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TNeue Grenzwerte: Kaminofen-Experte verrät, was Besitzer beachten müssen

Stefan Wesenberg in seinem Geschäft Heizwerk in Hagen.

Stefan Wesenberg in seinem Geschäft Heizwerk in Hagen. Foto: Jan Iven

Ab 2025 gelten strengere Grenzwerte für Kaminöfen. Fachhändler Stefan Wesenberg erklärt, ob sich ein Nachrüsten lohnt, warum moderne Öfen effizienter sind und was Hausbesitzer beachten müssen.

Von Jan Iven Freitag, 06.12.2024, 13:05 Uhr

Hagen. Stefan Wesenberg hat schon eine ganze Weile gut zu tun. „Wir bekommen sogar Anfragen aus Bremen“, sagt der Schornsteinfeger-Meister und Inhaber des Geschäftes Heizwerk in Hagen. Denn: „In Bremen gibt es kein Fachgeschäft für Kaminöfen mehr.“

Welche neuen Grenzwerte gelten für Kaminöfen?

Ab dem 1. Januar 2025 gelten für Kaminöfen neue Grenzwerte. Laut dem neuen Bundes-Immissionsschutzgesetz der Stufe 2 liegt die Höchstgrenze dann bei 4 Gramm Kohlenmonoxid und maximal 0,15 Gramm Feinstaub pro Kubikmeter Abgas. Das betrifft vor allem Kaminöfen, die vor 2010 verbaut wurden. Hält ein Ofen die Richtwerte nicht ein, muss er stillgelegt werden.

Ab 2025 gelten neue Richtwerte für Kaminöfen.

Ab 2025 gelten neue Richtwerte für Kaminöfen. Foto: Jan Iven

„Die Neuregelung ist seit mehr als zehn Jahren bekannt. Eigentlich hatten alle genug Zeit zum Umrüsten“, sagt Stefan Wesenberg. Doch einige Hausbesitzer haben den Austausch ihres Ofens offenbar auf die lange Bank geschoben.

Dabei sieht das neue Gesetz „empfindliche Strafen“ für die Nutzung von Öfen ohne ausreichenden Filter vor. Die Rede ist von bis zu 50.000 Euro. „In Bremen haben die Behörden bereits damit begonnen, Besitzer von alten Öfen anzuschreiben“, sagt Stefan Wesenberg.

Die Schornsteinfeger nehmen die Öfen regelmäßig ab. Der Zustand sämtlicher Anlagen ist daher bekannt. Wer noch keinen Ofen entsprechend den neuen Gesetzen hat, bekommt von den Behörden zunächst eine Frist gesetzt, in der ein Austausch oder eine Modernisierung zumindest in Auftrag gegeben werden muss.

Lohnt sich ein Nachrüsten von alten Öfen?

Ein Nachrüsten alter Öfen ist zwar theoretisch möglich. Doch Stefan Wesenberg spricht sich mittlerweile eher für eine Neuanschaffung aus. Und das nicht nur, weil er selbst Öfen verkauft.

„Die Öfen, die jetzt ersetzt werden, sind wirklich schon alt. Ich habe bisher noch nie gedacht, dass man einen alten Ofen besser nicht ausgetauscht hätte“, sagt er. Abgaswerte und Holzverbrauch seien bei den alten Modellen einfach zu hoch.

Nach dem neuen Standard wird die Luft für den Ofen zunächst noch stärker vorgeheizt. Dadurch bleibt der Innenraum heißer und es wird viel mehr Feinstaub verbrannt. Eine Nachrüstung etwa mit einem Staubabscheider ist möglich, aber teuer. Die Meinungen gehen bei dem Thema allerdings auseinander.

Die modernen Öfen brennen sehr viel effizienter und verbrauchen bis zu 40 Prozent weniger Holz. „Bei den hohen Holzpreisen aktuell ist das ein wichtiges Argument für die Kunden“, sagt Wesenberg, der auf seinem Youtube-Kanal heizwerk24 viele allgemeine Fragen rund um Kaminöfen beantwortet.

Wie lange müssen Kunden auf einen neuen Ofen warten?

Doch gibt es derzeit überhaupt noch ausreichend Öfen für die Nachzügler, die noch nicht umgestellt haben? Stefan Wesenberg ist zuversichtlich. „Die Lager der Produzenten sind gut gefüllt. Wir gehen derzeit von einer Wartezeit von etwa sechs Wochen aus“, sagt er.

Wobei die Behörden bereits zufrieden sind, wenn Hausbesitzer den neuen Ofen bestellen. Der eigentliche Austausch eines Ofens dauert in der Regel höchsten einen Tag, sagt Wesenberg.

Doch nicht alle Händler in der Region sind so optimistisch. Offenbar gibt es auch Kunden, die in anderen Geschäften im Cuxland wegen Lieferschwierigkeiten vertröstet worden sind.

Das hat eventuell auch etwas damit zu tun, dass Stefan Wesenberg vor allem das obere Segment bedient. „Ein guter Kaminofen beginnt mit etwa 3000 Euro. Wer sich Feuer ins Haus holt, sollte nicht daran sparen“, sagt er.

Im Baumarkt gibt es hingegen Öfen, die zum Teil weniger als die Hälfte kosten, auch wenn dann noch der Einbau hinzukommt. Wesenberg hält davon wenig und setzt auf beste Qualität.

Warum legen sich immer mehr Menschen einen Ofen zu?

Die Gesetzesänderung hat dem Heizwerk volle Auftragsbücher beschert. Wobei ist es der Branche auch schon in den Jahren zuvor ziemlich gut gegangen ist. „In der Corona-Zeit waren die Leute viel zu Hause. Viele wollten es sich deshalb mit einem Ofen gemütlich machen“, sagt Wesenberg, dessen Betrieb jeden Tag ein bis zwei Öfen verbaut.

Auch mit dem Beginn des Ukraine-Krieges und der Unsicherheit im Energiebereich hätten sich viele Kunden für Öfen interessiert, um unabhängiger zu werden. „Man kann aber kaum ein ganzes Haus nur mit Öfen heizen. Für die Grundwärme braucht man immer noch eine normale Heizung“, sagt Wesenberg, der selbst neben seinen drei Öfen weiterhin eine Heizung zu Hause hat. Ein Kamin sorgt vor allem für eine mollige Temperatur und natürlich für Gemütlichkeit.

Welche neuen Vorschriften für Kaminöfen bringt die Zukunft?

Eine weitere Neuregelung steht übrigens in den nächsten Jahren an. Dann muss die Luftzufuhr im Ofen automatisch geregelt werden, was sogar per Handy-App überwacht werden kann. Dadurch lässt sich noch einmal bis zu einem Viertel an Brennmaterial sparen. Die neue Automatik wird aber nur für die zukünftigen Kaminöfen verpflichtend.

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