TNur drei Monate nach der Eröffnung: Radweg zwischen Kakerbeck und Wohlerst kaputt

Der Radweg zwischen Kakerbeck und Wohlerst: Erst Anfang Februar war er feierlich eingeweiht worden. Nun sprießt Grünzeug mitten aus dem Asphalt. Foto: Fehlbus
Wer den Vorspann der ZDF-Kindersendung „Löwenzahn“ mit Peter Lustig kennt, der weiß, wie sich Grünzeug durch Asphalt kämpft. Gleiches ist nun in Kakerbeck geschehen. Es könnte lustig sein, wäre der Weg nicht neu.
Kakerbeck. Zuerst waren es nur ein paar zarte Halme - inzwischen platzt die Asphaltdecke auf, als hätte sie jemand mit Werkzeug bearbeitet. Brocken des scheinbar stabilen Belags liegen neben den Pflanzen. Es nötigt den Passanten auf Fahrrädern und Schuhsohlen sichtbar Ehrfurcht vor der Natur ab. Im nächsten Moment folgt häufig diese Reaktion: „Wie kann das denn bei einem neuen Fahrradweg passieren?“
Erst Anfang Februar war der Weg von Kakerbeck nach Wohlerst feierlich mit viel Politik-Prominenz eingeweiht worden.

Start zur ersten Tour auf dem neuen Radweg nach Wohlerst: Die beiden Gemeinde-Bürgermeister Johann Höft (Brest, links) und Uwe Arndt (Ahlerstedt). Foto: Laudien
„Das kann doch nicht sein“, ist auch die erste Reaktion von Harsefelds Verwaltungschefin Ute Kück, als sie vom TAGEBLATT über das Grünzeug im Asphalt informiert wird. Im Rathaus werden von ihr sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt. Die Samtgemeinde hatte die Aufgabe stellvertretend für die überlastete Bauabteilung des Landkreises übernommen. In der Harsefelder Verwaltung wurden Planung und Auftragsvergabe koordiniert. Deshalb sind jetzt die Drähte zu den Verantwortlichen besonders kurz. Aber das zuständige Ingenieurbüro und die ausführende Baufirma haben auch nicht sofort eine Erklärung parat. „Es wird geklärt und repariert“, verspricht Kück. „Und die Kosten für die Ausbesserungsarbeiten werden nicht wir tragen“, sagt sie bestimmt.
Zwei Kilometer Radweg für rund 850.000 Euro
850.000 Euro kostete die knapp zwei Kilometer lange Strecke des Radwegs zwischen Kakerbeck und Wohlerst. Zu 75 Prozent wurde das Projekt mit Fördermitteln von „Stadt und Land“ finanziert. Ziel dieses Sonderförderprogramms durch die NBank mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss aus Mitteln des Bundes ist der Ausbau eines sicheren und attraktiven Radverkehrssystems.
Die Gemeinden Brest und Ahlerstedt, die der Weg verbindet, beteiligten sich mit etwa 100.000 Euro pro Gemeinde.
Zur Eröffnung der lang ersehnten Zweitspur für Zweiräder waren viele mit dem Fahrrad gekommen. Das Projekt wurde schnell, reibungslos und fast luxuriös umgesetzt. Der Radweg ist sichtbar breiter als viele andere. Er wird häufig genutzt, besonders an Wochenenden und Feiertagen. Die Fahrradfahrer der Region scheinen auf diesen Lückenschluss gewartet zu haben - und jetzt das.
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Nur ein Überguss über die seitliche Schotterschicht?
Glücklicherweise befinden sich die Schäden bisher nur an einer Stelle. Als habe jemand im grauen Asphalt Acker-Saatgut ausgebracht, sucht sich das Grün im Bereich vor der Aue-Brücke, dicht am Übergang zur anderen Straßenseite, den Weg ans Sonnenlicht.
Bei einem Blick auf Fotos aus der Bauzeit könnte der Eindruck entstehen, dass an dieser Stelle neben der eigentlichen Radwegspur kein tiefer Unterbau erfolgt ist, sondern vielmehr nachträglich eine seitliche Schotterschicht noch einen Überguss aus Asphalt bekommen hat.

Kraft der Natur: Ein paar Halme besiegen die graue Schicht, die - scheinbar massiv - aufgetragen wurde. Es handelt sich bisher nur um ein begrenztes Stück des Radwegs. Foto: Fehlbus
„Ich kann es mir auch wirklich nur so erklären, dass an dieser Stelle die aufgetragene Schicht zu dünn ist“, sagt Kück. Die Energie der Pflanzen nötigt der parteilosen Samtgemeindebürgermeisterin Respekt ab. „Es ist einfach erstaunlich, was die Natur schafft.“
Für das Grün wird es an dieser Stelle aber keine Zukunft geben. Wenn der Grund für den Defekt gefunden ist, wird die Stelle repariert. Spätestens zum Winter mit Frost muss alles wieder geschlossen sein. Nicht zuletzt auf der Fahrbahn für die Autos zwischen Kakerbeck und Reith gab es schon erhebliche Schäden durch Schlaglöcher, die Kück lieber heute als morgen repariert sähe. Kommt Feuchtigkeit tief in die Straßendecke und dann Frost dazu, platzt der Belag auf - auch ohne den starken Einsatz von Löwenzahn und Co.