Zähl Pixel
Medizinischer Dienst

TPflege: Wie man ein gutes Heim erkennt

Die Wartelisten auf einen Heimplatz sind lang. Wenn es so weit ist, muss man meist erst mal den nehmen, den man kriegen kann. Dann kann man weitersuchen.

Die Wartelisten auf einen Heimplatz sind lang. Wenn es so weit ist, muss man meist erst mal den nehmen, den man kriegen kann. Dann kann man weitersuchen. Foto: Murat/dpa

80 stationäre Pflegeheime in Land Bremen hat der Medizinische Dienst 2024 kontrolliert – neun davon in Bremerhaven. Woran erkennen Angehörige ein gutes Heim?

Von Denise von der Ahé Montag, 10.02.2025, 07:00 Uhr

Bremerhaven. Bis 2019 bekamen die Pflegeheime Noten wie in der Schule. Das Notensystem scheiterte jedoch, da es nicht die Qualität der Einrichtungen widerspiegelte.

Heute ist das Bewertungssystem ein komplett anderes. Doch ist es jetzt besser und transparenter geworden, damit sich Pflegebedürftige und Angehörige einen Eindruck von der Qualität der Einrichtungen machen können?

Wo finde ich die Qualitätsberichte?

Wer die Daten der Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst einsehen möchte, findet die bis zu 50 Seiten langen Berichte digital auf Webportalen der Pflegekassen (Beispiele: www.pflegelotse.de, www.aok-pflegenavigator.de).

Wer die Qualität der elf Heime in Bremerhaven vergleichen möchte, muss viel Zeit mitbringen, denn heute sind die Aussagen zur Qualität differenzierter: Es gibt vier Kästchen: Sind alle vier erfüllt, heißt das: keine oder geringe Qualitätsdefizite. Ist nur eins erfüllt, bedeutet das: schwerwiegende Qualitätsdefizite – und das je nach Kriterium.

Was prüft der Medizinische Dienst bei den Bewohnern?

Die Prüfer des Medizinischen Dienstes schauen sich bei neun zufällig ausgewählten Bewohnern an, ob sie ausreichend Unterstützung bei der Mobilität und Selbstversorgung bekommen sowie bei der Gestaltung ihres Alltags. Auch die medizinische Versorgung und die Körperpflege sind wichtige Teile der Prüfung.

Was geht dem Bericht voraus?

Jede Pflegeeinrichtung ist gehalten, zweimal jährlich die eigene Qualität zu überprüfen, sagt Karin Kurzmann, Teamleitung Qualitätsprüfung beim Medizinischen Dienst Bremen.

Dafür müssen die Heime bei jedem Bewohner anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs notieren, ob er rundum gut versorgt ist oder ob irgendwo nachgebessert werden muss. Die Angaben gehen dann an eine zentrale Datenauswertungsstelle. Dem Medizinischen Dienst dienen die Daten wiederum als Grundlage für die Prüfung: Sind die Angaben zutreffend, und ist die Qualität in der Pflege sichergestellt?

Nach der Qualitätsprüfung übermittelt der MD den Prüfbericht an die Landesverbände der Pflegekassen, die die Daten auf den Webportalen für die Verbraucher einstellen.

Das Heim bekommt vorher Gelegenheit zur Stellungnahme. „Somit ist es ratsam zu prüfen, aus welchem Jahr der Qualitätsbericht stammt, da Pflegeeinrichtungen gegen eine Veröffentlichung der Qualitätsberichte Rechtsmittel einlegen können“, sagt Susanne Froese, Leiterin Pflegeversicherung beim MD Bremen. Aktuell sind bei allen elf Heimen die Ergebnisse aus dem Jahr 2024 einsehbar.

Der MD prüft die Einrichtungen, im Übrigen auch ambulante Pflegedienste und Einrichtungen der Kurzzeitpflege, mindestens einmal im Jahr – bei Beschwerden auch zusätzlich anlassbezogen und in diesen Fällen dann unangemeldet.

Einen Tag vorher muss ansonsten der Besuch des MD angekündigt werden. Erreicht man dadurch ein geschöntes Ergebnis? „Nein“, betont Kurzmann. „Das schaffen die Einrichtungen nicht. Pflegefehler können sie nicht beheben. Auch wenn etwas strukturell schiefläuft, lässt sich das nicht innerhalb eines Tages korrigieren.“

Welche Probleme tauchen in der Pflege auf?

„Durch unsere langjährigen Prüfungen hat sich die Qualität sehr stark verbessert“, sagt Kurzmann. „Allerdings sehen wir Einrichtungen, die zunehmend Schwierigkeiten in der Versorgung der Bewohner haben. Den Fachkräftemangel können sie nicht wegdrücken. Somit kommt es immer mal wieder zu Versäumnissen in der pflegerischen Versorgung – selten finden sich Druckgeschwüre (Dekubitus) oder Versteifungen der Gelenke.“

Wie findet man ein gutes Heim?

„Die wichtigste Frage ist: Bietet die Einrichtung das passende Angebot für den Menschen, der dort einziehen soll?“, betont Kurzmann. „Ist meine Mutter dement, ansonsten aber mobil? Dann muss der Fokus darauf liegen, was die Einrichtung für demenzkranke Menschen bietet. Oder habe ich jemanden, der schwerst pflegebedürftig ist und beatmet werden muss? Dann muss ich schauen, welche Einrichtung genau das leisten kann. Wie sieht es aus beim Personal, wie sind die Räumlichkeiten? Besteht die Möglichkeit für bettlägerige Menschen, aus dem Zimmer gefahren zu werden? Es gibt immer noch Einrichtungen, in denen die Türen zu schmal sind.“ Kurzmann rät, sich die Einrichtung immer unbedingt anzuschauen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Heim?

„Meistens sind es lebensbedrohliche Veränderungen gewesen, die jetzt eine 24-Stunden-Pflege erfordern“, sagt Froese. „Ganz selten ist der Einzug geplant. Die Versorgung zu Hause ist über längere Zeit defizitär, und irgendwann kippt es. Dann haben Sie nur noch eine Chance: Sie müssen das erste Zimmer nehmen, das Sie kriegen. Und dann können Sie sich in Ruhe orientieren und gegebenenfalls eine passendere Einrichtung für Ihren Angehörigen finden.“

Weitere Themen

Weitere Artikel