TObere Oste: Extremwetter lässt Kosten für Kommunen steigen

Die Twiste ist eines der Problemgewässer im Gebiet des Unterhaltungsverbandes Obere Oste. Der Wasserlauf wächst sommers schnell zu und muss öfter geräumt werden. Foto: Meyer
Wenn Wasser im Bach nicht fließt: Der Unterhaltungsverband Obere Oste hat mit Herausforderungen zu kämpfen. Erneut steigen die von den Mitgliedern erhobenen Beiträge. Das kommt nicht überall gut an.
Landkreis. Was Experten seit einigen Jahrzehnten prophezeien, das tritt mit Macht ein: Das Klima ist aus dem Tritt. Das Wetter spielt verrückt. In gemäßigten Breiten kommt es zu anhaltenden Dürre-Perioden - gefolgt von sintflutartigen Regenfällen. Die Folgen dessen sind gravierend. Auch der Gewässer-Unterhaltungsverband Obere Oste hat mit Herausforderungen zu kämpfen. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den Geschäftsführer Wilhelm Meyer dieser Tage vor Mitgliedern hielt.
Im Januar 2023 setzte Hochwasser den Wasserläufen zu. Im Frühjahr und zu Sommerbeginn herrschte extreme Trockenheit. Die daraus resultierenden geringen Wasserstände beförderten in den Fließgewässern starkes Pflanzenwachstum. Darauf folgten sintflutartige Regenfälle, die zu großflächigen Überschwemmungen führten.
Der trockene Boden konnte die Niederschläge nicht aufnehmen, die zugewachsenen Gewässer verzögerten den Abfluss des Wassers. Auf überschwemmtem Grünland starben die Pflanzen ab. Als der organische Brei nach Wochen abfloss, zehrte er den Sauerstoff in Kanälen, Bächen, Flüssen. Dieser Prozess führte Mitte August zum Fischsterben unter anderem in Oste, Hamme, Otter, Aue-Mehde, Bade, dem Oereler Kanal.
Gewässer verkrauten schnell und versanden
Der Verband zog den Beginn der jährlichen Räumkampagne vor, um für den Abfluss des Wassers zu sorgen. Doch die Arbeiten wurden erschwert, weil überschwemmte Flächen die Räumung per Bagger verhinderten. Die schweren Maschinen mussten laufend umgesetzt werden. Das hat den Aufwand und damit die Kosten erhöht.
Grundsätzlich führen seit Jahren festzustellende Faktoren zu Ausgabenanstieg: Das starke Verkrauten und das Auflanden der Gewässer. Unter dem Eindruck dessen und des Sommerhochwassers sieht sich die Verbandsspitze gezwungen, eine Handvoll weiterer Wasserläufe einer zusätzlichen Sommerräumung zu unterziehen, um etwaige Schadenersatzforderungen von Anliegern zu vermeiden.
Hinzu kommen Böschungsschäden, verursacht vom anhaltenden Hochwasser und ein erhöhter Bergungsaufwand, weil Bäume im aufgeweichten Boden keinen Halt haben und bei Sturm in Fluss und Bach kippen.
Überdies ist bei der Räumung dem Naturschutz erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Nach und nach ist bei der Unterhaltung von 28 Gewässern im Verbandsgebiet der „Leitfaden Artenschutz“ anzuwenden. Derzeit gelten die Bestimmungen einer naturschonenden Unterhaltung für 17 Wasserläufe.
Höherer Aufwand - höhere Kosten - höhere Beiträge
Zu Konflikten mit der Naturschutzbehörde im Rotenburger Kreishaus ist es gekommen, weil der Verband Weiden am Oste-Ufer zwischen Brauel und Godenstedt hat radikal entfernen lassen. Nach Ansicht von Geschäftsführer Meyer behindern Weiden den Wasserabfluss, weil sie in den Gewässerquerschnitt wachsen. Folglich ist es mit einem Rückschnitt der wuchernden Büsche nicht getan. Doch der Kreis als untere Naturschutzbehörde beharrt darauf.
Das kostet Zeit und damit Geld - und das dauerhaft. Hinzu kommt die finanzielle Kraftanstrengung, einen Verbandsbauhof samt Geschäftsstelle in Zeven-Aspe aufzubauen. Nicht zu vergessen Lohnsteigerungen, Inflation und Teuerung. Kurzum, der Verband muss die Einnahmen erhöhen, um die gestiegenen Ausgaben bezahlen zu können.
Verbands-Ausschuss und -Vorstand sehen das ein. Mit großer Mehrheit stimmten deren Mitglieder einer Anhebung der Verbandsbeiträge um 30 Cent je Hektar auf 10,10 Euro und um 6 Cent auf 4,18 Euro je Einwohner zu.
Zum Leidwesen der Bürgermeister, Kämmerer und Ratsmitglieder der 40 Gemeinden zwischen Tostedt und Bremervörde reißt die Beitragserhöhung weitere Löcher in die defizitären Haushalte. So werden beispielsweise die vier Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Zeven in diesem Jahr in Summe rund 9000 Euro zusätzlich an den Unterhaltungsverband zu überweisen haben.
Einzelmitgliedschaft statt gemeindlicher Mitgliedschaft
Die Verbandsbeiträge werden in etlichen Rathäusern in Zeiten klammer Kassen mehr und mehr als Dorn im Auge wahrgenommen. Die Gemeinde Kirchwalsede im Süden des Kreises Rotenburg hat daraus die Konsequenz gezogen, ihre Mitgliedschaft im Unterhaltungsverband Mittlere Wümme aufkündigen zu wollen. Im Falle eines Vollzugs wären die Grundeigentümer in der Gemeinde als beitragspflichtige Einzelmitglieder vom Verband zu veranlagen.
Geschäftsführer Wilhelm Meyer erhebt gegen solcherlei Vorgehen im Hinblick auf den Unterhaltungsverband Obere Oste mit rund 91.000 Hektar Verbandsgebiet keine Einwände. Die Geschäftsstelle sei durchaus in der Lage, statt der Gemeinden Einzelmitglieder zu verwalten, stellte er während der Sitzung fest.