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Bildung

TPlietsche-Pöks-Tied: Grundschule Wischhafen nutzt ein neues Lernformat

Eigenständiges Arbeiten lernen Dritt- und Viertklässler der Nils-Holgersson-Grundschule in Wischhafen während der Plietschen-Pöks-Tied.

Eigenständiges Arbeiten lernen Dritt- und Viertklässler der Nils-Holgersson-Grundschule in Wischhafen während der Plietschen-Pöks-Tied. Foto: Susanne Helfferich

Jeden Freitag ist in der Nils-Holgersson-Schule Plietsche-Pöks-Tied. Die Kinder der dritten und vierten Klassen beschäftigen sich mit Projekten, die sie selbst umsetzen. Eine Herausforderung für alle.

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Von Susanne Helfferich
Freitag, 15.11.2024, 07:10 Uhr

Wischhafen. „Wir möchten unseren Kindern einen Unterricht bieten, der sie zukunftsfähig macht und nachhaltige Bildung ermöglicht“, sagt Schulleiterin Verena Marx-Dieckmann. Teamfähigkeit, Kommunikation, Selbstverantwortung - das seien Fähigkeiten, die für eine funktionierende Gesellschaft unverzichtbar sind. Um diese einzuüben, treffen sich die Dritt- und Viertklässler der im Bildungshaus Wischhafen angesiedelten Grundschule immer wieder freitags für drei Unterrichtsstunden und verbringen Plietsche-Pöks-Tied, schlaue Kinderzeit.

Pate steht das Lernformat Frei Day, bei dem Schülerinnen und Schüler Zukunftsfragen auf der Spur sind. Diese orientieren sich an den 17 Global Goals der Vereinten Nationen, etwa Beseitigung von Hunger, hochwertige Bildung, Bekämpfung von Ungleichheiten oder Reinigung des Planeten. In Wischhafen hat das Format einen anderen Namen: „Es wurde schon gemunkelt, dass wir die Vier-Tage-Woche an unserer Schule einrichten“, erzählt Marx-Dieckmann. Der Frei Day wurde durch die Plietsche-Pöks-Tied ersetzt, die auch für Verbundenheit zur Region stehe.

Sprechen üben für das Weihnachtsmärchen

Die Gruppen der Nils-Holgersson-Schule arbeiten jahrgangsübergreifend an eigenen Projekten. Aktuell kümmert sich eine Gruppe um einen Stand der Schule auf dem Wischhafener Weihnachtsmarkt, eine Theatergruppe übt ein Weihnachtsmärchen ein, eine weitere Gruppe organisiert eine Spielzeug-Tauschbörse und eine vierte, die Waldläufer, arbeitet an einer Schnitzeljagd.

Die Theatergruppe erzählt von ihrem Projekt: „Wir haben im Kindergarten Bilderbücher vorgelesen, um lesen zu üben“, erzählt Justus. Dafür hatten sie sich zuvor mit der Kita-Leiterin getroffen, um die Bücher gemeinsam auszusuchen. Es sei wichtig, laut und deutlich zu sprechen, so Justus. „Wir müssen bis Weihnachten unsere Texte auswendig lernen“, ergänzt Bent. Auswendig einen Text aufsagen, können die Kinder bereits, wie Emma und Sophie beweisen. Sie legen sogleich mit Herrn Ribbeck von Ribbeck los, den sie gerade lernen.

Feste Regeln für die Spielzeugbörse verabredet

Die Weihnachtsmarkt-Gruppe im Erdgeschoss der Schule diskutiert über den Aufbau. In einem Pavillonzelt wollen sie Kinderpunsch verkaufen. An einem anderen Stand wird Selbstgebasteltes angeboten. „Wir haben Ideen gesammelt, was wir basteln oder kochen könnten “, erzählt ein Mädchen. Einige Kinder haben Marmelade gekocht. „Und wir müssen schauen, für was wir Hilfe brauchen“, sagt Luis, „mein Papa hilft beim Aufbau.“

Diese Gruppe der Plietschen Pöks organisiert einen Weihnachtsmarkt.

Diese Gruppe der Plietschen Pöks organisiert einen Weihnachtsmarkt. Foto: Susanne Helfferich

Für die Spielzeugbörse haben die Kinder bereits die Spielregeln festgelegt: „Es dürfen keine Waffen, keine Elektrospiele, keine scharfkantigen Sachen und kein Schrott getauscht werden“, erklärt Tia, „und es dürfen nur gleichwertige Sachen getauscht werden.“ Bis zu fünf Spielsachen dürften es sein, erzählt Mayla. Mika, Ede und Julian wollen einen Indoor-Spielplatz für die ganz Kleinen anbieten. So viele Punkte stehen noch nicht auf ihrer Liste. „Wir fangen ja gerade erst an, Ideen zu sammeln“, so Ede.

Herausforderungen der Zukunft mit Mut begegnen

Die Plietsche-Pöks-Tied soll Schüler befähigen, die Herausforderungen der Zeit anzupacken und diesen mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und Kreativität zu begegnen. „Es ist wichtig für eine Demokratie, dass die Kinder Selbstwirksamkeit erfahren“, so die Schulleiterin. Sie sollen lernen, dass sie, wenn sie sich für etwas einsetzen, auch etwas davon haben. Sie selbst ist ein bekennendes Landkind, aufgewachsen in Wischhafen. „Gerade für uns als Dorfschule ist es wichtig, die dörflichen Strukturen zu unterstützen und das Ehrenamt als Anker wahrzunehmen, es in der Sozialisation zu verankern.“

Mika, Ede und Julian wollen bei der Spielzeugbörse einen Indoor-Spielplatz für die ganz Kleinen anbieten.

Mika, Ede und Julian wollen bei der Spielzeugbörse einen Indoor-Spielplatz für die ganz Kleinen anbieten. Foto: Susanne Helfferich

Vieles haben die Kinder selbst in die Hand genommen. So haben Bent‚ Justus‚ Edda und Fabi aus der Theatergruppe das TAGEBLATT per E-Mail informiert und in die Schule eingeladen. Werbung ist wichtig. „Wir hängen Plakate auf, die wir selbst gemalt haben“, erzählt Emma. Entscheidungen innerhalb der Gruppen fielen per Abstimmung, erzählt Justus, „manchmal losen wir auch“, ergänzt Lukas. Auch überlegten die Grundschüler, was sie mit den eingenommenen Spenden machen. Vielleicht neue Bälle für den Turnverein kaufen, der Kooperationspartner ist.

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