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Bildung

T„Niederschmetternd“: Großer Nachholbedarf bei der Digitalisierung an Buxtehuder Schulen

Damit Buxtehuder Schüler digitale Endgeräte im Unterricht nutzen können, brauchen die Schulen leistungsfähige Netzwerke.

Damit Buxtehuder Schüler digitale Endgeräte im Unterricht nutzen können, brauchen die Schulen leistungsfähige Netzwerke. Foto: Silas Stein/dpa

Die Digitalisierung der Schulen in Buxtehude soll besser werden. Corona hat exemplarisch gezeigt, wie schlecht Deutschland in diesem Bereich aufgestellt ist - das war in Buxtehude nicht anders. In der Hansestadt gibt es Fortschritte - aber auch noch viele Probleme.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 13.12.2023, 12:55 Uhr

Buxtehude. Was passiert, wenn alle zeitgleich für dieselbe Aufgabe Geld bekommen sowie die gleichen digitalen Bauteile und Dienstleistungen benötigen? Es wird teuer und die Qualität der Dienstleistung geht in den Keller. Das ist passiert, als mit Hilfe der Gelder aus dem Digitalpakt plötzlich deutschlandweit Schulen auf einen akzeptablen technischen Stand gebracht werden sollten. Bei den Schulen kommt erschwerend dazu, dass die Bauarbeiten allerorts in den Ferien stattfinden sollen.

Digitalisierung: In der Stadtverwaltung kümmert sich ein einziger Mitarbeiter

„Vielen Dank für diesen niederschmetternden Vortrag“, kommentierte Ulrich Felgentreu, Vorsitzender des Schul- und Sportausschusses, den launigen und erschreckenden Sachstandsbericht zur Digitalisierung an Buxtehuder Schulen. Philipp Behring ist der einzige Experte für dieses Thema in der Buxtehuder Verwaltung und kümmert sich um zehn Schulen plus zwei Außenstellen.

Zunächst berichtete Behring über den Digitalpakt Schule. Der Hansestadt Buxtehude stehen hier Fördermittel in Höhe von insgesamt 2,33 Millionen Euro zur Verfügung, die im vollen Umgang bewilligt und entweder schon ausgegeben oder verplant sind. „Die größte Herausforderung liegt darin, dass alles eine moderne und notwendige Netzwerktechnik sowie eine optimale bauliche Infrastruktur voraussetzt“, so Behring. In vielen Buxtehuder Schulen wird gebaut oder saniert. Da ist es schwer, Termine zu legen. Deshalb gibt es einen erhöhten Abstimmungsbedarf. Beispiele sind die grundlegende Sanierung der Halepaghen-Schule und die marode Integrierte Gesamtschule (IGS).

Netzwerksanierung am Rotkäppchenweg verzögert sich bis Ostern

Buxtehude hatte sich wie viele andere Städte und Gemeinden in Niedersachsen auf Restgelder in Höhe von 168 Millionen Euro beworben. Das Geld wurde im Windhundverfahren vergeben und war innerhalb von zehn Minuten nach dem Start ausgebucht, weil sich die Restsumme auf 6,6 Millionen Euro verringert haben soll.

Im Rahmen des Digitalpaktes wurden Netzwerksanierungen bisher an den Buxtehuder Grundschulen Harburger Straße, Altkloster, Stieglitzweg und am Schülernetzwerk der IGS durchgeführt. Die Netzwerksanierung an der Grundschule Am Rotkäppchenweg wird voraussichtlich Ostern 2024 fertiggestellt - geplant war Herbst 2023. Bedarf für weitere Netzwerksanierungen besteht am Gymnasium Süd, an der Realschule Süd, der Hauptschule Süd sowie der Halepaghen-Schule.

Als weitere Herausforderungen der Digitalisierung beschrieb Behring die teils langwierigen Ausschreibungs- und Vergabeprozesse, die steigenden Kosten für Baumaßnahmen und Technik, das mangelnde Interesse der ausführenden Fachfirmen sowie die verspäteten oder mangelhaften Leistungserfüllungen. Behring schilderte zum Beispiel, dass auch namhafte Firmen Mitarbeiter direkt beim Start des Aufbaus von Whiteboards – das sind digitale Schultafeln - angelernt hätten und die Verwaltung im Anschluss viele Stunde brauche, um die Verschmutzung und andere Mängel zu beseitigen.

Buxtehuder Fachmann erwartet hohe Folgekosten der Digitalisierung

Auch der Zustand der Gebäude und die Bestandsverkabelung stellt den Ausbau der Digitalisierung vor große Schwierigkeiten, da unter anderem der Brandschutz gewährleistet werden muss oder auch die dringend benötigten Technikräume in den Gebäuden oftmals nicht vorhanden sind. Ebenfalls wird die Planung einer Verkabelung enorm erschwert, da diese in den Schulen historisch gewachsen sind und durch fehlende Dokumentation eine Nachvollziehbarkeit nahezu unmöglich sei.

Im Bereich der Präsentationstechnik und der mobilen Endgeräte treten weitere Probleme auf. Dabei ist Vandalismus und Diebstahl zu beobachten, aber auch die individuellen pädagogischen Anforderungen der Schulen führen zu Zielkonflikten hinsichtlich einer einheitlichen Ausstattung. Eine Grundschule hat andere Voraussetzungen als ein Gymnasium. Zusätzlich steigen die Anforderungen an die eingesetzte Hardware durch regelmäßig erforderliche Ersatzbeschaffungen und dem Ausführen von sicherheitsrelevanten Updates.

Das zeigt, wie schwierig es ist, jahrelange Versäumnisse schnell aufzuarbeiten. Tatsächlich sind an den Buxtehuder Schulen aber trotz der ganzen Schwierigkeiten wichtige Voraussetzungen für die Digitalisierung geschaffen worden, so Behring. Weitere bauliche Ertüchtigungen seien aber unumgänglich: „Für die Unterrichtsgestaltung mit Endgeräten ist ein stabiles und ausgebautes Netzwerk essenziell.“ Zukünftig seien hohe Folgekosten zu erwarten und stetige Investitionen notwendig.

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