster nach fertigen Exemplaren. „Lieber einmal mehr kontrollieren, als einmal weniger“, sagt Bauer.

Geschnitten und gefalzt: die fertig gedruckten Zeitungsexemplare.

Geschnitten und gefalzt: die fertig gedruckten Zeitungsexemplare. Foto: Alexandra Bisping

Eine Stippvisite am Falzapparat, wo die Exemplare geschnitten und gefalzt werden. Hier regiert Maschinenlärm. Im Nebenraum werden die Drucktürme - einer ist Baujahr 1991, der andere Baujahr 2001 - mit gigantischen Zeitungsrollen gefüttert. Eine Rolle mit 45-Gramm-Papier ist 1,40 Meter breit, wiegt 1,5 Tonnen und läuft 23 Kilometer.

An Ketten werden die Zeitungen durch die Halle zum Trommeltransporter (Mitte) transportiert.

An Ketten werden die Zeitungen durch die Halle zum Trommeltransporter (Mitte) transportiert. Foto: Alexandra Bisping

An Ketten werden die gefalzten und geschnittenen Exemplare durch die nächste Halle transportiert, von der Hauptkette aus in einem Trommeltransporter gesammelt. Dort werden auch die Beilagen einsortiert - Einschießen heißt es im Fachjargon.

Auch die Versandanlage läuft computergesteuert

Danach werden die Zeitungen zu 50er-Paketen gebündelt. Manche sind aus Taktungsgründen kleiner, enthalten weniger Zeitungen. Sie werden Spitzpakete genannt. Es folgen Folien und Bänder zum Fixieren. Die Zeitungspakete sind auslieferbereit.

Versandleiter Philip Danz kümmert sich darum, dass die Zeitungen inklusive Beilagen akkurat in der Verpackung landen.

Versandleiter Philip Danz kümmert sich darum, dass die Zeitungen inklusive Beilagen akkurat in der Verpackung landen. Foto: Alexandra Bisping

Damit auch hier alles glatt läuft, hat Philip Danz den Hut auf. Er ist der Versandleiter und kontrolliert an der computergesteuerten Versandanlage alle Vorgänge. Andreas Greibaum sortiert die fertigen Pakete auf einen Rollwagen. Sie werden anschließend ins Freie geschoben.

Andreas Greibaum bestückt den Rollwagen mit den verpackten Exemplaren.

Andreas Greibaum bestückt den Rollwagen mit den verpackten Exemplaren. Foto: Alexandra Bisping

Inzwischen ist es zwei Uhr. Draußen warten die Fahrer. Sie beladen ihre Autos und bringen die Zeitungen zur letzten Station - zu den jeweiligen Anbietern und Austrägern. Damit das TAGEBLATT auch an diesem Morgen frisch gedruckt neben den Brötchen auf dem Tisch liegt.

Das frisch gedruckte TAGEBLATT-Exemplar, bereit, gelesen zu werden.

Das frisch gedruckte TAGEBLATT-Exemplar, bereit, gelesen zu werden. Foto: Alexandra Bisping

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