TOlaf Schubert im Stadeum: Eine Nacht voller Lachen und revolutionärem Witz

Olaf Schubert unterhielt auf der Stadeum-Bühne mit Humor und auch musikalisch. Foto: Dammer
Mit Schlagfertigkeit, sprachlicher Finesse und seinem einzigartigen Sinn für subtile Attraktivität entzündete der Comedian und Kabarettist Olaf Schubert am Freitagabend im ausverkauften Stadeum ein kabarettistisches Feuerwerk.
Stade. Mit seinem triumphanten Auftritt unter tosendem Applaus des 1000-köpfigen Publikums, in seinem Markenzeichen, dem gelben Argyle-Pullunder und seinem typischen „Sö!“ als Eröffnungsritual jeder Show verkörperte Schubert eine unwiderstehliche Kombination aus Provokation und Charme. Und das Lachen? Es war ein stetiger Begleiter an diesem Abend.
Seine unschuldig wirkenden Augen und seine charmant-tollpatschige Art könnten einen glauben lassen, Olaf Schubert sei einer Kinderbuchillustration entsprungen. Man verzeiht ihm vieles, auch dass er die Hansestadt für ein Bauerndorf hält, wo die Leute vor der Show noch schnell ihre Kühe melken mussten.
Olaf Schubert - Eine paradoxe Kunstfigur
Doch sein Publikum kam an diesem Abend aus ganz Niedersachsen, Hamburg und von noch weiter her. Wenn der schräge Vogel seinen scharfen Humor auspackt, ist es vorbei mit süß und unschuldig.
Er ist kein Märchenprinz - „Ich hätte von meinen Eltern lieber Schlösser und Reichtum als Intelligenz und Schönheit geerbt.“ - sondern ein Comedy-Rebell, der scharfzüngig die Unzulänglichkeiten der Zeit anprangert. Mit genügend Fantasie könnte man ihn tatsächlich in Reihe mit Rebellen wie Spartakus, Galileo, Winnetou und Mick Jagger einordnen, in der er sich selbst sieht.
Der 55-jährige Dresdener ist ein Charakter, fast schon ein Paradox in schriller Kunstfigur. Wäre er nicht so schlagfertig und adrett, würde man ihm vermutlich weniger Zugeständnisse machen. Von der ersten Sekunde an fuhr Schubert seine Krallen aus und nahm mit einem lasziven Augenzwinkern alles aufs Korn, was nicht bei drei auf dem Baum war
Er ließ nichts unverschont, von Weltwirtschaftssystemen über Kolonialismus, Feudalismus, Sozialismus bis hin zum Kapitalismus und der Politik. Seine Pointen trafen zielgenau ins Schwarze. „Niemals, seit es Menschen gibt, ging es gerecht zu.“ „Die Welt wird nicht sicherer mit Waffen. Die Welt wird sicherer mit vielen Waffen.“
Zugegeben, Schuberts „Kultur mit Nivö“ hat ihre Höhen und Tiefen. Das gilt vor allem für sein gewisses Faible für das Körperliche. In seinem „Pullermann“-Song fiel der Reim auf „kribbeln kann“, und die Beatbox-Nummer ließ das Publikum an Wortspielen mit „bu“, „ti“, „fi“, „fo“ teilhaben.
Wie Schubert Krieg und Menstruation verbindet
Schubert schafft es immer wieder, Themen miteinander zu verbinden, die zunächst unvereinbar scheinen. Krieg und Menstruation zum Beispiel: „Männer sind aus Menstruationsneid in den Krieg gezogen und haben sich gegenseitig verletzt, damit sie auch bluten.“
Manchmal ist Schuberts Umgang mit Themen wie Sex und Homosexualität so „altbacken“ wie ein angestaubtes Schulbuch. Aber das zeigte auch Stade: Die Fans nehmen es offenbar hin. Das Beste an dem Pullunder-Propheten ist, dass er sich dem Mainstream beugend nicht wie andere seiner Comedian-Kollegen auf die rechte Seite geschlagen hat und seine Witze nicht auf Kosten von Minderheiten macht. Auch da ist er Rebell. Gleichwohl: Das Ost-West-Thema fehlte auch dieses Mal nicht.
Apropos Schulbuch: Selbstredend hatte Schubert das Leid der Lehrerschaft im Visier und lockte die Stader: „Wer keine Lust hat, in Stade Propeller anzuschrauben, der kann zu uns nach Sachsen kommen und Lehrer werden.“
Fazit des Schubert-Auftritts: Uns nicht zu ernst nehmen
Auch musikalisch war die Rebellen-Show ein Genuss. Im Stadeum präsentierte Schubert zwischendurch seine musikalischen Einlagen gemeinsam mit Jochen Barkas (Gitarre) und Herrn Stefan (Schlagzeug). Sie rockten die Bühne. Schuberts musikalisches Talent ist dabei - diplomatisch ausgedrückt - „einzigartig“.
Während seine Stimme eher an eine Katzenjammer-Session als an Pavarotti erinnert, ist es genau diese unperfekte Darbietung, die sein Publikum zum Lachen bringt und das authentische, bodenständige Element in seiner Performance hervorhebt. Schuberts Lieder sind nicht nur melodisch originell, sondern enthalten eine erfrischende Menge an satirischen Texten und Wortspielen. Sie spazieren durch Themenlandschaften von Politik über Gesellschaft bis hin zu alltäglichen Absurditäten.
Kurz gesagt: Musikalisch gesehen erobern Schuberts Trio kaum die Spitze der Charts, aber in Sachen Unterhaltung setzen sie Maßstäbe.
„Lachen ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen“, sagte einst Charlie Chaplin, und Schubert ergänzte in typischer Rebellen-Manier: „Gute Laune ist nur das Fehlen von Informationen.“ Er nutzt das, um seine Fans zu unterhalten. Vielleicht sind gerade deswegen seine Shows so beliebt: Sie erinnern uns daran, dass wir nicht immer so ernst sein müssen. Vor allem nicht zu uns selbst.