TNächste Pleite für Seniorenheime: Diakonie stellt Insolvenzantrag

Das Seniorenheim To Huus achtern Diek in Blexen: Trotz Insolvenzantrag soll der Betrieb erst einmal unverändert weiterlaufen. Foto: privat
Altenheim in finanzieller Schieflage: Das Diakonische Werk im Oldenburger Land hat einen Insolvenzantrag gestellt. Zwei Häuser sind betroffen. Wie geht es für Mitarbeiter und Bewohner weiter?
Oldenburg/Blexen. Das Blexer Seniorenheim To Huus achtern Diek ist insolvent. Das hat am Mittwochmittag das Diakonische Werk im Oldenburger Land mitgeteilt. Auch für das Seniorenzentrum Haarentor in Oldenburg habe man einen entsprechenden Antrag stellen müssen. Der Schritt sei „schmerzlich“, aber „unvermeidbar“, heißt es in einem Schreiben.
Diese Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens seien wirtschaftlich alternativlos und juristisch unvermeidlich, so Mario Behrends, Kaufmännischer Vorstand der Diakonie im Oldenburger Land.
„Ein rechtzeitig gestellter Insolvenzantrag bedeutet für die Einrichtungen die beste Chance auf Fortführung, da wir dem Insolvenzverwalter so sehr viel mehr Spielraum an die Hand geben, die Einrichtung zu retten.“
Dies sind die größten Probleme
Wie Michael Grötzsch, Pressesprecher der evangelischen Kirche in Oldenburg, auf Nachfrage mitteilte, sei es in letzter Zeit vor allem in Blexen schwierig gewesen, Stellen zu besetzen. Um die Bewohner angemessen versorgen zu können, habe man gerade bei hohen, vielfach krankheitsbedingten Personalausfällen immer wieder externe Personaldienstleister einsetzen müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das habe zu erhöhten Personalkosten geführt.
Eigentlich gibt es im Blexer Seniorenheim 108 Pflegeplätze. Doch weil es an Personal fehlt, hat man die Belegung reduzieren müssen - auf aktuell 85. Das entspricht einer Belegungsquote von 78,7 Prozent. „Die Refinanzierung der Häuser ist derzeit jedoch auf eine Quote von 98 Prozent ausgerichtet“, sagt Pressesprecher Michael Grötzsch. Soll heißen: In Blexen müssten mindestens 106 Pflegeplätze belegt sein, damit alles rund läuft.
Die Situation mit den stark erhöhten Personalkosten und geringeren Einnahmen (durch freie Betten) hat für das Blexer Haus genau wie für die Oldenburger Einrichtung existenzbedrohende Ausmaße eingenommen. Hinzu kommt, dass kaum noch Geld für die Substanzerhaltung vorhanden ist. In beiden Einrichtungen besteht ein erheblicher Investitionsstau.
So geht es für die Mitarbeiter weiter
Doch wie geht es jetzt in Blexen und Oldenburg weiter? Der Betrieb und das tägliche Leben in den beiden Seniorenzentren werden unverändert weiterlaufen können - zumindest vorerst. Über das Insolvenzgeld sind die Gehaltszahlungen für die Mitarbeiter für drei Monate gesichert. „Die Mitarbeiter erhalten ihre vollen Nettobezüge - bis zur Beitragsbemessungsgrenze“, macht Michael Grötzsch deutlich.
Welche Perspektiven es für die beiden Einrichtungen gibt, wird nun der vom Amtsgericht Oldenburg bestellte Insolvenzverwalter Dr. Christian Kaufmann gemeinsam mit dem Vorstand und den Leitungen der Einrichtungen beraten müssen. Denkbar wäre es zum Beispiel, mit den Kostenträgern (Pflegekassen, Kreis Wesermarsch, Stadt Oldenburg) darüber zu sprechen, ob tatsächlich 98 Prozent der Pflegeplätze belegt sein müssen, damit das Blexer Seniorenzentrum nicht ins Minus rutscht.
Am Mittwochmorgen informiert
Die Mitarbeiter des Blexer Seniorenzentrums sind am Mittwochmorgen von Vorstand und Geschäftsführer Friedrich Ley über den Insolvenzantrag informiert worden. Auch die Bewohner wissen Michael Grötzsch zufolge Bescheid. „Die Angehörigen erhalten per Post Nachricht“, sagt er.
Das Seniorenzentrum To Huus achtern Diek gehört seit Juli 1987 zur Diakonie im Oldenburger Land. In der Einrichtung sind derzeit 68 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende, beschäftigt.

Die Anmeldung der Insolvenz sei unvermeidbar gewesen, sagen die Diakonie-Vorstände Mario Behrends (links) und Pfarrer Dr. Friedrich Ley. Foto: privat