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Mega-Investition

TNeue Rettungswache der Dow: Ein Traum für jeden Feuerwehrmann

Das neue Domizil der Dow-Werkfeuerwehr ist eine Wache der Superlative.

Das neue Domizil der Dow-Werkfeuerwehr ist eine Wache der Superlative. Foto: Strüning

Fast 35 Millionen Euro investierte die Dow im Stader Chemiepark in ein neues Domizil für ihre Werkfeuerwehr. Die hochmoderne Wache brachte die freiwilligen Feuerwehrleute zum Staunen.

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Von Lars Strüning
Dienstag, 07.10.2025, 18:18 Uhr

Stade. „Das ist von Fachleuten geplant, von Feuerwehrleuten für Feuerwehrleute“, sagte Thomas Woitera, stellvertretender Ortsbrandmeister von Stade, nachdem eine Delegation von Rettungskräften durch das neue Gebäude geführt worden ist. Alles sei großzügig geschnitten und habe Zukunft.

Woitera meint damit die große Durchfahrtshalle mit elf Stellplätzen für die schweren Fahrzeuge, die vorn wie hinten mit Toren versehen sind. Hier muss keiner mehr rückwärtsfahren. Das mindert das Sicherheitsrisiko fürs Personal, sagte Olaf Stüven, der als Leiter der Umwelt- und Sicherheitstechnik auch für die Werkfeuerwehr zuständig ist. Das Gebäude bietet eine Fläche von 6400 Quadratmetern und ist damit viermal so groß wie die alte Wache.

54.000 Kubikmeter Sand und 310 Pfähle für den Untergrund

18 Monate nahm der Neubau in Anspruch. 54.000 Kubikmeter Sand wurden verbaut, 310 Pfähle in den weichen Schwemmboden gerammt. Seit Mai wurde die Wache nach und nach in Betrieb genommen.

Stefan Amling ist Leiter der Werkfeuerwehr. Hier führt er Gäste durch die Ruheräume der Kollegen mit Billardtisch und großem Wappen.

Stefan Amling ist Leiter der Werkfeuerwehr. Hier führt er Gäste durch die Ruheräume der Kollegen mit Billardtisch und großem Wappen. Foto: Strüning


„Es ist bemerkenswert, wie hier auf die Belange der Mitarbeiter Rücksicht genommen wurde“, sagte Stades Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney. Wichtige Softskills seien berücksichtigt worden, Dow biete attraktive Arbeitsplätze. Auch das hat Zukunft. In der Tat hat sich das Unternehmen für seine knapp 40 Mitarbeiter bei der Werkfeuerwehr gut was einfallen lassen.

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20 Schlafplätze wurden geschaffen, in Hotelzimmerqualität mit jeweils zwei Einzelbetten. Die nutzen die Kollegen, die ihre 24-Stunden-Schicht ableisten. Ihnen steht eine professionelle Gastroküche zur Verfügung, ein großer, heller Saal zum Essen und ein Ruhebereich mit Tischkicker, Billardtisch und Sofalounge.

„Gut, dass wir zwei ehemalige Köche mit im Team haben“, sagte Feuerwehrchef Stefan Amling während des Rundgangs mit einem Lachen. Zur Ausstattung für den Freizeitvertreib gehört auch ein Fitnessraum.

Staunender Experte: „Wie bei einer Spezialeinheit“

„Das ist schon ein ganz anderes Niveau. Wie bei einer Spezialeinheit“, sagte Maik Bube, stellvertretender Ortsbrandmeister von Bützfleth. Er ist mit seiner Ortswehr erst vor kurzem in einen Neubau von der Stadt eingezogen. Das fand er schon großzügig. Doch die Ausstattung der Profis sei schon vom Feinsten, angesichts der Gefahrenlage im Chemiepark aber nachvollziehbar. Bube: „Die Größe ist der Wahnsinn.“

Großzügig wie alle Räume: die Umkleide für die Mitglieder der Werkfeuerwehr. Einsatzmeldungen landen nicht nur auf den Piepern, sondern sind auch an großen Displays abzulesen.

Großzügig wie alle Räume: die Umkleide für die Mitglieder der Werkfeuerwehr. Einsatzmeldungen landen nicht nur auf den Piepern, sondern sind auch an großen Displays abzulesen. Foto: Strüning

Die Flure scheinen endlos und verwirrend. Werkstatt reiht sich im Erdgeschoss an Werkstatt. Hier die maschinelle Schlauchpflege, da die Elektronik, dort der Atemschutz oder die Kleiderkammer. Der Schwarz-weiß-Bereich für den Wechsel von kontaminierter Einsatzkleidung zu sauberer Klamotte mit Spinden und Duschen ist extrem großzügig angelegt.

