TOssenbrügge: Ruhestand nach Wiederaufstieg mit der SG Lühe

Helmut Ossenbrügge. Foto: Albrecht
Es ist die Saison 2022/23. Die SG Lühe steigt aus der Kreisliga Stade ab. Darauf hätte Trainer Helmut Ossenbrügge lieber verzichtet. Über den Trainer, der nach dem Wiederaufstieg die Karriere beendete.
Mit 76 ist es jetzt genug“, sagt Helmut Ossenbrügge, Trainer der SG Lühe. Seinen Abschluss krönte er nun als Meister der 1. Kreisklasse mit dem Aufstieg in die Kreisliga. Für ihn der ideale Zeitpunkt zum Aufhören. Ein Jahr zuvor war er mit seiner Mannschaft völlig unerwartet abgestiegen. „Mein erster Abstieg überhaupt, an dem ich auch nicht unschuldig gewesen bin“, bekennt Ossenbrügge.
Ein Makel, der aber ein kleiner Betriebsunfall bleiben soll. Seine Zielsetzung, der sofortige Wiederaufstieg, wird in die Tat umgesetzt.
Als Spieler glänzt Ossenbrügge als Spielmacher
Aus der A-Jugend beim TuS Grünendeich, später umbenannt in TuS Grünendeich/Steinkirchen, wird er als 17-Jähriger vorzeitig in die erste Herrenmannschaft integriert. Der technisch herausragende Spielmacher nimmt den Platz im zentralen Mittelfeld ein. Mit einer Größe von 1,90 Metern kann er die Kopfballstärke ebenfalls zur Geltung bringen.
Seine größten Erfolge sind der zweimalige Gewinn des Kreispokals: 1974 mit zwei Toren gegen die VTV Assel (5:2) und zwei Jahre später gegen den Post SV Stade (3:1). Als Trainer kommt 1987 ein Sieg gegen den MTV Himmelpforten (3:1) hinzu.
In Lühe hat alles begonnen
Ossenbrügge leistet seinen Grundwehrdienst, holt im Abendgymnasium das Abitur nach. Beruflich wechselt er von der Post zu einer großen deutschen Versicherung in Hamburg. Der Altherrenspieler beginnt 1986 seine Trainerlaufbahn, wird Mitglied im Lehrausschuss im Kreis Stade und erwirbt in Barsinghausen die B-Lizenz.
Erste Station ist die SG Lühe, ein Zusammenschluss der Altländer Vereine TuS Grünendeich/Steinkirchen und TSV Hollern/Twielenfleth, dann wechselt er zum TuSV Bützfleth.
Fußball-Auftakt
T Gleich ein Topspiel: MTV Hammah „nicht bange“ vor Favorit Stade
Beruflich bedingt beendet Ossenbrügge seine Tätigkeit als Vereinstrainer, gehört ab 1995 aber für elf Jahre dem neu gegründeten DFB-Jugendstützpunkt in Stade an.
Ossenbrügge trainiert auch Stader Jugendmannschaften
Das Angebot, Trainer im Jugendförderverein JFV Stade zu werden, erweckt in ihm großes Interesse. Gemeinsam mit Stefan Leschinski und Frank Brüning übernimmt er einen Jahrgang von der U12 bis zur U19 beim JFV und nach der Fusion beim VfL Güldenstern Stade. „Eine großartige Mannschaft, die mir viel Freude gemacht hat. Wir haben ständig Talente dazu geholt. Corona hat uns dann leider alles kaputt gemacht“, äußert sich Ossenbrügge.
Der gute Kontakt ist danach nie abgerissen. Alljährlich gibt es zu Pfingsten ein Treffen der Trainer und Spieler. Diesjähriges Reiseziel war Mallorca. Da durfte ein Besuch beim „Ballermann“ natürlich nicht fehlen.
Eigentlich war kein Engagement als Trainer mehr geplant
Als sich Ossenbrügge innerlich schon auf das Ende der Trainerzeit eingestellt hat, bittet ihn sein alter Verein, die SG Lühe, die Kreisliga-Mannschaft zu übernehmen. Selbstverständlich willigt er ein, muss aber eine bittere Erfahrung machen. Abstieg, ein Wort dass es zuvor in seinem Vokabular nicht gegeben hat.
Für ihn zählt nur eines: Die Schmach muss getilgt werden, was auch gelingt. Richtig zufrieden mit dem Saisonverlauf ist der Trainer dennoch nicht. Als Verfechter eines auf Offensive ausgerichteten Spielsystems merkt er kritisch an: „Nach dem sehr guten Beginn haben wir eine insgesamt schwache Rückrunde gespielt“. Es reicht zur Meisterschaft, dank der Angriffsstärke mit dem herausragenden Stürmer Mario Scheffler, der allein 44 der 104 Tore erzielt.
St. Pauli schenkt Ossenbrügges Team 16 Tore ein
An ein Spiel seiner langen Trainerzeit gegen den in Bestbesetzung antretenden FC St. Pauli aus den 1980er Jahren erinnert sich Ossenbrügge besonders gern. Der Altländer Verein hat gute Kontakte zu den Hamburgern. Sein Wunsch, auf keinen Fall zweistellig zu verlieren, geht nicht in Erfüllung. Pauli-Trainer Willi Reimann kündigt vor dem Anpfiff an, darauf keine Rücksicht nehmen zu können. Am Ende lautet das Ergebnis 16:0 für die Kicker vom Millerntor.
Dem Fußball wird das Altländer Urgestein treu bleiben. „Ganz davon loskommen kann ich nicht, werde mir weiter Spiele ansehen. Ich hoffe, dass die eingeleitete Verjüngung vorangetrieben wird und die SG Lühe vom Nachwuchs der JSG Altes Land profitieren kann“, sagt Ossenbrügge.