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Neue Gruppe im Kreis Stade: Wenn Kinder Gewalt zwischen Eltern erleben

Sie geben Kindern, die Gewalt zwischen ihren Eltern erlebt haben, Rückenwind: Konrad Schmidt und Melanie Arp (Zweite von links), die zeitweise von Bettina Lichtenauer und Muriel Silies unterstützt werden.

Sie geben Kindern, die Gewalt zwischen ihren Eltern erlebt haben, Rückenwind: Konrad Schmidt und Melanie Arp (Zweite von links), die zeitweise von Bettina Lichtenauer und Muriel Silies unterstützt werden. Foto: Landkreis Stade/Nina Dede

Gewalt in der Partnerschaft betrifft nicht nur Frauen und Männer. Erleben Kinder diese mit, sind auch sie Opfer. Eine Gruppe will Betroffene unterstützen.

Dienstag, 01.10.2024, 07:30 Uhr

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Landkreis. Um die betroffenen Mädchen und Jungen zu unterstützen, startet nach den Herbstferien eine neue Gruppe des Programms Rückenwind. Das kostenfreie Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren aus dem gesamten Landkreis Stade.

Wenn sich Hilflosigkeit und Angst breitmachen

Kinder empfinden Angst und Hilflosigkeit, wenn sie Gewalt zwischen den Eltern miterleben. Mitunter fühlen sie sich schuldig, weil sie dem bedrohten, gedemütigten oder angegriffenen Elternteil nicht helfen können. Häufig empfinden sie auch Scham, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises.

In der Rückenwind-Gruppe erfahren sie, dass sie mit dem Erlebten nicht alleine sind, sagt Melanie Arp, Erzieherin im Frauenhaus: „Wenn sie möchten, können sie sich den anderen Kindern oder uns gegenüber öffnen.“

Uns - das schließt den Sozialpädagogen Konrad Schmidt ein. Die beiden Fachkräfte leiten die Rückenwind-Gruppe, die sich nach den Herbstferien immer Montagnachmittag in den Räumen des Kreisjugendrings in Stade (Harsefelder Straße 44a) trifft.

Offene Gespräche, wenn die Gewalt beendet ist

Wichtig dabei: Die Gewalt muss beendet sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass kein Kontakt mehr zum Täter oder zur Täterin bestehen darf, erläutert Melanie Arp: „Die Kinder müssen aber in einem geschützten Raum leben.“

Geschützt sind dann auch die Gespräche in der Rückenwind-Gruppe, alles findet vertraulich statt, so Konrad Schmidt, der im Amt Jugend und Familie dem Team Jugendschutz/Jugendhilfe im Strafverfahren angehört. „Wir bieten ein pädagogisches Angebot - es ist nicht therapeutisch.“

Die Fachkräfte spielen und basteln mit den Mädchen und Jungen, machen Unternehmungen oder Aktionen. Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen. Die Bedürfnisse der Kinder stehen dabei stets im Mittelpunkt. Deswegen können durchaus zwischendurch neue Kinder dazukommen, sagt Konrad Schmidt.

„Die Altersspanne darf nicht zu groß sein“

Die nächste Rückenwind-Gruppe richtet sich vor allem an Kinder im Grundschulalter. Sollten sich ältere Kinder und Jugendliche ebenfalls melden, wird eine zweite Gruppe initiiert. „Die Altersspanne darf nicht zu groß sein“, erklärt die Sozialpädagogin Muriel Silies. Sie arbeitet ebenso im Team Jugendschutz/Jugendhilfe im Strafverfahren und unterstützt gemeinsam mit der Erzieherin Bettina Lichtenauer bei Bedarf das Angebot.

„Wir wollen das Selbstbewusstsein der Mädchen und Jungen stärken, ihnen ein positives Miteinander vermitteln und Konfliktlösungsmöglichkeiten aufzeigen“, ergänzt Konrad Schmidt. Themen sind unter anderem Freundschaft und Vertrauen, Grenzen spüren und setzen sowie die Entwicklung von Schutzstrategien. All das mit dem Ziel, den Kindern getreu dem Namen Rückenwind zu geben.

Sollte die Anfahrt für die wöchentlichen Treffen in Stade ein Hindernis sein, kann das Rückenwind-Team angesprochen werden. Sowohl die Inhalte der rund 90-minütigen Treffen als auch die Gespräche mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten sind vertraulich.

Interessierte melden sich entweder beim Amt Jugend und Familie unter Telefon 04141/12-5139 und per E-Mail oder beim Frauenhaus unter Telefon 04141/44-123 sowie per E-Mail. Ans Frauenhaus können sich auch jederzeit Personen wenden, die Fragen rund um das Thema häusliche Gewalt und involvierte Kinder haben. (st/abi)

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