Die Umkleide ebenfalls. Hier hängen drei Ausstattungen pro Person im Spind: für den Rettungsdienst, für Feuerwehreinsätze und für den normalen Streifendienst, wenn die Kameraden auf Reparatur- und Kontrolltour übers Gelände ziehen. In der oberen Etage verschlug es manch einem den Atem.

Hier tagt der Notfallstab, wenn es im Chemiepark mal brenzlig werden sollte.

Hier tagt der Notfallstab, wenn es im Chemiepark mal brenzlig werden sollte. Foto: Strüning

Der Saal, wo der Notfallstab im Falle des Falles tagt, fällt edel aus. Ein großer dunkelgrauer Tisch mit kleinen Wappen, sich zu einer Seite verjüngend, elegante dunkle Sessel und neueste Technik versprühen einen Hauch von großer weiter Welt.

Weitere Extra-Räumlichkeiten, um sich für Beratungen zurückzuziehen, und auch hier oben noch mal eine Pantry mit Sitzplätzen für einen kleinen Snack oder ein Getränk runden das Angebot ab, für Treffen, die drei-viermal im Jahr stattfinden.

Urteil vom Fachmann: „Das ist überragend“

„Das sind Dimensionen, das ist so viel, das ist überragend“, sagte Danny Waltersdorf aus Kutenholz als stellvertretender Abschnittsleiter der Kreisfeuerwehr Nord. Die Technik, die Größe und das Sicherheitskonzept haben ihn beeindruckt. Dazu gehörte auch die Einsatzzentrale, das Herzstück der Wache.

Modernste Technik: Die Einsatzzentrale der Dow erinnert an einen Flughafen-Tower.

Modernste Technik: Die Einsatzzentrale der Dow erinnert an einen Flughafen-Tower. Foto: Strüning

Hier oben haben die Mitarbeiter mehrere Dutzend Überwachungskameras des Chemieparks im Blick. Hier werden die Feuerwehrfahrzeuge und die Rettungswagen gesteuert. Der große Raum ist nahezu dunkel. Die Bildschirme scheinen grell, die Decke ist mit dunkelblauem Licht geflutet. Die neuen Arbeitsplätze sind ergonomisch ausgerichtet, jeder kann sich seinen Stuhl per Knopfdruck individuell einrichten.

Die Dow übernimmt auch für die anderen Unternehmen den Sicherheits- und Feuerwehrdienst. Die Wako unterstützt sie dabei und auch eine kleine freiwillige Einheit wird im Einsatzfall dazugezogen, erklärt Stefan Amling. Neueste Aufgabenfelder sind der Hafen für verflüssigte Gase (LNG), das LNG-Terminal oder auch der geplante Betrieb von Prime Lithium, die Grundstoff für E-Auto-Batterien herstellen wollen. Die Unternehmen beteiligen sich an den Kosten und schaffen Spezialgerät für ihre Belange an.

Stades Feuerwehrchef: „Das ist schon ein großer Wurf“

„Alles unter einem Hut, das ist schon ein großer Wurf“, sagte Klaus-Daniel Ney noch. Auf dem großflächigen Gelände sind 16 überdachte Stellplätze und eben die elf in der Durchfahrtshalle. Hier präsentierte die Werkfeuerwehr ihre neuesten Schätzchen. Neu ist ein Löschroboter, der zum Beispiel beim Angriff auf ein Feuer im Schiffsinneren eingesetzt werden kann.

Drinnen und draußen viel Platz: die Rettungs- und Feuerwache der Dow von oben.

Drinnen und draußen viel Platz: die Rettungs- und Feuerwache der Dow von oben. Foto: Dow

Oder die Drohne, die schnell einen guten Überblick bietet oder auch zur Gefahrenabwehr eingesetzt werden kann, wenn sich andere Drohnen nähern sollten. Nicht zu vergessen: ein komplett neuer Rüstwagen und das Fahrzeug für die Höhenretter - in der norddeutschen Tiefebene eher eine Seltenheit. Ein Spezialfahrzeug wird noch erwartet, um den Betrieb des LNG-Terminals zu sichern.

Die Mitarbeiter müssen sich vielen neuen Herausforderungen stellen. Denn die digitale Technik, Roboter oder Drohne sind auch für sie zum Teil Neuland. So wie die gender-gemäße Ausstattung mit Toiletten und Duschen, gerade auch im Schwarz-weiß-Bereich. Endlich könnten auch Frauen bei den Einsatzkräften der Werkfeuerwehr arbeiten. Bisher sind es nur Männer. Dow hat für die Zukunft gebaut.

Die neue Halle bietet der Dow-Werkfeuerwehr elf Stellplätze zum Durchfahren. Rückwärtsfahren muss hier keiner mehr.

Die neue Halle bietet der Dow-Werkfeuerwehr elf Stellplätze zum Durchfahren. Rückwärtsfahren muss hier keiner mehr. Foto: Strüning

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