TNeuer Campus soll zum Wohnzimmer des Stader Sports werden
Ende September 2023 spielten die Stader Basketballer erstmals im Sportcampus. 500 Menschen sahen die Partie gegen Westerstede. Foto: IsoluxX Fotografie (Archiv)
Seit etwas mehr als einem Jahr herrscht Leben im Stader Sportcampus. Sportler und Vereine sind offenbar begeistert. Nur gemütlicher könnte die neue Arena noch werden.
Stade. Bevor der Chefcoach des Basketball-Regionalligisten VfL Stade, Joan Rallo Fernández, und sein Teammanager Thomas Bolz Neuzugang Robert Heise im vergangenen Sommer verpflichteten, zeigten sie ihm den Sportcampus in Riensförde.
Womöglich erzählten sie ihm von jenem Tag Ende September 2023, als 500 Zuschauer in die Arena strömten, um den VfL dort das erste Mal spielen zu sehen. Jedenfalls sagte Heise zu. Er soll begeistert gewesen sein.
Gegner schauen sich ehrfurchtsvoll um
„Die neue Arena ist ein Argument für Spieler nach Stade zu kommen“, sagt Thomas Bolz heute. Sie sei ein Riesenvorteil. Mit ihrer kleinen Aufwärmhalle oder der Tribüne. „Die Jungs wollen in solch einem Umfeld trainieren und spielen“, sagt Bolz. Den Neuen falle die Kinnlade runter. Und selbst die Gegner stünden im Foyer und schauten sich erst mal ehrfurchtsvoll um. Diesen Effekt hat Bolz beobachtet.
Rollkunstlauf
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Der Bildungscampus in Riensförde mit seinen Schulgebäuden und der Sporthalle avancierte zu einem der teuersten Bauprojekte der Stader Stadtgeschichte. 74 Millionen Euro ließ sich die Stadt das Gesamtpaket kosten. Nach zwei Jahren Bauzeit begann im Sportcampus im Herbst 2023 der Spielbetrieb. Nach etwas mehr als einem Jahr ziehen die Sportler Bilanz.
Sport mit Event-Charakter versehen
Basketball-Manager Bolz spricht gern über sein „Grundanliegen“. Er wolle die Basketballspiele zu einem „Samstag-Abend-Event“ machen. Die Arena habe für den Event-Charakter alle Voraussetzungen.

Die Stader Handballerinnen tragen im Sportcampus ihre Heimspiele aus. Früher spielten sie in der Halle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums Foto: Struwe
Handball-Regionalliga
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Mehr als 1000 Zuschauer finden Platz in der Halle. TV-Übertragungen für Streamingdienste oder Aufzeichnungen für die Spielanalyse sind möglich. Die Mannschaften nutzen das reichlich. An diesem Wochenende zum Beispiel, wenn im Sportcampus der Stader Hallenzauber über die Bühne geht, überträgt das Internet-Portal FuPa die besten Fußball-Szenen vom Kunstrasen direkt auf eine Leinwand, auf Laptops und Smartphones.
Sponsoren greifen tiefer in die Tasche
Spielerinnen und Spieler mögen die Arena offenbar. Außerdem scheinen die Vertreter des VfL Stade, der die Arena bislang hauptsächlich nutzt, bei den Sponsoren einen Nerv getroffen zu haben. „Den Sponsoren ist durchaus bewusst, dass sie sich hochwertiger präsentieren können“, sagt etwa Thomas Bolz. Hajo Klintworth von der Handballsparte erzählt, die Sponsoren würden mittlerweile tiefer in die Tasche greifen.

Carsten Brokelmann (links, Präsident des VfL Stade und Stadtrat der Stader Verwaltung) und Projektbegleiter Thomas Friedrichs inspizierten im Winter 2023 die Baustelle. Zwei Jahre hat der Bau gedauert. Foto: Berlin (Archiv)
„Die Sponsoren sind beeindruckt bei 700 Zuschauern in der Halle“, sagt Sven Strehlow, der die Formationstänzer des VfL trainiert. Zwei große Turniere mit dem VfL als Gastgeber im Sportcampus erfuhren 2024 eine riesige Resonanz. Am 3. und 4. Mai 2025 lädt der Verein zum Formationsturnier im Rahmen der Regionalligasaison. Im September geht es erneut um den Alster-Elbe-Pokal.
Spiegelwand hilft Tanzpaaren beim Training
Strehlow schwärmt vom Campus. Beim Alster-Elbe-Pokal hatte jedes der 14 Teams eine eigene Kabine. Das macht Eindruck. Gewöhnt sind die Tänzerinnen und Tänzer, sich in einer kleinen Schulsportkabine mit einem gegnerischen Team gemeinsam umzuziehen. Außerdem gebe es im Campus einen großen Raum mit einer Spiegelwand, den Tanzpaare nutzen, um ihre Technik zu verbessern. Dieser Raum wertet auch das Kindertanztraining auf.

Die Formationstänzer des VfL erfuhren bei zwei Turnieren große Resonanz. Foto: Struwe

Trainer Sven Strehlow führt die Formation aufs Parkett im Stader Sportcampus. Foto: Struwe
Beim Hallenfußball, Handball, Basketball oder Tanzen laufen die Zuschauer durch das üppige Foyer, sie nehmen den Lift oder die Treppe in die obere Etage. Geradeaus gelangen sie in den Oberrang der Halle. Rechterhand kaufen sie Essen und Trinken.
Essen und trinken mit Blick aufs Spielfeld
„Der Catering-Bereich ist ein unglaublicher Fortschritt“, sagt Thomas Bolz. Die Lounge sei gut zum Netzwerken. Torben Milbredt, der für den VfL Güldenstern Stade das Hallenfußball-Wochenende organisiert, sagt: „Die Zuschauer sind immer dabei.“
Bei Kaffee und Kuchen haben die Fans durch die großen Fenster freie Sicht auf das Spielfeld. Längst sind die Einnahmen durch den Verkauf ein Faktor der jährlichen Budgetplanungen.

Zum Stader Hallenzauber kommen die hochklassigen Mannschaften vor allem wegen der Konkurrenz und der guten Infrastruktur. Foto: Struwe
Hajo Klintworth sieht den Sportcampus noch nicht als etablierte Marke. Bei einer Halle außerhalb der Stadt müsse man die Leute noch mehr begeistern, damit sie sich ins Auto setzen. Klintworth findet „den Kasten noch ein bisschen kühl“. Er könne Farbe vertragen.
Bilder an den Wänden, Malereien oder Logos könnten zum Beispiel im Foyer eine wärmere Atmosphäre schaffen. Damit der Sportcampus zum Wohnzimmer des Stader Sports wird. Aber das ist in erster Linie Job der Sportler und Vereine selbst.