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Angriff in Cuxhaven

TPassanten verhindern Messerattacke – Jetzt äußert sich die Polizei

Wo sonst für gewöhnlich gemütlich gebummelt wird, kam es am Sonnabend zu einer gefährlichen Auseinandersetzung.

Wo sonst für gewöhnlich gemütlich gebummelt wird, kam es am Sonnabend zu einer gefährlichen Auseinandersetzung. Foto: Keck

Ein 21-Jähriger hat in der Innenstadt von Cuxhaven eine Frau mit einem Messer verfolgt. Passanten überwältigten den Mann. Was die Polizei von dieser Zivilcourage hält.

Von Lennart Keck Dienstag, 17.09.2024, 11:05 Uhr

Cuxhaven. Am vergangenen Sonnabend kam es in der Nordersteinstraße in Cuxhaven zu einem beunruhigenden Vorfall, als ein 21-jähriger Mann im Zuge einer Auseinandersetzung eine 34-jährige Cuxhavenerin mit einem erhobenen Messer verfolgte.

Noch vor dem Eintreffen der alarmierten Polizeibeamten konnte der Angreifer von mehreren Passanten, darunter der 56-jährige Doni Merovci, gestoppt und überwältigt werden. Der Tatverdächtige wurde anschließend von den Beamten zur weiteren Vernehmung auf die Polizeidienststelle gebracht. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde der Beschuldigte noch am selben Abend auf freien Fuß gesetzt.

Mehrere Strafverfahren gegen den Beschuldigten eingeleitet

Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, teilt mit, dass gegen den Beschuldigten nun mehrere Strafverfahren eingeleitet wurden. Darunter Bedrohung sowie der Verdacht des illegalen Aufenthalts, da der 21-Jährige als vietnamesischer Staatsangehöriger ohne Wohnsitz in Cuxhaven keine gültigen Aufenthaltsdokumente vorweisen konnte. Außerdem seien die zuständigen Ausländerbehörden informiert worden, um weitere Maßnahmen einzuleiten, so Hertz.

Der Streit ereignete sich in einem Geschäft in der Nordersteinstraße. Die genauen Hintergründe sowie die Frage, ob es sich um eine spontane Auseinandersetzung handelte oder ob die beiden Personen bereits eine Vorgeschichte hatten, sind derzeit Gegenstand der Ermittlungen.

Passanten hielten den Angreifer auf

Dass der Angreifer gestoppt und Schlimmeres verhindert werden konnte, ist dem Eingreifen eines 56-jährigen Passanten zu verdanken. Doni Merovci hatte beobachtet, wie der Streit eskalierte und der 21-Jährige schließlich mit einem Messer auf die Frau losging. Merovci brachte den Angreifer daraufhin zu Boden, wo er ihn über mehrere Minuten hielt.

Weitere Passanten kamen ihm zu Hilfe. „Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist und niemandem etwas Schlimmes passiert ist“, erzählt der 56-jährige Vater zweier Töchter im Video. „Das war doch meine Bürgerpflicht“, betont er.

Wo fängt Zivilcourage an und wo hört sie auf?

Doch die Situation, in die sich Merovci dafür begab, war nicht ungefährlich. Polizeisprecher Stephan Hertz erklärt: „Zivilcourage ist, anderen zu helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.“ Daher sei die Frage nicht „wann“, sondern eher „wie“ Unbeteiligte eingreifen sollten. „Zivilcourage ist es beispielsweise auch, bei einer beobachteten körperlichen Auseinandersetzung sofort die Polizei zu rufen, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen oder andere Unbeteiligte um Unterstützung zu bitten, wenn ich mich selbst allein nicht zur Hilfe in der Lage sehe“, fasst Hertz zusammen.

Doch der Grat zwischen „keine Zivilcourage zeigen“ und „unterlassene Hilfeleistung“ kann sehr schmal sein, weiß der Polizeisprecher: „Zivilcourage beginnt allerdings sehr viel früher als unterlassene Hilfeleistung.“ Grundsätzlich muss die Hilfeleistung laut Gesetz bei einem Unglücksfall, einer allgemeinen Gefahr oder einer Notlage gefordert und zumutbar sein. „Bei Zivilcourage geht es aber auch schon um das gedeihliche Zusammenleben, ohne dass gleich Straftatbestände berührt sind. Im Zweifel ist jedem zuzumuten, die entsprechenden Hilfs- und Rettungskräfte zu rufen.“

Zivilcourage mache das Zusammenleben sicherer

Dazu, wie häufig es im Einsatzgebiet der Polizeiinspektion Cuxhaven in der vergangenen Zeit zum Einsatz von Zivilcourage kam, kann Stephan Hertz „leider keine Angaben machen, da wir Zivilcourage als solche nicht auswerten oder erfassen“.

Doch zu der Frage, ob es grundsätzlich eine größere Bereitschaft zur Zivilcourage geben sollte, gibt der Pressesprecher der Polizeiinspektion eindeutig zu verstehen: „Ja! Jeder Fall von gezeigter Zivilcourage hilft unserer Meinung nach, das Zusammenleben in unserer Gesellschaft angenehmer und sicherer zu machen. Somit kann es beinahe nicht genug Zivilcourage geben.“

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