Zähl Pixel
Theater

Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“ wird im Stadeum aufgeführt

„Der ewige Spießer“ im Stadeum - mit Simone Mende (Regina Warzmeier), Daniele Veterale (Stimme), Nina Carolin (Anna Pollinger), Ole Riebesell (Stimme) und Camila Cordero (Stimme).

„Der ewige Spießer“ im Stadeum - mit Simone Mende (Regina Warzmeier), Daniele Veterale (Stimme), Nina Carolin (Anna Pollinger), Ole Riebesell (Stimme) und Camila Cordero (Stimme). Foto: Clemens Heidrich

„Der ewige Spießer“ ist 2025 verpflichtende Abiturlektüre in Niedersachsen. Ödön von Horváths erster Roman über Gier nach Leben und dem großen Glück kommt auf die Stadeum-Bühne.

author
Von Sabine Lohmann
Donnerstag, 09.01.2025, 18:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Stade. Der Roman „Der ewige Spießer“ ist hochaktuell. Die Geschichte, die Ödön von Horváth vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise 1929 erzählt, zeigt auf: Sobald der Mensch seinen Wohlstand bedroht sieht, scheint jedes Mittel recht, um ihn zu verteidigen. Als Bühnenadaption ist das Werk am Montag, 20. Januar, um 19.45 Uhr in Stade zu sehen.

Die Geschichte vom ewigen Spießer spielt in München, am unteren Ende der Schellingstraße, dort, wo ihre vornehme Eleganz aufhört zu existieren. In verborgenen Hinterhöfen und schäbigen Häuserfluren, zwischen armseligen Etablissements und einfachen Vorstadtcafés, erschafft Horváth mit ironisch-distanziertem Blick seine Mittelständler-Figuren zwischen Proletariat und Kapital.

Eine Inszenierung von Michael Stacheder

Derb-böse, zugleich melancholisch-zartbitter und zuweilen leise erzählt Michael Stacheders Inszenierung für das Theater für Niedersachsen in kurzen Sequenzen aus ihren Leben, von ihren Sehnsüchten und Ängsten, von ihrem Scheitern und Aufbegehren.

Inflation, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit bedrohen die kleinen Leute. Ihr mühsam erspartes Geld ist nichts mehr wert und sie sehnen nach den besseren Zeiten zurück - wo sie „noch wer waren und wo feststand, was sich gehört“. Antisemitische und chauvinistische Parolen fallen hier auf fruchtbaren Boden. Die Sehnsucht nach dem starken Mann, der mit harter Hand durchgreift und dafür sorgt, dass sie wieder wer sind, ist omnipräsent. Die Spießer träumen vom angenehmen Leben ohne Sorgen. Vor dem tristen Alltag ergreifen sie die Flucht ins Vergnügen - ständig auf der Suche nach dem schnellen Geld.

Schillerndes Bild eines Menschentypus

Horváths erster Roman aus dem Jahr 1930 strotzt nur so vor Ironie. Der durch Stücke wie „Kasimir und Karoline“ oder „Glaube Liebe Hoffnung“ weltberühmt gewordene Autor zeichnet episodenhaft ein schillerndes und eindrückliches Bild eines Menschentypus, nach dem man auch in heutigen Zeiten nicht lange suchen muss.

Hautnah erlebte der Autor im oberbayerischen Murnau, das ihm mehrere Jahre lang Heimat war und den Hintergrund für sein Werk bildete, den Aufstieg des Nationalsozialismus mit. In seinem Text ist nachzulesen, wie sich die menschheitsverachtende und verbrecherische Ideologie immer tiefer in die Menschen hineinfraß, um sich dort festzusetzen.

Tickets für den Schauspielabend kosten zwischen 19 und 39 Euro. Erhältlich sind sie unter 04141/ 409140 sowie im Internet unter www.stadeum.de. (sal)

Weitere Artikel