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Tiere in der Natur

TNaturschauspiel: Was so viele Störche in Ahlerstedt treiben

Etliche Störche versammeln sich auf einer Wiese in Ahlerstedt-Bockholt.

Etliche Störche versammeln sich auf einer Wiese in Ahlerstedt-Bockholt. Foto: Hermann Gehlken

So etwas sieht man nicht alle Tage: Mehr als 50 Weißstörche stehen auf einer Wiese. Warum sie sich dort versammeln, weiß Storchenvater Gert Dahms ganz genau.

Von Susanne Laudien Dienstag, 05.08.2025, 05:50 Uhr

Ahlerstedt. Ein spektakulärer Anblick bietet sich derzeit auf einer Feuchtwiese in Ahlerstedt-Bockholt. Mehr als 50 Weißstörche haben sich dort versammelt - Altstörche ebenso wie Jungstörche.

„Es ist das erste Mal, dass ich dort so viele Störche zusammen gesehen haben. Vorbeifahrende Passanten halten an, bestaunen und fotografieren das kleine Naturwunder“, berichtet Hermann Gehlken aus Ahlerstedt. Auch ihn hat das Storchen-Treffen fasziniert, das er mit seiner Kamera festhielt.

Die Weißstörche versorgen sich auf der Wiese mit Nahrung.

Die Weißstörche versorgen sich auf der Wiese mit Nahrung. Foto: Hermann Gehlken

Der Ahlerstedter Hobbyfotograf und Heimat-Chronist hat einen Blick für besondere Motive wie etwa die Störche auf der benachbarten Wiese und anderes in und um Ahlerstedt herum. Zudem hält er die Aktivitäten des Dorferneuerungsvereins Ahlerstedt als Chronist fest.

Der Verein setzt sich unter anderem auch für Störche ein, sicherte etwa 2022 einen Mast auf dem feuchten Wiesengrund als Nistplatz, der 2023 einen besonderen Bruterfolg von fünf Jungvögeln hervorbrachte.

Storchenvater Dahms kennt den Grund

Aber warum versammeln sich derzeit auf der feuchten Wiese in Ahlerstedt so viele Störche? Die Erklärung dazu hat Gert Dahms, ehrenamtlicher Storchenbetreuer, der sich seit 1950 für den Schutz der Weißstörche im Landkreis Stade engagiert.

„Die Zugstörche stehen dort quasi in den Startlöchern für ihren Flug ins Winterquartier nach Südeuropa und Afrika. Sie rasten auf der Wiese und finden dort ausreichend Nahrung, um sich für die bevorstehende Reise zu stärken.“

Auch Kathrin Warnat beobachtete die Störche in Ahlerstedt, von denen einige mit einem Ring zur Nachverfolgung ausgestattet sind.

Auch Kathrin Warnat beobachtete die Störche in Ahlerstedt, von denen einige mit einem Ring zur Nachverfolgung ausgestattet sind. Foto: Kathrin Warnat

„Dieses Naturschauspiel kommt immer mal wieder vor“, sagt Gert Dahms. 2023 wurde zuletzt ein Storchenrekord verzeichnet. Grund dafür war ein super Mäusejahr, von dem auch Graureiher und Mäusebussarde profitierten, erklärt Janette Hagedoorn-Schüch vom Stader Naturschutzamt.

Die hohe Mäusepopulation entstand wiederum durch den relativ milden Winter und das darauf folgende trockene Frühjahr, das den Mäusen gute Überlebenschanchen bot.

Begleitung der Störche in den Süden

Storchenvater Dahms hat von 1962 bis 1982 Jungstörche im Landkreis Stade beringt. Dadurch konnte nachgewiesen werden, dass hiesige Störche sowohl westlich als auch östlich das Mittelmeer umfliegen.

Zur Nachtruhe haben sich 26 Zugstörche auf der alten Schule von Ahlerstedt eingefunden.

Zur Nachtruhe haben sich 26 Zugstörche auf der alten Schule von Ahlerstedt eingefunden. Foto: Ingo Cohrs

Auf der Ostroute erreichen sie über den Bosporus ihr Winterquartier im Sudan und im Tschad, einige fliegen weiter bis nach Südafrika. Die Westzieher fliegen nach Spanien und überqueren die Straße von Gibraltar bis ins westliche Afrika.

Gert Dahms und ein Kollege aus Mecklenburg-Vorpommern ziehen demnächst mit den Weißstörchen auf der Ostroute gen Süden bis ans Schwarze Meer und werden im TAGEBLATT exklusiv darüber berichten.

Einsatz für Störche: Gert Dahms (rechts) erhielt 2024 von Landrat Kai Seefried das Bundesverdienstkreuz am Bande

Einsatz für Störche: Gert Dahms (rechts) erhielt 2024 von Landrat Kai Seefried das Bundesverdienstkreuz am Bande Foto: Schmidt/ Landkreis Stade

Spannend sind auch die Flugroute und der aktuelle Standort von dem Senderstorch namens Porrentruy, die auf der Seite des Landkreis Stade verfolgt werden können. Der Weißstorch kam 2017 aus der Schweiz und ließ sich erst in Heinbockel nieder und wechselte 2022 zum Schwinger Steindamm in Mulsum.

Zwei Projektleiter aus der Kleinstadt Porrentruy in der Schweiz besuchten ihn dort. 2023 war er bereits am 13. März aus dem Winterquartier in Zentralspanien zurückgekehrt - und die Brut mit drei flüggen Jungstörchen war erfolgreich.

2024 waren alle froh, dass Porrentruy den Winter in Spanien und den Zug gut überstanden hatte. Der Sender funktioniert noch einwandfrei und sendete im Herbst 2024 wieder aus dem Raum Madrid. Laut aktuellen Daten befand sich Porrentruy am 3. August 2025 in Brobergen an der Oste.

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