TNeue Führungskraft im Stader Rathaus: Kaum im Amt, schon gibt es Aufregung

Annette Müller-Borghardt leitet den Fachbereich Bildung und Soziales bei der Hansestadt Stade. Foto: Stehr
Annette Müller-Borghardt leitet seit Oktober 2024 den städtischen Fachbereich Bildung und Soziales. Für längere Kita-Schließzeiten im Sommer hat sie gute Gründe.
Stade. Annette Müller-Borghardt (44) ist erst seit wenigen Monaten im Amt und muss direkt für eine Entscheidung gerade stehen, die bei einigen Stader Eltern und Kitamitarbeitern nicht gut ankam. Die Juristin, die zuletzt in der Hamburger Sozialbehörde in der Steuerung der Kindertagesbetreuung tätig war, leitet seit dem 1. Oktober 2024 den Fachbereich Bildung und Soziales, mit 348 Mitarbeitenden den größten der Hansestadt Stade.
Zuständig ist die gebürtige Staderin unter anderem für die Bereiche Kitas, Schule, Sport und Stadtbibliothek, Kinder- und Jugendarbeit sowie die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch. Weil Annette Müller-Borghardt zu den Führungskräften gehört, die in Teilzeit (80 Prozent) arbeiten, wurde der Bereich Soziale Hilfen und Integration ausgegliedert.
Kita-Schließzeiten werden auf drei Wochen verlängert
Der erste Aufreger, den sie moderieren muss: Ab Sommer dieses Jahres werden die festen Schließzeiten in allen 14 städtischen Kitas von zwei auf drei Wochen erhöht. Grund ist der Fachkräftemangel. Den bezeichnet Annette Müller-Borghardt als eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre. Insgesamt gebe es in den städtischen Kitas derzeit knapp 20 vakante Vollzeitstellen - kranke und schwangere Mitarbeitende nicht einberechnet.
Mit der verlängerten Schließzeit könnten Urlaubstage gebündelt werden, sodass die Kita-Mitarbeiter im restlichen Jahr längere Zeiten gemeinsam anwesend sind, sagt Müller-Borghardt. Außerdem sei in den Sommerferien die Auslastung der Gruppen ohnehin geringer. Ein Großteil der 16 Stader Kitas in freier Trägerschaft habe deshalb ebenfalls schon länger eine dreiwöchige Schließzeit etabliert.
Elternvertreterinnen der Krippengruppe der Kita Altländer Viertel fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt und waren entsetzt, heißt es in einem Schreiben, das bereits im September 2024 an Annette Müller-Borghardt und den Stadtelternrat gesendet worden war. Sie fragten sich, wie sie künftig in allen Ferien Urlaub nehmen können, ohne über die vorgesetzten Urlaubstage zu kommen. Viele Eltern hätten sich aufgrund der zweiwöchigen Schließzeit bewusst für eine städtische Kita im Anmeldeverfahren beworben.
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Dass die erweiterte Sommerschließzeit für berufstätige Eltern eine Herausforderung darstelle, sei ihr bewusst, so Müller-Borghardt, die selbst zwei Kinder (im Teenageralter) hat und früher als Kita-Elternvertreterin engagiert war. Um den Eltern entgegen zu kommen, seien die Hürden für die Inanspruchnahme der Ferienbetreuung gesenkt worden.
Außerdem werde eine Notbetreuung angeboten. In welcher Kita diese stattfindet, können Eltern allerdings nicht selbst entscheiden. Für Kita-Mitarbeitende würden während der zusätzlichen Schließzeiten Fortbildungsmöglichkeiten angeboten, sodass kein Urlaub genommen werden müsse, sagt Müller-Borghardt.
Die eigene Stadt aktiv mitgestalten
Beschäftigt ist sie zudem mit dem bundesweiten Ganztagsanspruch, der ab 2026 für alle Kinder der ersten Klasse gilt. Von den zwölf Stader Grundschulen bieten neun bereits den Ganztag an. Die Grundschule am Burggraben, die Grundschule Haddorf und die Grundschule Ottenbeck müssen noch entsprechende Konzepte umsetzen. „Dabei begleiten wir sie“, sagt Müller-Borghardt.
Eng begleitet würden auch die sechs städtischen Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen, die für das Startchancen-Programm ausgewählt wurden (die Grundschulen Montessori, Bockhorster Weg, am Burggraben, am Fleth, Hahle, Wiepenkathen sowie die Hauptschule Thuner Straße und die Oberschule in Riensförde).
Für den Bereich Jugendarbeit hebt Müller-Borghardt das Projekt der integrativen Begegnungsstätte am Kopenkamp heraus. Im Obergeschoss der ehemaligen Pestalozzi-Grundschule wird wie berichtet ein Haus der Begegnung entstehen, in dem auch Jugendarbeit stattfinden soll.
„Dieses Projekt wird durch unseren Fachbereich wesentlich mitgestaltet“, sagt Müller-Borghardt. Das sei überhaupt das Beste an ihrem Job - dass sie ihre Heimatstadt aktiv mitgestalten könne. In einem Fachbereich, der alle Familien und damit alle Arbeitgeber sowie die gesamte Stadt betreffe.