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TNeu in Assel: Alyssa Baatz komplettiert das Kehdinger Pastoren-Team

Alyssa Baatz ist die neue Pastorin in Assel.

Alyssa Baatz ist die neue Pastorin in Assel. Foto: Helfferich

30 Jahre jung und schon Pastorin. Alyssa Baatz hat in Assel ihren Probedienst angetreten. Damit ist das Team der Gesamtkirchengemeinde Kehdingen komplett.

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Von Susanne Helfferich
Donnerstag, 31.07.2025, 15:50 Uhr

Drochtersen. Das Arbeitszimmer im Pastorenhaus ist bereits komplett eingerichtet. „Für die Arbeit und fürs Gemeindeleben bin ich startklar“, sagt die Pastorin auf Probe. Auch der Einstieg mit der Ordination am 5. Juli und dem Schützengottesdienst war gelungen: „Da konnte ich schon viele Gespräche führen“, erzählt Alyssa Baatz. Jetzt hat sie die ersten Wochen hinter sich und ist froh, dass die Sommerpause ihr Raum und Zeit lässt, in Kehdingen anzukommen und das Pfarrhaus in Ruhe einzurichten.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm: Denn ab August ist die neue Pastorin mit mehreren Tauffesten gefordert. Da hat sie einiges vorzubereiten, und erstmals erlebt sie am 3. August den Open-Air-Gottesdienst mit anschließendem Sommerfest in Hamelwörden, an dem alle Kehdinger Pastoren beteiligt sind. „Das sind alles gute Gelegenheiten, Kehdingen und die Gemeinde noch besser kennenzulernen“, freut sich die 30-Jährige.

Die Großmutter prägte die neue Pastorin

Aufgewachsen ist Alyssa Baatz in Oerel-Barchel bei Bremervörde, studierte in Göttingen und Münster Theologie und arbeitete an der Uni Münster - doch es zog sie wieder nach Niedersachsen, zur Familie. So absolvierte die Theologin in der Gesamtkirchengemeinde Am Dobrock ihr Vikariat. Ihr Partner, mit dem sie nun ins Pfarrhaus gezogen ist, ist Gymnasiallehrer in Stade und freut sich über die deutlich kürzeren Wege.

Zur Theologie kam Alyssa Baatz über ihre Großmutter, die sehr fromm gewesen sei. Sie habe regelmäßig in der Bibel gelesen und gebetet. Sie sei aus der Erweckungsbewegung gekommen, „sie war sehr überzeugt und out-going, hat von Jesus Christus erzählt, vor dem Essen gebetet und aus den Kinderbibeln vorgelesen“, erzählt die junge Pastorin. Und sie habe regelmäßig eine Bibelschule in der Schweiz besucht. Da seien sie und ihre Zwillingsschwester als Achtjährige einmal mitgekommen: Das Miteinander dort mitzuerleben, Gottesdienst zu feiern, habe sie geprägt.

Gemeinsamkeit habe sie aber auch in den kirchlichen Kinderchören in Gnarrenburg, im Jugendchor und in der evangelischen Jugend erlebt. „Theologie und Religion waren immer Teil meines Lebens“, sagt 30-Jährige, „und ich wollte verstehen, was meine Oma geprägt hat.“

Traditionen pflegen, aber mit Klischees brechen

Nach der Schule habe sie überlegt, Lehramt mit Latein, Religion und Geschichte zu studieren, doch das Theologiestudium habe all diese Fachrichtungen vereint. Mit Anfang 20 habe sie sich noch nicht vorstellen können, Pastorin zu werden, „aber ich hatte das Zutrauen: Man wächst da schon rein“, sagt Baatz. Und inzwischen kämen immer mehr Pastoren aus ihrer Generation nach, die zwar Traditionen pflegen, aber mit althergebrachten Klischees durchaus brechen wollen.

„Kirche ist jung, weil sie mit allen Generationen arbeitet und davon auch lebt, und sie lebt auch von Generationskonflikten, von Auseinandersetzungen darüber, was war und was vielleicht werden soll“, und so freut sich die 30-Jährige, dass auch zwei Studienfreunde aus Münster, Tobias Grotefend und Jonas Milde, Pastoren in Stade sind.

„Wenn Kirche sich öffnet, können sich mehr Menschen wieder mit Kirche identifizieren“, sagt sie. Einige der jungen Kollegen und Kolleginnen nutzten dafür auch Social Media, um zu zeigen, wie das Leben als Pastor oder Pastorin in einer Kirchengemeinde ist - eben vielfältig, bunt und modern. Kirche gebe auch Trost. Mental Health sei auch Thema in den Beratungsstellen der Landeskirche.

Sie will Familien und junge Menschen ansprechen

Gefragt nach einem Plan für den neuen Job sagt Alyssa Baatz: „Mein Plan ist, erst einmal hier anzukommen und für die Kirchenmitglieder da zu sein, ansprechbar zu sein.“ Die Vakanzen in den acht Ortskirchengemeinden der vor anderthalb Jahren aus der Taufe gehobenen Gesamtkirchengemeinde Kehdingen war eine große Herausforderung für die Ehrenamtlichen. Die Asseler hätten sich verwaist gefühlt, gibt die Pastorin ein Gesamtkirchenvorstandsmitglied wieder. Jetzt sind alle vier Pastorenstellen besetzt, hinzu kommen zwei Diakone.

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Neben den klassischen Aufgaben - Gottesdienste sowie Taufen, Trauungen und Beerdigungen - „möchte ich schauen, was hier vorhanden ist und wo ich mich einbringen kann“, sagt die Pastorin; dabei denkt sie auch an die Kinderkirche in Assel und an die evangelische Jugend. Sie möchte Familien etwas anbieten. „Schließlich sagen wir ja, die Kirche ist jung, dann ist mir auch wichtig, diese Generation anzusprechen.“ Insbesondere will sie versuchen, mit jungen Menschen zwischen 20 und 30 ins Gespräch zu kommen. „Wenn man Kirchenaustritte bekommt, sind es Leute aus dieser Altersgruppe.“ Sie ist gespannt darauf, ob sie diese Generation nach ihr erreichen kann.

Angesichts der Veränderungen und Verwerfungen in der Welt bleibt die 30-Jährige optimistisch: „Es macht mir Mut, dass Menschen sich immer wieder zusammentun, Lust haben, kreativ zu denken und Neues auszuprobieren.“ Sie ist für alles offen.

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