TNicht immer ist der Wolf schuld - auch andere Angreifer machen Jagd auf Schafe

Lämmer auf der Weide sind besonders gefährdet. Raubtiere wissen, dass sie leichte Beute sind. Foto: Schuldt/dpa Foto: Sina Schuldt
Um das Thema Wolf gibt es seit Jahren hitzige Diskussionen. Es geht um den Schutzstatus der Tiere, um Abschussregeln und Herdenschutz. Doch neben dem Wolf gibt es noch andere Angreifer, die es auf Schafe und Lämmer abgesehen haben.
1. Raben & Krähen
Schäfer berichten immer wieder, dass Vögel wie Raben und Krähen es bevorzugt auf Lämmer abgesehen haben. „Vor 15 bis 20 Jahren waren die Attacken schlimmer, dennoch passieren sie immer mal wieder“, sagt Mathias Brokob vom niedersächsischen Landes-Schafzuchtverband, der das Phänomen kennt. Er vermutet, dass sich viele Jungvögel für die Angriffe zusammentun. „Es ist beobachtet worden, dass die Vögel erst die Mutterschafe ablenken und andere Vögel dann das Lamm angreifen“, sagt Brokob. Sie verletzen die Lämmer so schwer, dass Schäfern oft nichts anderes übrig bleibt, als sie zu töten.

Auch Raben und Krähen können Lämmern und Schafen unter Umständen gefährlich werden. Foto: Kneffel/dpa
Die intelligenten, schwarz gefiederten Vögel wüssten, dass Lämmer, die gerade geboren werden oder erst kurz auf der Welt sind, leichte Beute sind – und versammelten sich zur Zeit der Geburten rund um die Weiden. Die Schafmütter seien oft hilflos oder zu schwach, um ihre Neugeborenen zu schützen. Durch Probleme wie diese gebe es auch weniger Wanderschäfer, sagt Mathias Brokob.
Vor einigen Jahren waren vor allem Kolkraben unter Schäfern als „Killervögel“ verschrien. Experten aber halten gegen diese Extremdarstellung: „Die Raben haben zwar einen kräftigen Schnabel, mit dem sie heftig zuhacken können, könnten die Schafe aber nicht festhalten. Ernsthafte Verletzungen treten nur an Lämmern oder Schafen auf, die vorher – aus Gründen, die nichts mit den Kolkraben zu tun haben – bewegungsunfähig geworden sind“, betont Vogelexperte Veit Hennig von der Universität Hamburg, der solche Vorfälle mehrere Jahre lang untersucht hat. Dass ein Hieb tödlich sei, komme so gut wie nicht vor. „Wenn doch, dann sind die Schafe krank, geschwächt und immobil und hätten auch ohne Einwirkung von Kolkraben geringe Überlebenschancen.“
2. Hunde
Erst im Januar 2024 wurden in Bremen-Seehausen sieben Schafe von einem Hund und nicht, wie zunächst angenommen, von einem Wolf gerissen. Das ergab eine DNA-Probe, berichtet der Bremer Senat. Hunde können ihrem Jagdinstinkt folgen, Herden aufscheuchen und angreifen. Halter haben bei frei laufenden Hunden dann keine Chance mehr, einzugreifen.

Elektrischer Weidezaun wird am Neuenlander Lunesiel in Betrieb genommen. Foto: Lothar Scheschonka
In Nordenham-Blexen hat eine Bulldogge 2023 ein Schaf gerissen, welches dann an seinen Verletzungen starb. Doch nicht nur der direkte Angriff schadet den Schafen. „Frei laufende Hunde auf den Deichen können bei den Schafen Panik auslösen. Viele trächtige Schafe verlieren dann ihre Lämmer“, sagt Carsten Lippe vom Niedersächsischen Landesverband für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Seit 2011 wurden bei 14 Fällen von Schafrissen in Niedersachsen DNA-Spuren von Haushunden festgestellt. Bei insgesamt neun Fällen in den Landkreisen Brake, Celle, Cloppenburg, Emsland, Oldenburg, Uelzen und Vechta, sowie in der Region Hannover wurden Haushunde als Verursacher von Nutztierrissen festgestellt, teilt das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz mit.
3. Menschen
Immer wieder werden Schafe und Lämmer gestohlen. 2023 wurden im Landkreis Vechta auf einer Weide zwei Schafböcke getötet - von einem Tier wurde der Kadaver gefunden, bei dem anderen lediglich Schlachtabfälle, so die Polizei. „Auch in Niedersachsen sind Diebstähle von Tieren bekannt“, sagt Mathias Brockob vom niedersächsischen Landes-Schafzuchtverband.

Ein Schaf an der Leine? Schafdiebstähle laufen oft brutaler ab, als unsere Fotomontage vermuten lässt. Foto: KI /Adobe Firefly
Die Diebstähle finden in ganz Deutschland statt: In Nordrhein-Westfalen etwa wurden einer Schäferin im Dezember 2023 neun Schafe gestohlen. Rund um die Weide fand sie nach den Vorfällen Blut, Kadaver und Innereien. Das Fleisch wurde mitgenommen. Ihrer Vermutung nach handelte es sich um muslimische Täter, da die Tiere geschächtet wurden.
Verschiedene Medien berichten, dass es vor muslimischen Feiertagen, aber auch vor dem christlichen Osterfest vermehrt zu Schaf- und Lämmerdiebstählen kommt. „Belastbare Daten liegen mir für diese Bemerkung nicht vor“, sagt Brokob vom niedersächsischen Landes-Schafzuchtverband. Eine entsprechende Aussage eines Bauernverbandes möchte er daher nicht bestätigen.
4. Goldschakal
Häufig kommen sie in der Dämmerung. Fast immer jagen sie im Paar oder in einer Gruppe. Die Rede ist von Goldschakalen. Der Goldschakal ist ein enger Verwandter der Wölfe.

Der Goldschakal ähnelt dem Wolf und wird öfter verwechselt. Foto: Marinov / dpa
Er hat es eher auf kleinere Säugetiere und Vögel abgesehen, heißt es beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Schafe und Nutztiere sind nur sehr selten Beute des Schakals“, sagt Elisabeth Schwarz, Sprecherin des BUND Niedersachsen. Da der Goldschakal optisch dem Wolf ähnelt, wird er oft mit ihm verwechselt. Er hat jedoch eine andere Kopfform und ist kleiner. In Niedersachsen ist der Goldschakal 2022 in das Landes-Jagdrecht aufgenommen worden, in allen anderen Bundesländern ist er kein jagdbares Wild.