Bildungshaus fährt erste Ernte ein

Eine satte Ernte brachten die Kinder des Bildungshauses Wischhafen am Montag ein. Fotos Helfferich
Im April sind die Kinder des Bildungshauses in Wischhafen unter die Landwirte gegangen. Sie beackern die Fläche eines früheren Spielplatzes und ziehen mit großem Erfolg Gemüse. Am Montag wurde ein Teil der Ernte eingefahren.
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{picture1s} Mitten im Wohngebiet, zwischen Uhlen- und Kraienkamp, wuseln 30 Kinder durch die Gemüsebeete. Heute ist Pflanz- und Erntetag. Viertklässler und Kindergartenkinder bilden gemeinsam Gruppen: die einen ernten, andere harken, die nächsten setzen neue Pflanzen. Wo die Möhren bereits aus der Erde gezogen wurden, werden jetzt vorgezogene Salatpflanzen gesetzt.
André Petersen, Informatikstudent aus Hamburg, erklärt den Kindern, in welchen Abständen sie die Pflanzen setzen sollen. „Ihr müsst immer eine Schaufellänge Platz lassen“, sagt er und legt die Handschaufel auf die Erde. Max, Jolina und Thion legen los. Nur Thilo ist mehr mit den Regenwürmern beschäftigt, die er gerade ausgegraben hat.
Petersen ist einer von vier Freiwilligen, die von der Gartenackerdemie Berlin engagiert sind, um vor Ort das Projekt zu betreuen. „Ich mache es, weil mich die Arbeit mit Kindern interessiert. Die anderen leitet eher der ökologische Aspekt.“ Die Gartenackerdemie, 2014 gegründet, will das Bewusstsein für die Bedeutung von Natur und die Wertschätzung von Lebensmitteln stärken. Mehr Wissen über Naturzusammenhänge, Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft verbreiten und eine gesunde Ernährungsweise und nachhaltigen Konsum fördern. Hierfür kooperiert sie bundesweit mit rund 300 Schulen und Kindergärten.
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Das Bildungshaus Wischhafen ist die erste Einrichtung im Landkreis Stade, an der das Bildungsprogramm der Gemüseackerdemie umgesetzt wird.
Während so mancher Gartenbesitzer nach den heißen Sommertagen über Trockenschäden bei den Pflanzen klagt, steht auf dem Gemüseacker des Bildungshauses alles in Saft und Kraft. „Wir haben so gut wie nie gegossen“, erzählt Anne Grajetzki, die als Mutter die Initiative Gemüseacker mit betreut, „so erziehen wir unsere Pflanzen zu Tiefwurzlern.“ Außerdem werde der Boden gemulcht; mit Stroh, Rasenschnitt oder Grünzeug. So halte sich die Feuchtigkeit besser.
Über die Sommerferien sind die Gemüsepflanzen gut gewachsen. Die Feldtomaten hängen voller Früchte. Sie sind noch nicht erntereif. Zwischen den Maispflanzen, die schon gut tragen, kriechen Gurkenpflanzen. Verschiedene Rüben können schon aus der Erde gezogen werden.
{picture3s} Über drei Jahre geht das Projekt mit der Gemüseackerdemie, erkärt Gajetzki. Sie betreut gemeinsam mit Schulsekretärin Cordula Elkereit die Umwelt-AG. „Im ersten Jahr werden die Kinder angeleitet, im zweiten sollen sich die Kentnisse verfestigen und im dritten Jahr kommt die Saatgutgewinnung dazu. Ab dem vierten Jahr müssen wir alles alleine bewerkstelligen.“
Für Schulleiterin Verena Marx-Dieckmann ist die Gemüseackerdemie ein Paradebeispiel für die übergreifende Arbeit des Bildungshauses. Nicht nur, dass Kita und Schule ein gemeinsames Projekt haben. Einbezogen werden auch Senioren aus dem Ort, die selbst noch Gemüse im Garten ziehen oder früher gezogen haben und somit Erfahrung mitbringen. Das Projekt wird nicht nur von der Umwelt-AG beackert. Schule und Kita besuchen auch gruppen- oder klassenweise den Gemüseacker. Außerdem ist er Teil des Spielplatzkonzeptes der Samtgemeinde Nordkehdingen.
Bisher scheinen die Kinder alles richtig gemacht zu haben: Eine ganze Schubkarre voller Mangold haben sie am Montagvormittag geerntet. Dazu noch Kohlrabi, Rote Beete und Kürbisse. „Die Gemüseackerdemie ist nur der Anfang“, sagt Rektorin Marx-Dieckmann, „wir wollen noch einen Barfußpfad anlegen und eine Streuobstwiese. Auch planen wir ein grünes Klassenzimmer und wollen den Gemüseacker als außerschulischen Lernort ausbauen.“
Senioren, die bei der Gartenackerdemie mitmachen möchten, melden sich unter 0 47 70 / 425.