TNeue Altkleider-Regelung: DRK befürchtet eine Müll-Flut

Dreckige Schuhe und Kleidung: Ilse Schwope, Leiterin des DRK-Kleidershops in Buxtehude, zeigt, was bei ihnen abgegeben wird. Foto: Felsch
Was soll in den Container? Was darf in den Hausmüll? Statt für Vereinfachung zu sorgen, wirft eine neue Regelung für Altkleider Fragen auf. Hier sind die Antworten.
Buxtehude. Diese Regelung sorgt derzeit für viel Verwirrung: die sogenannte Getrenntsammelpflicht für Textilien. Sie gilt in Deutschland seit Beginn dieses Jahres. Damit will man erreichen, dass im besten Fall gar keine (gebrauchten) Textilien mehr in die Restabfalltonnen wandern. Sie sollen wiederverwendet oder recycelt werden.
Viele Bürger verstehen diese Regelung so, dass alle aussortierten Textilien in die Altkleidercontainer wandern sollen und nicht mehr in die Restmülltonne gehören - doch das ist mitnichten so.
Den Landkreis Stade erreichen derzeit viele Anfragen zu diesem Thema. Die Kreisverwaltung stellt klar: „Stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien sollen auch weiterhin über die Restabfalltonne entsorgt werden.“
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Die Ehrenamtlichen von der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Buxtehude befürchten ob dieser Fehlinterpretation noch mehr Müll, den sie auf eigene Kosten entsorgen müssen. Fast 1500 Euro hat allein das DRK in Buxtehude für die Entsorgung von kaputten, verdreckten oder teilweise mit Motten befallenen Kleidungsstücken 2023 bezahlt - die Benzinkosten nicht mitgerechnet. Die Zeit, die die Mitarbeiter besser hätten nutzen können, auch nicht.

Und wieder ein Anhänger voll mit Müllsäcken, die Andreas Weikusat zum Abfallzentrum fahren muss. Foto: Felsch
„Einmal im Monat fahren wir in der Regel zum Abfallzentrum. So wie es jetzt Anfang des Jahres aussieht, könnte sich das steigern“, mutmaßt der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins, Andreas Weikusat, und zeigt auf einen Anhänger voll mit Müllsäcken - die Ausbeute von nur einer Woche. Und der Monat hat erst vor kurzem begonnen.
„Sachen, die man nicht mal mit der Kneifzange anfassen will“
Das Bild von überquellenden Altkleidercontainern kennt wahrscheinlich jeder. „Dann stellen die Leute die Säcke und Tüten einfach daneben oder bei uns vor die Tür“, weiß Ilse Schwope. Die Leiterin des Buxtehuder Kleidershops kennt das Problem zur Genüge. „Wir haben immer wieder Sachen, die man nicht mal mit der Kneifzange anfassen will.“

Dreckige Schuhe und Kleidung: Ilse Schwope, Leiterin des DRK-Kleidershops in Buxtehude, zeigt, was bei ihnen abgegeben wird. Foto: Felsch
Einmal landete ein Sack mit ölverschmierten Arbeitsklamotten beim Kleidershop. Da das Firmenlogo darauf lesbar war, rief Schwope dort an und konfrontierte den Unternehmer mit der Abgabe. „Er hat ernsthaft gedacht, wir können das weiterverwenden“, erzählt sie, immer noch hörbar perplex.
Genau diese Einstellung werde sich mit der neuen Regelung verstärken, glaubt Weikusat. Dadurch würden sich die Leute im Recht fühlen, wenn sie zerschlissene und verschmutzte Kleidung in den Containern oder in den Kleidershops abliefern.

Ilse Schwope und Heide Weikusat sind entsetzt über die dreckigen Stiefel, die abgegeben wurden. Foto: Felsch
„Aber wir sind keine Müllentsorgungsanlagen“, betont Andreas Weikusat. Nach wie vor sollten nur Jacken, Mäntel, Sportsachen, Blusen, Röcke, Hosen, Schuhe, Decken, Wäsche sowie geschmackvolle Kleinigkeiten für das Haus (seit Neuestem keine Elektroartikel mehr) und Dekoartikel abgegeben werden. Sauber, nicht total aus der Mode, gut erhalten und tragbar. „Fragen Sie sich immer: Würde ich das für mich noch nehmen?“, rät Ilse Schwope. Denn die Secondhand-Kleidung geht in den Shop und wird dort zu günstigen Preisen verkauft.
Ein Teil der gut erhaltenen Waren, die im DRK-Geschäft aufgrund von Erfahrungen keine Käufer finden, gehen derzeit an zwei zahlende Abnehmer, die sie weiterverwerten. Nach Abzug von Steuern und Betriebskosten fließen alle Erlöse zu 100 Prozent in soziale Projekte und Dienstleistungen.
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Das DRK hat indes ein neues Projekt gestartet: eine Änderungsschneiderei, in der Kleidungsstücke angepasst, verändert und aufgewertet werden. Im Rahmen von Upcycling entstehen aus ausgedienten Kleidungsstücken neue, kreative Produkte. Für die Umsetzung dieser spannenden Idee sucht der DRK-Kreisverband Stade noch qualifiziertes Fachpersonal. Interessierte können sich gerne melden.
„Mit diesen Angeboten möchten wir den Menschen im Landkreis Stade sinnvolle und nachhaltige Alternativen zur Entsorgung ihrer Kleidung bieten“, erklärt Michael Roesberg, Präsident des DRK-Kreisverbands Stade. „Saubere Kleidung gehört in die Container - nicht daneben.“ Wer gut erhaltene Stücke spenden möchte, finde beim DRK viele Möglichkeiten.