TOrchideenquartier: Vorbereitungen für das Buxtehuder Großprojekt haben begonnen
Das erste Vorzeichen für den Bau des Orchideenquartiers in Buxtehude: Die Baustellen-Ampel steht bereits. Foto: Hamann
2027 sollen hier bis zu 600 Menschen wohnen: Für das Orchideenquartier werden in wenigen Wochen die Bauarbeiten beginnen. Damit das funktioniert, wird die Auffahrt in das neue Baugebiet vorbereitet und die Straße Westmoor halbseitig gesperrt.
Buxtehude. Nach Auskunft der Immobiliengesellschaft HBI wird der Verkehr an der Baustelle in den kommenden 14 Tagen mit einer Ampel geregelt. Das Buxtehuder Unternehmen möchte in einigen Wochen mit den vorbereitenden Arbeiten für das Neubaugebiet Orchideenquartier starten. Auch der Hochbau soll 2024 beginnen. Die ersten Wohnungen wären damit Ende 2025 oder Anfang 2026 fertig, das Gesamtprojekt spätestens 2027.
Achtstöckig geplant: Jetzt nur noch fünf Geschosse maximal
Als Reaktion auf die Bürgerbeteiligung sind zwei wichtige Dinge gegenüber der Ursprungsplanung verändert worden: Die Anwohner hatten Verkehrsprobleme befürchtet, deshalb gibt es eine Zufahrt von der Straße Westmoor. Außerdem waren teils achtgeschossige Gebäude geplant, jetzt gibt es maximal fünf Geschosse.
Das HBI-Konzept sieht vor, dass der Torf auf der ehemaligen Moorfläche möglichst unangetastet bleibt und möglichst wenig klimaschädliches CO2 freigesetzt wird. Modellhaft, mindestens für die Region und Niedersachsen, ist allerdings, dass nach der Fertigstellung das neue Quartier mit 500 bis 600 neuen Einwohnern klimaneutral funktionieren soll.
Anwohner und Politik kritisieren Modellsiedlung
Zwei Jahre später als ursprünglich geplant kann mit den Erschließungsarbeiten zum Orchideenquartier begonnen werden. Bis zum Baubeginn musste das Pilotprojekt einige Hürden nehmen. Denn das Orchideenquartier ist in Buxtehude umstritten.
Einer der Kritikpunkte war der zu erwartende Verkehr. Anwohner befürchteten zu Beginn, dass die Zahl der Parkplätze mit dem in der ersten Planung vorgesehenen Stellplatzschlüssel nicht ausreichend sei. Bei 500 bis 600 neuen Einwohnern werde zudem die Zahl der Fahrzeuge auf der Straße signifikant zunehmen. Die Anwohner hatten an der Orchideenstraße einen Verkehrskollaps befürchtet. An der Straße befindet sich ein Kindergarten, an dem es zu den Bring- und Abholzeiten besonders kritisch werden könnte, wenn von dort aus auch das Neubaugebiet angefahren werden würde.
Das HBI-Konzept sieht Mobilitätsangebote wie Carsharing und Fahrradverleih vor, um die Zahl der Autos, die die Bewohner mit ins Quartier bringen, deutlich zu verkleinern. Diese Planung berücksichtige die Lebenswirklichkeit der Buxtehuder nicht, lautete damals die Kritik der Anwohner. Dennoch wurde das Planverfahren 2021 auf den Weg gebracht.

Die Karte zeigt den Bebauungsplan für das Orchideenquartier mit der neuer Zufahrt auf der rechten Seite. Foto: HBI
HBI besserte nach und lieferte 2022 einen neuen Plan: Anders als ursprünglich geplant, erfolgt die Zufahrt über die Straße Westmoor statt über die Orchideenstraße. Im gleichen Zuge wurden die Gebäude angepasst: von acht auf fünf Geschosse. Auch wurde die Fläche für den Spielplatz vergrößert.
Energieversorgung im Orchideenquartier muss neu geplant werden
Im März 2023 dann die Hiobsbotschaft: Neue Förderrichtlinien und ein Einspruch der Stadtentwässerung erzwangen erneute Umplanungen. Der Grund: Die Kfw hatte ihre Vorgaben für klimafreundliches Bauen verschärft - und die HBI musste das Konzept für die Energieversorgung ändern. Auch an die Entwässerung mussten die Planer noch einmal ran: Das im Quartier vorgesehene Regenrückhaltebecken werde nicht funktionieren, kritisierte die Stadtentwässerung. Das Becken sei an kein Fließgewässer angeschlossen und drohe regelmäßig „umzukippen“.
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Die Lösung für das Energieproblem: Der Hannoveraner Energiedienstleister Enercity soll die Wärmeversorgung im Orchideenquartier mit einem Nahwärmenetz sichern. Ein Kraftwerk in dem Buxtehuder Wohnquartier Sagekuhle wird die Wärme für die Neubausiedlung vorwiegend mit Kraft-Wärme-Kopplung und aus Biomasse erzeugen. Und statt des kritisierten Regenrückhaltebeckens sieht das Konzept jetzt eine Streuobstwiese im Quartier vor.
Grüne wollen Bebauung im Moor verhindern
Doch auch mit diesen Änderungen gab es noch kein grünes Licht für das Orchideenquartier. Ausgerechnet die Grünen lehnten im Juli 2023 im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz den Entwurf ab. Die Gründe: grundsätzliche Bedenken gegen die Bebauung im Moor und fehlende Kindergartenplätze in Buxtehude. Die HBI zeigte sich vom Inhalt der Kritik überrascht. Die geplanten 250 Wohnungen im Orchideenquartier sollen den höchsten ökologischen Standards genügen und im Betrieb klimaneutral sein - ein Modellprojekt für Niedersachsen.
Die AfD sprach sich ebenfalls gegen das Neubaugebiet aus. Sie begründete dies mit fehlender Infrastruktur. Auch sei der Parkplatz-Schlüssel zu niedrig. Dieser liegt je nach Wohnungsgröße zwischen 0,9 und 1,4 Parkplätzen pro Wohnung.
Im Rat der Stadt Buxtehude nahm das HBI-Neubaugebiet Orchideenquartier schließlich die letzte Hürde: Eine deutliche Mehrheit stimmte für das Projekt. Jetzt sollen die Arbeiten schließlich beginnen - mit der Baustellenampel als erstes Anzeichen für das Buxtehuder Großprojekt. (set)