TNeuer Trainer beim VfL Fredenbeck: So gehen die Spieler damit um

Jesper Müller glaubt noch an den Klassenerhalt des VfL Fredenbeck. Foto: Jörg Struwe
Der VfL Fredenbeck hat den Trainer wegen des ausbleibenden Erfolges ausgewechselt. Ein typischer Mechanismus im Sport. Die Führungsspieler des Teams erzählen, wie sie mit der neuen Situation umgehen und sind dabei durchaus selbstkritisch.
Fredenbeck. Die Ablösung von Trainer Igor Sharnikau als Trainer des Handball-Drittligisten VfL Fredenbeck kam für viele überraschend. Auch die Mannschaft wurde beim ersten Training nach der Weihnachtspause mit der neuen Situation konfrontiert. Das TAGEBLATT befragte Spieler und hörte sich im Umfeld des VfL Fredenbeck um.
VfL-Handballboss Lars Müller, so Mannschaftskapitän Niels Huckschlag, habe die Mannschaft in den Besprechungsraum gebeten und in Abwesenheit von Igor Sharnikau die Mannschaft über seine Entscheidung informiert. Er habe seine Entscheidung mit der Notwendigkeit „frischen Windes“ begründet. Der Trainerwechsel solle der Mannschaft einen zusätzlichen Impuls geben, sie pushen. Lars Müller forderte demnach auch mehr Disziplin der Spieler ein, ergänzt Jesper Müller.
VfL Fredenbeck belegt letzten Platz der 3. Liga
Angesichts des letzten Tabellenplatzes in der Dritten Liga zog Lars Müller die Notbremse und beurlaubte Sharnikau Anfang Januar. Jörg Rademacher, bis Sommer 2022 Trainer der HSG Delmenhorst, übernahm die Mannschaft sofort. Für Sharnikau kam die Entwicklung völlig überraschend. Er gab sich „schwer enttäuscht, dass man mich nun zum zweiten Mal vor die Tür setzt“, sagte er Anfang Januar kurz nach seiner Beurlaubung. Trotz der Tabellensituation sei die Mannschaft auf dem richtigen Weg gewesen.
Abwehrchef Arne Eschweiler sieht in dem Trainerwechsel „die größtmögliche Veränderung, ohne die ganze Mannschaft auszutauschen“. Er erwartet durch den Trainerwechsel eine Veränderung der Spielphilosophie. Alle drei Spieler halten die Erreichung des Saisonziels, Klassenerhalt, noch für möglich. „Es liegt ja ausschließlich an uns,“ so Jesper Müller. Die Mannschaft sei nahe dran, brauche aber auch ein wenig Glück, ergänzt Niels Huckschlag. Man kenne die „Baustellen“, vor allem die Konstanz über 60 Minuten fehle. „Daran arbeiten wir,“ betont Abwehrchef Arne Eschweiler.
Rademacher ist ein „Fan klarer Worte“
Der Eindruck vom neuen Trainer nach der ersten Trainingseinheit war bei den drei Fredenbecker Schlüsselspielern durchweg positiv. Jörg Rademacher, er möchte von den Spielern als „Rade“ angesprochen werden, sei sehr kommunikativ. Man spüre, dass er wie die Mannschaft an den Klassenerhalt glaube, so Jesper Müller. Für Arne Eschweiler sei Rademacher ein „Fan klarer Worte“. Seine Art wird bei uns Anklang finden.“
Deutlich zurückhaltender sind Stimmen aus dem Umfeld. Michael Braune, Kopf der Fangruppe „Blue Dragons“, bedauert die Freistellung von Igor Sharnikau als Trainer. Einen auswärtigen Trainer zu holen, „der nichts mit dem VfL Fredenbeck zu tun hat“, hält er für die richtige Entscheidung. Aber er ergänzt: „Ein Trainerwechsel wird nicht reichen.“ Die Mannschaft brauche zusätzlich ein oder zwei drittligaerfahrene Spieler, „die auch mal den Unterschied ausmachen können“.
Beckdorfer Trainer: So ist das Geschäft
Auch bei Robert Frahm, Trainer des Oberligisten SV Beckdorf, bleiben Fragen offen. Igor Sharnikau sei einer der besten Trainer der Region. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Ziel Klassenerhalt hochgesteckt sei. Ob die Entscheidung der Verantwortlichen beim VfL Fredenbeck richtig sei, der Trainerwechsel den gewünschten Impuls gäbe, der den Klassenerhalt möglich mache, würden schon die nächsten Wochen zeigen. Auch angesichts der Verdienste von Igor Sharnikau in den letzten Jahren habe die Entscheidung für ihn einen bitteren Beigeschmack. „Aber, so ist das Geschäft.“
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Das Unternehmen 3. Liga sei von Beginn an sehr ambitioniert gewesen, sagt der ehemalige Fredenbecker Bundesligaspieler und Ex-DDR-Nationalspieler Andreas Neitzel. Die Klasse zu halten, werde nur gelingen, „wenn alle Zahnräder ineinanderpassen.“ „Trainerwechsel sind kein Allheilmittel. Wenn aber alles passt, kann ein neuer Chef auch neue Impulse setzen“, sagt Neitzel. Den neuen Trainer kennt Neitzel noch aus seiner Berliner Zeit. „Wünschen wir ihm eine gute Hand und viel Glück.“
Auch für Thomas Gloth, Ex-Spieler, Ex-Trainer und Ex-Manager beim VfL Fredenbeck ist der Trainerwechsel überraschend. „Ich hatte den Eindruck, dass der VfL in den letzten Jahren gut klargekommen ist und gute Ideen gehabt hat.“ Der Trainerwechsel sei immer mit Emotionen verbunden. Er sei ein probates Mittel, für frischen Wind und neue Ideen zu sorgen. Lars Müller habe sicher vor einer sehr schwierigen Entscheidung gestanden. Aber er habe entschieden. Das sei wichtig. Er hoffe, dass der Trainer neue Kräfte in der Mannschaft freisetze. Die Mannschaft sollte an „alte Zeiten anknüpfen und sich den Hintern aufreißen. Das sei die Lösung.“

Igor Sharnikau war nach seiner überraschenden Beurlaubung als VfL-Trainer enttäuscht. Foto: Jörg Struwe